Glasfaserausbau in Bad Oeynhausen: Rund 7 Prozent der Haushalte sind abgehängt

Bad Oeynhausen. Bis zum Jahr 2030 sollen überall in Deutschland Glasfaseranschlüsse bis ins Haus, sowie der neueste Mobilfunkstandard zur Verfügung stehen. So zumindest sieht es die Gigabit-Strategie der Bundesregierung vor - in der Theorie. In der Praxis aber bleiben überall Hauseigentümer über, die keine Chance auf einen Anschluss haben. Im Kreisgebiet sind es vor allem die Städte Bad Oeynhausen, Minden und Porta Westfalica, die nicht flächendeckend ausgebaut werden - dabei sind die gar nicht so ländlich und abgelegen. Hille, Petershagen oder Stemwede - mitten im Nirgendwo strecken sich die orangefarbenen Glasfaserkabel aus der Erde. Dagegen sind Gebiete von Bad Oeynhausen und der Kreisstadt Minden absolut jungfräulich, was die Chance auf das schnelle Internet angeht. &bdquo;Rund 7,28 Prozent der Einwohner im Kreis Minden-Lübbecke bleiben auf der Strecke“, weiß Enrico Nauen, Gigabit-Beauftragter des Kreises Minden-Lübbecke. &bdquo;Der Rest hat ein Angebot bekommen.“ Wer das nicht nutzt oder genutzt hat - der wird keine weitere Chance bekommen: &bdquo;Das jetzt gebaute Netz überbaut keiner mehr. Wer nicht angeschlossen hat, für den wird’s irgendwann teuer.“ In Bad Oeynhausen seien das derzeit 59 sogenannte &bdquo;homes passed“-Adressen. Sie haben auf einen kostenlosen Anschluss verzichtet - und werden damit auch nie wieder die Chance auf einen kostenlosen Anschluss oder eine Förderung bekommen. &bdquo;Ein Angebot - danach kommt für Hauseigentümer kein neues mehr.“ Drei Städte kommen nur auf 35 Punkte Die Gigabit-Förderung 2.0 hat ihre Hochzeiten hinter sich. Waren es dieses Jahr noch zwei Milliarden Euro, wird im kommenden Jahr nur noch eine Milliarde Euro zur Verfügung stehen. &bdquo;Wer da als Kommune nicht laut genug ruft, der fällt ebenfalls durchs Raster“, winkt Nauen ab. Denn das Geld reicht bei Weitem nicht, um alle Löcher beim Ausbau zu stopfen. Lautes &bdquo;Rufen“ allein aber reicht nicht. Zusätzlich müssen die Kommunen bestimmte Punkte erfüllen, um überhaupt in den Genuss der Förderung zu kommen. &bdquo;140 Punkte müssten es sein - die drei Städte Minden, Bad Oeynhausen, Porta haben aber im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit zusammen gerade einmal 35.“ Deutlich zu wenig. &bdquo;Eine Chance wäre irgendwann die sogenannte Lückenschluss-Förderung“, sagt Nauen. Die aber erst bei den wirklichen Resten greift. Und die gerade einmal eine Million Euro pro Jahr und pro Ortsteil im Fördertopf hat. &bdquo;Die Preise für Tiefbauarbeiten sind immens gestiegen, da kommen sie mit einer Million nicht weit.“ Zweiter Haken: &bdquo;Es gibt lediglich einen Aufruf pro Kommune und Jahr.“ Da rückt das Glasfaser-Ziel in weite Ferne - es würden Jahre oder Jahrzehnte vergehen, bis in Bad Oeynhausen alle Restbezirke in den Ortsteilen versorgt sind. &bdquo;Bis 2030 ist das nicht zu schaffen.“ 14.608 Hausadressen gibt es in Bad Oeynhausen, 96.680 im gesamten Kreis. In der Kurstadt sind derzeit noch 2.523 Adressen ohne Glasfaseranschluss, davon fallen wiederum 941 raus, weil sie durch ihren Kabelanschluss einen gigabitfähigen Anschluss haben und somit zu schnell für eine Förderung sind. &bdquo;1.582 Adressen haben zwischen 30 und 250 Mbit/Sekunde“, erklärt Nauen, die seien somit ebenfalls zu schnell für eine Förderung gewesen. Wer von denen aber zu weit draußen liegt, wo also eine zu lange Strecke durch unbebautes Gebiet führen würde, der hat Pech. &bdquo;Das ist von Versorgerseite wirtschaftlich nicht darstellbar, da haben wir als Kreis leider auch keinerlei Argumente“, bedauert Enrico Nauen. Denn ein Grundrecht auf einen kostenlosen Anschluss gebe es nicht: &bdquo;Das ist derzeit Goodwill der Anbieter.“ Es werde &bdquo;uns niemand dieses Netz schenken“. Auch Kupferanschlüsse habe es nie umsonst gegeben. Höhere Anschlussquoten erwartet Für die, an denen das schnelle Internet vorbeizieht, bleibt also nur eine Chance: &bdquo;Selber zahlen.“ Davor aber schrecken viele zurück. Vor allem ältere Hauseigentümer sehen den Nutzen des Anschlusses nicht: &bdquo;Wenn es ihn kostenlos gibt, nehmen sie ihn. Wenn sie aber mehrere Tausend Euro bezahlen sollen, finden viele das oft unnötig und ihren bisherigen Anschluss ausreichend“, weiß Enrico Nauen aus vielen Gesprächen. Es seien gar nicht die enormen Anschlussquoten bei Glasfaser erreicht worden. &bdquo;Einen Glasfasertarif gibt es nicht unter 40 Euro im Monat - das schreckt ebenfalls viele Bürger ab.“ Denn wenn es ans Portemonnaie geht, rücke die Glasfaser-Priorität nach hinten. Das liegt auch daran, dass vielen auch Kurstädtern ihr Internetanschluss ausreicht. Nauen: &bdquo;30 Mbit reichen für Streaming, zumal auch die meisten Plattformen bei einem Gigabit gedeckelt sind. Somit sehen viele Bürgerinnen und Bürger den Mehrwert für sich nicht.“ Lesen sie auch: Glasfaser in Bad Oeynhausen: Kein flächendeckender Ausbau im Norden Wer mit seinem Haus abseits liegt und in Sichtweite eine geförderte Greenfiber-Trasse liegen hat - der kann sich ebenfalls auf eigene Kosten an diese dranbuddeln lassen. &bdquo;Greenfiber hat im Kreis einen großartigen Ausbau geleistet“, lobt Nauen das Unternehmen, das quasi als Start-up hier angefangen habe. &bdquo;Die haben fast 1.000 Adressen mehr ausgebaut als in der Förderung vorgesehen. Das macht 300 Kilometer mehr Tiefbauarbeiten.“ Was der Kreis Minden-Lübbecke für die Förderung bekommen habe, sei herausragend. &bdquo;Die waren hier ganz anders unterwegs als die großen Unternehmen.“ Noch sei Greenfiber im Kreis unterwegs, das könnten Interessierte nutzen: &bdquo;Wenn Sie in der Nähe einer Greenfiber-Trasse liegen - sprechen Sie das Unternehmen an. Vielleicht lässt sich da noch was machen“, rät Enrico Nauen. Kupfer wird nicht mehr verlegt Auf wen all das nicht zutrifft, der kann sich nur in Geduld üben. Denn der Gigabit-Beauftragte des Kreises gibt die Hoffnung nicht auf, dass in den nächsten fünf Jahren noch ein weiteres Lückenschluss-Programm der Bundesregierung aufgelegt wird. &bdquo;Das wäre für den ganzen Rest ideal. Sonst hätten einige Eigentümer auf ewig Pech gehabt.“ Aber: &bdquo;Momentan haben Porta, Minden und Bad Oeynhausen noch zu viele Lücken für eine mögliche Förderung.“ Enrico Nauen aber ist optimistisch, dass in nächster Zeit noch große Teile von Bad Oeynhausen und Minden regulär erschlossen werden. &bdquo;In Porta fehlen inzwischen nur noch 376 Adressen.“ Für Neubauten, die nicht an Glasfasertrassen liegen, wird es dagegen noch einmal komplizierter. &bdquo;Die Telekom baut kein Kupfer mehr aus“, weiß Nauen. Wer also einen Telefonanschluss haben möchte und kein Glasfasernetz vor der Tür liegen hat, hat künftig keine Chance auf einen Festnetz-Anschluss: &bdquo;Da wird immer auf das Mobilfunknetz verwiesen“, erklärt Nauen.

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