52 Beschäftigte betroffen: Traditionsunternehmen aus Holzhausen stellt Betrieb ein

Porta Westfalica-Holzhausen. Die Beschäftigten der H&H Maschinenbau GmbH hatten den besten Blick auf Zigtausende Reifen, die sich im Laufe des vorigen Jahres auf dem Nachbargrundstück anhäuften. Denn die H&H-Immobilie am Industrieweg in Holzhausen liegt erhöht, sodass man von dort eine gute Sicht hat auf die Hoffläche nebenan mit dem schlagzeilenträchtigen Reifenlager, das trotz behördlich gesetzter Fristen bis heute nicht geräumt wurde. Nun aber ist H&H wegen Zahlungsunfähigkeit selbst Gegenstand der Berichterstattung. Wenige Wochen nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens steht fest: Der traditionsreiche Entwickler und Hersteller von Klebstoffauftrags-Maschinen hat keine Zukunft. Eine Weiterführung des Betriebs ist ausgeschlossen. Geschäftsführerin möchte sich zur Insolvenz nicht äußern Beim Besuch am Mittwochvormittag wirkt das große Firmenareal verwaist. Auf dem Parkplatz im rückwärtigen Bereich stehen mehrere Autos mit den Kennzeichen MI-HH. Genutzt wird der Fuhrpark schön länger nicht mehr. Im Gebäude selbst taucht Nina Hausdorf auf. Die Geschäftsführerin öffnet zwar die Tür, möchte aber keine Auskunft zu Einzelheiten der Insolvenz geben und verweist auf die Pressemitteilung einer Anwaltskanzlei. Im kurzen Gespräch erwähnt sie die allgemein schwierige wirtschaftliche Situation, die vielen Unternehmen seit fünf Jahren zusetze – angefangen mit Corona über den Ukraine-Krieg bis hin zu dem jüngsten Hin und Her der US-Zollpolitik gebe es mehrere Faktoren, die zu wachsender Verunsicherung geführt hätten. Lesen Sie auch: Mindener Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern meldet Insolvenz an Amtsgericht ordnete Anfang März die vorläufige Eigenverwaltung an Die H&H Maschinenbau GmbH &bdquo;konnte den strukturierten Investorenprozess leider nicht erfolgreich abschließen“, steht in der Pressemitteilung der Kanzlei Krause Schmitz (Essen). Dieser Schritt sollte eigentlich die Zukunft des Unternehmens sichern und die Marktposition stärken. Es habe sich letztlich jedoch kein passender Investor gefunden, so dass der Geschäftsbetrieb eingestellt worden sei. Betroffen seien 52 Mitarbeiter.&bdquo;Unser Ziel im Investorenprozess war es, den bestmöglichen Käufer für das Unternehmen zu finden“, erklärt die Geschäftsleitung im Anwaltsschreiben. Die Produkte von H&H Maschinenbau seien gefragt. Das Interesse sei daher groß gewesen, doch bedauerlicherweise hätten die Weichen für eine stabile Zukunft des Unternehmens nicht gestellt werden können. Das Amtsgericht Bielefeld hatte am 6. März die vorläufige Eigenverwaltung über das Vermögen der Maschinenbaufirma angeordnet. Das Insolvenzverfahren wurde am 1. Juni eröffnet und Rechtsanwalt Marco Kuhlmann (Lübbecke) zum Sachwalter bestellt. Die Eigenverwaltung begleitete die Essener Kanzlei. Auch interessant: Schwarzarbeit bei Mindener Security-Firma - mehr als 100.000 Euro Schaden Kunden verschoben und kürzten Aufträge oder zogen sie ganz zurück Zuvor war die H&H Maschinenbau GmbH in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. Aufgrund der konjunkturellen Lage, schwerpunktmäßig im Maschinen- und Anlagenbau, seien wichtige Kundenaufträge seitens der Auftraggeber verschoben, gekürzt oder ganz eingestellt worden, teilt die Kanzlei Krause Schmitz mit. &bdquo;Dies führte zu einem deutlichen Umsatzrückgang, während die Kosten, primär Personalkosten, nicht schnell genug an die aktuelle Umsatzsituation angepasst werden konnten.“ Auf seiner Internetseite skizziert der Familienbetrieb seine Geschichte, die bis in das Jahr 1892 zurückreicht. Damals hat der Schuhmacher Josef Hausdorf in Schlesien die Idee, sich selbstständig zu machen. 1935 folgt dann mit Hausdorf Schuhmaschinenbau die erste registrierte Unternehmung. Während sich später ein Unternehmenszweig in der Schuh- und Orthopädietechnik etabliert, konzentrieren sich Horst und Heinz Hausdorf von 1965 an mit der Firma H&H Hausdorf auf die Entwicklung und die Herstellung von Schuhpressen, Schuhputzmaschinen für Hotels sowie Klebstoffauftrags-Maschinen für die Schuhindustrie. Entwicklungen im hauseigenen Technikum Das Unternehmen wächst im Laufe der Jahrzehnte und zählt 2023 rund 60 Beschäftigte, die nächste Generation übernimmt die Geschäftsführung. Verschiedene Klebstoffauftrags-Systeme bilden den Grundstock für die Maschinen- und Anlagentechnologie. Konstruiert und gefertigt werden Standardmaschinen mit einer Auftragsbreite von 15 Zentimetern bis 2,10 Meter als auch Sondermaschinen in abweichenden Auftragsbreiten. Im hauseigenen Technikum entwickelt H&H &bdquo;in Zusammenarbeit mit den Kunden Lösungen für einen Klebstoffbeschichtungsprozess, der wirtschaftlich effizient und ökologisch nachhaltig ist“, wirbt das Unternehmen auf seiner Homepage. Doch offensichtlich hat alles Know-how, das im Laufe der langen Firmengeschichte erworben wurde, das Ende des Portaner Traditionsunternehmens nicht verhindern können. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen