Cold-Case in Minden-Lübbecke: Mann gibt nach Jahren freiwillig DNA-Probe ab

Petershagen. Mehr als zwölf Jahre nach dem Mord an Irma K. (83) aus Döhren gibt es nun etwas Bewegung in dem bislang ungeklärten Fall. Nach Angaben der Bielefelder Polizei hat ein weiterer Mann freiwillig eine Speichelprobe abgegeben. Bislang habe er einen DNA-Test verweigert, so Sprecher Michael Kötter. Unmittelbar nach dem Tötungsdelikt hatte die Polizei 2012 innerhalb von vier Wochen Proben von 600 Männern aus Neuenknick, Döhren und Seelenfeld gesammelt. Es war bislang der größte Massen-Gentest des Kreises - einen Treffer zum Täter brachte er jedoch nicht ein. Weshalb sich der Mann ausgerechnet jetzt zu dem Test entschlossen hat, bleibt offen. Die Antworten der Polizei deuten auf Nachfrage des Mindener Tageblatt (MT) jedenfalls darauf hin, dass es sich um keinen Tatverdächtigen handelt. &bdquo;Spekulationen, wann oder warum eine Person sich zu einer Beteiligung entscheidet, verbieten sich für die Polizei“, teilt Sprecher Kötter mit. Für die Beamten würden allein die Ergebnisse der Untersuchungen sowie deren Abgleiche zu be- oder entlastenden Resultaten führen, heißt es weiter. DNA-Reihenuntersuchung muss freiwillig sein &bdquo;Die Ermittler begrüßen es aber, sich auch nach der langen Zeit an einem Test zu beteiligen. Denn mit jeder freiwilligen Mithilfe verkleinert sich der mögliche Teilnehmerkreis“, so Kötter. Der Hauptkommissar empfiehlt eine Kontaktaufnahme mit den &bdquo;Cold-Case-Emittlern“ des Polizeipräsidiums Bielefeld, wenn sich jemand ebenfalls im Nachhinein für eine Probe entscheidet. Generell sieht das Gesetz vor, dass die DNA-Reihenuntersuchung ohne Zwang erfolgen muss. &bdquo;Größter Wert wird dabei immer auf die Freiwilligkeit der mitwirkenden Personen gelegt“, informiert Polizeisprecher Kötter. Die Ermittler müssen die entnommenen Körperzellen auch unverzüglich vernichten, sobald sie für die Untersuchung nicht mehr benötigt werden, hält die Strafprozessordnung fest. Insgesamt hofft die Polizei auf eine Übereinstimmung in ihrer Datenbank. Denn nachdem die Tochter die alleinlebende 83-jährige Irma K. tot in ihrem Bungalow am 13. August 2012 fand, durchsuchten die Beamten das Grundstück an der Straße Moorbusch mehrere Tage lang intensiv. Dabei stellten sie Spuren fest, die vom mutmaßlichen Täter stammen sollen. Der Leiter der Mordkommission &bdquo;Döhren“ sprach damals von einem wichtigen Schritt und einer komfortablen Spurenlage. Cold Cases in OWL: In diesen Mordfällen wird neu ermittelt Mord an Irma K. wegen gescheitertem Einbruch? Eingeschaltete Fallanalytiker des Landeskriminalamts gingen unter anderem auch davon aus, dass das Opfer als vermögend bekannt war und daher bei der Seniorin ein Einbruch geplant gewesen sein sollte. Der scheiterte aber offenbar, stattdessen kam es zum Tötungsdelikt, vermuteten die Spezialisten. Ein weiteres wichtiges Analyseergebnis der Experten war damals auch, dass ein Bezug in den Bereich Döhren und Umgebung bestehen sollte. Nach der Tat richteten sich die Ermittlungen vor allem gegen einen damals 44-Jährigen aus dem Stadtgebiet von Petershagen. Allerdings soll er keine Verbindung zu dem Mord gehabt haben, wie sich für die Polizei herausstellte. Da weitere Hinweise ausblieben, setzte die Staatsanwaltschaft Bielefeld für eine Ergreifung des Täters eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro aus. Mit neuen Ermittlungsansätzen will die Bielefelder Polizei seit 2023 insgesamt 42 ungelöste Mordfälle aus OWL klären - dazu gehört auch der gewaltsame Tod von Irma K. Dabei möchten die Beamten bereits gesicherte Spuren neu beleuchten und von technischen Fortschritten profitieren. Im vergangenen Jahr rollte die Polizei auch den Mord an einem Baby auf. Der Säugling wurde vor 50 Jahren tot am Uferrand der Weser in Petershagen-Wietersheim entdeckt. Die Ermittler gingen davon aus, dass das Kind im Juli 1971 geboren und anschließend vier Wochen später umgebracht wurde. Schon damals fehlten entscheidende Zeugenaussagen. Mehr Infos: Totes Baby aus Weser geborgen - Fall wieder aufgerollt DNA-Probe führte 2023 zu Erfolg bei Tätersuche Dazu und zu den Morden an Margret C. (2002) und des Mindener BASF-Chemiefacharbeiters (2006) würden die Ermittlungen noch andauern, teilt Sprecher Michael Kötter mit. &bdquo;Den vereinzelt eingegangenen Zeugenhinweisen gehen die Ermittler nach.“ Diese Angaben hätten bislang nicht dazu geführt, dass die Fälle geklärt werden konnten, heißt es. Dass DNA-Proben einen Täter überführen können, zeigte sich zuletzt nach einem Sexualdelikt an der Mindener Weserbrücke. Das gelang den Beamten, weil der Vergewaltiger 2022 wegen eines anderen Delikts ins Gefängnis musste und dort DNA-Proben abgab. 2023 stellte dann das Landeskriminalamt einen Treffer in seinem System und den Zusammenhang mit der Tat an der Weserbrücke fest. Das Landgericht Bielefeld verurteilte den geständigen Syrer im Herbst 2024 rechtskräftig zu einer Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten.

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