30 Jahre brutalem Überfall: Bielefelder Kripo überführt Verdächtigen nach Raubmord

Bielefeld-Oldentrup. Die Akten zu dem brutalen Fall verstaubten längst im Schrank. Mehr als 30 Jahre lang war nicht geklärt, wer Heinz-Georg Strohmidel in seinem Kiosk erschlagen hatte. Doch dann gelang den Cold-Case-Experten der Kripo ein beeindruckender Erfolg – durch eine durchaus strittige juristische Neuerung. Wie Guiskard Eisenberg, Sprecher des Bielefelder Landgerichts, mitteilte, hat die Staatsanwaltschaft nun gegen einen 45-jährigen Bielefelder Anklage wegen Mordes erhoben. Mehr als 31 Jahre nach dem Raubmord an Kioskbesitzer Heinz-Georg Strohmidel hat die Staatsanwaltschaft einen 45-jährigen Bielefelder wegen Mordes angeklagt. Der Angeklagte war zur Tatzeit 15 Jahre alt, der Angeklagte wird sich daher vor einer Jugendstrafkammer des Landgerichts verantworten müssen und das Verfahren selbst dürfte unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufen, bestätigt Eisenberg. Auch wenn der besondere Schutz eines Jugendlichen als Grund für den Ausschluss nur noch schwer zu vermitteln ist, sei das im Gesetz so vorgeschrieben. Die Ermittler der Cold-Case-Einheit der Bielefelder Kripo hatten den Fall im Februar 2025 noch ein Mal öffentlich gemacht, nachdem sie in einem Arbeitshandschuh, der damals am Tatort gefunden worden war, DNA sicherstellen konnten, die mutmaßlich vom Täter stammen musste. 200 Männer aus Bielefeld mussten erneut zur Speichelprobe Das Kürzel M.T., das jemand auf diesen Handschuh geschrieben hatte, führte die Ermittler schließlich bei den Ermittlungen unter den damaligen Anwohnern rund um den Kiosk, der in Oldentrup an der Straße Am Recksiek lag, zu einem engeren Personenkreis von 200 Männern, die alle zur Speichelprobe gebeten wurden. Im April meldeten Polizei und Staatsanwalt dann den Durchbruch in dem bisher ungelösten Fall. Mordfall in Bielefeld: Überraschende Festnahme in einem Cold Case von 1994 Unter den 200 Speichelproben fand sich die DNA eines nahen Verwandten des mutmaßlichen Täters. Das bestätigte das Gen-Labor. Vor wenigen Jahren wären die Beamten an dieser Stelle trotzdem am Ende ihrer sehr akribischen Ermittlungen gewesen. Bis ihnen eine Gesetzesänderung neue Möglichkeiten brachte. Bis 2017 waren DNA-Beinahetreffer nicht verwendbar Denn bis 2017 durfte die DNA eines Verwandten nicht weiter für die Ermittlungen verwendet werden. Der Bundesgerichtshof hatte die Gesetzesentscheidung nach dem Grundsatz, dass einem Verwandten ein Zeugnisverweigerungsrecht zusteht, um diesen nicht belasten zu müssen, auch bei DNA-Beinahetreffern bestätigt. Damit sollte ausgeschlossen werden, dass eine Person, die die Tat nicht begangen hat, mit seiner Speichelprobe unwissentlich an der Überführung eines Verwandten mitwirkt. Im August 2017 wurde diese Entscheidung für DNA-Beinahetreffer gekippt. Seitdem steht in der Strafprozessordnung (Paragraf 81), dass DNA-Proben auch zur Identifizierung von &bdquo;Verwandten in gerader Linie oder in der Seitenlinie bis zum dritten Grad“ herangezogen werden dürfen. Das hatte damals zu massiver Kritik geführt, weil eine Reihenuntersuchung als Grundrechtseingriff nur mit der Einwilligung der Betroffenen zulässig ist. Kritiker bezweifeln, dass den Betroffenen die Tragweite ihrer Einwilligung ohne Weiteres klar sei, auch wenn die Polizei bei Reihenuntersuchungen auf die neuen familiären Möglichkeiten hinweisen muss. Speicheltest überführt unwissentlich seinen Bielefelder Bruder Auch der Bruder des nun Angeklagten (45) dürfte nicht damit gerechnet haben, dass er nun dabei behilflich war, seinen Bruder zu überführen. Dieser steht nun unter dringendem Tatverdacht. Der Bielefelder soll als 15-Jähriger in den Kiosk eingedrungen sein, Kiosk-Besitzer Heinz-Georg Strohmidel überfallen und mit einem Metallgegenstand tödlich am Kopf verletzt haben. Die Staatsanwaltschaft geht von Mord aus – vermutlich lautet das Mordmerkmal Habgier. Landgerichtssprecher Guiskard Eisenberg wollte keine weiteren Details zur Anklage mitteilen. Diese strafrechtliche Einschätzung war übrigens nötig, um den Fall überhaupt noch vor Gericht zu bekommen. Denn Totschlag wäre nach 31 Jahren längst verjährt, Mord verjährt aber niemals. Wann der Prozess vor dem Bielefelder Landgericht startet, steht noch nicht fest. Der Podcast zu dem Fall: Kioskbetreiber stirbt: Bielefelder Kripo will brutalen Raubmord aufklären 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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