Durchbruch im Mordfall Tino Werner aus Bad Driburg: Verhaftung mehr als 20 Jahre nach der Tat

Bad Driburg/Bielefeld. Seit mehr als 20 Jahren wartete die Familie von Tino Werner darauf, endlich Erlösung zu bekommen, endlich zu erfahren, warum der damals 29-Jährige sterben musste. Und wer es war, der ihn am späten Abend des 12. November 2003 tötete. Jetzt meldet die Ermittlungsgruppe Cold-Case der Bielefelder Polizei nach einer DNA-Reihenuntersuchung einen Durchbruch: Ein DNA-Treffer führte am Donnerstag, 15. Mai, zur Festnahme eines tatverdächtigen Mannes. Das melden Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag. &bdquo;Den Beamten der Ermittlungsgruppe Cold Case gelingt damit die Aufklärung eines weiteren Altverfahrens nach jahrelanger Arbeit“, heißt es. Im Rahmen einer DNA-Reihenuntersuchung und dank der Möglichkeiten neuester Kriminaltechnik sei nun ein Tatverdächtiger identifiziert worden: Der heute 57-jährige Beschuldigte aus Kürten im Bergischen Land steht im dringenden Verdacht, den damals 29 Jahre alten Kellner Tino Werner ermordet zu haben. &bdquo;Mein Team belohnt sich mit dieser Festnahme für eine monatelange und intensive Kraftanstrengung“ betont der Leiter der Ermittlungsgruppe, Erster Kriminalhauptkommissar Markus Mertens. &bdquo;Es war für uns nur schwer auszuhalten, dass sich der Täter bis heute nicht für dieses Gewaltverbrechen verantworten musste. Nun haben wir den Tatverdächtigen ermittelt und damit den Grundstein für ein ordentliches Gerichtsverfahren gegen ihn gelegt. Unsere Ermittlungsakten in diesem Cold-Case-Fall können daher in Kürze für immer geschlossen werden.“ Bereits unter den ersten zehn Proben war der Treffer Zum Durchbruch verhalf den Ermittlern die erneute Durchführung einer DNA-Reihenuntersuchung. Bereits in den Jahren 2003 und 2004 hatten die Mordkommission &bdquo;Morgenstern“ auf der Grundlage der seinerzeit festgestellten DNA-Spuren eine solche Maßnahme durchgeführt, damals noch ohne Erfolg. Nachdem altes Spurenmaterial vom Tatort und vom Leichnam nun noch einmal mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden forensisch untersucht wurde, stellten Wissenschaftler des LKA deutlich aussagekräftigeres DNA-Material fest, welches sich zudem von den damals vorhanden Fragment-Spuren unterschied. Die DNA des Spurenverursachers konnte auf diese Weise entschlüsselt, jedoch zunächst noch keiner Person zugeordnet werden. Die Ermittlungsgruppe Cold Case entschloss sich zu einer Wiederholung der DNA-Reihenanalyse und damit zur Entnahme von Speichelproben bei über 120 bekannten Kontaktpersonen des Getöteten. Dabei sei der entscheidende Schritt in Richtung des Täters gelungen: Bereits unter den ersten zehn entnommenen Proben konnten Wissenschaftler eines Privatinstituts für forensische Molekulargenetik aus Emsdetten das DNA-Profil feststellen, das im Rahmen der vorherigen Untersuchungen am Leichnam festgestellt worden war: &bdquo;Der Spurenleger ist damit zweifelsfrei identifiziert.“ Der mutmaßliche Täter wurde im Bergischen Land festgenommen Der damals 35-jährige Mann, der zuletzt in Kürten lebte, sei nun Beschuldigter in einem Strafverfahren wegen Mordes. Er wohnte damals in der Nachbarschaft des Getöteten. Er soll aus Habgier und niederen Beweggründen gehandelt haben, heißt es. Nach Zeugenangaben habe er ein Problem mit den homosexuellen Neigungen des Opfers gehabt. Aufgrund der Beweislage beantragte die Staatsanwaltschaft Paderborn einen Untersuchungshaftbefehl beim Amtsgericht in Paderborn. Dieser wurde antragsgemäß erlassen. Der Täter wurde am 15. Mai von Beamten der Ermittlungsgruppe Cold Case an seiner Arbeitsstätte im Bergischen Land festgenommen und anschließend einem Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Paderborn vorgeführt werden. Dieser verkündete den Haftbefehl und ordnete die Untersuchungshaft an. &bdquo;Erneut hat uns kleinteilige Ermittlungsarbeit gepaart mit modernster Kriminaltechnik ans Ziel geführt“, stellt Markus Mertens fest. &bdquo;Der Aufwand hat sich gelohnt und spornt uns an, die Verfolgung von Altfällen auch weiterhin mit aller Kraft voranzutreiben. In diesem Fall ist es uns nicht nur gelungen, den Angehörigen Gewissheit zu verschaffen. Wir haben auch gezeigt, dass es immer wieder möglich sein kann, Tatverdächtige auch nach langer Zeit noch zu überführen.“ Auch interessant: &bdquo;Cold Cases“: Wie ungeklärte Mordfälle aus OWL und ganz NRW gelöst werden sollen Mordopfer war Kellner Brakeler &bdquo;Brunnenklause“ Tino Werner arbeitet als Kellner in der &bdquo;Brunnenklause“, damals die Hausbar des Hotels Am Kaiserbrunnen in Brakel. In der Freizeit chattet er gern und sucht Kontakte zu anderen Männern auf Datingportalen wie gaychat.de, eine Website, die es heute gar nicht mehr gibt. Seine Nicknames sind nicht allzu einfallsreich. &bdquo;Wernertino“ nennt er sich, wie in alten Berichten zu lesen ist, oder aber in Anlehnung an seinen Job &bdquo;barkeeperklause“. Der Bad Driburger war zuverlässig. Deswegen fiel es auf, dass er am 11. November 2003, einem Dienstag, nicht zur Schicht erschien. Seine Leiche wurde jedoch erst am Abend des Folgetages, Mittwoch, 12. November 2003, gegen 21.10 Uhr gefunden. Nach einem Hinweis aus dem Bekanntenkreis fanden Polizeibeamte die Leiche Tino Werners in seiner Wohnung an der Straße Im Morgenstern in Bad Driburg. Eine Siedlung im Süden der Badestadt. Lesen Sie auch: Die spektakulärsten Cold Cases im Kreis Höxter Tino Werner wurde im Jahr 2003 erdrosselt &bdquo;Die Obduktion ergab, dass Tino Werner erdrosselt wurde“, erklärt die Bielefelder Polizei in einer Mitteilung. Es gab offensichtliche Hinweise auf einen Raubmord. &bdquo;Die Kellnergeldbörse mit etwa 150 Euro Bargeld“ hatte der Täter offenbar an sich genommen, wie die Polizei weiter schildert. Auffällig war außerdem, dass Werners blau-metallic lackierter Opel Astra nicht am Wohnhaus, sondern etwa 1,5 Kilometer entfernt in der Bad Driburger Innenstadt entdeckt wurde. &bdquo;In der Nähe mehrere Szene-Kneipen“, wie die Polizei beschreibt. Genauer wollen die Ermittler hier aus taktischen Gründen nicht werden. Der genaue Fundort könnte Täterwissen sein. .responsive23-Uo26jsoknzRRZ0Mr-map-0509-bad-driburg-cold-case { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Uo26jsoknzRRZ0Mr-map-0509-bad-driburg-cold-case { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Uo26jsoknzRRZ0Mr-map-0509-bad-driburg-cold-case { padding-top: 142.86%; } } Trotz vieler Hinweise lange kein Durchbruch Um zu klären, was passiert ist, wird die Mordkommission &bdquo;Morgenstern“ gegründet - passend zum Leichenfundort. Einen Durchbruch gab es aber nie. &bdquo;Nicht dass sich ein Tatverdacht erhärtet hätte“, erklärt ein Sprecher der Polizei Bielefeld im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Dabei hatte es binnen kurzer Zeit viele Hinweise aus der Bevölkerung gegeben. Von 75 ist die Rede in einem Bericht, der aus dem Dezember 2003 stammt. Zum Thema: Die größten und spektakulärsten Kriminalfälle 2024 im Kreis Höxter Etwa in dieser Zeit hatte die Polizei auch mit Phantombild nach einem wichtigen Zeugen gesucht. Der Gesuchte sei mit Tino Werner im Auto unterwegs gewesen, hieß es. Heute sucht die Polizei bewusst nicht mehr mit dem Bild. Denn sie will jeden Hinweis erhalten, den sie bekommen kann. Zu viele Angaben, zu konkrete Schilderungen könnten dem entgegenstehen. Ermittler vermuteten: Täter und Opfer kannten sich Die Polizei war überzeugt, dass der 29-Jährige seinen Mörder kannte. Denn der Bad Driburger nahm ihn mit in seine Wohnung. Auch Personen, die vor Jahren bereits eine Probe in dieser Sache abgegeben haben, mussten erneut eine Probe abgeben. Denn alle Vergleichsproben und die daraus resultierenden Daten aus den Jahren 2003/2004 waren nach dem Abgleich mit dem damaligen Spurenmaterial vernichtet worden. So will es das Gesetz. &bdquo;Es wurde nichts gespeichert, so dass wir aufgrund der neuen Spurenlage noch einmal ganz von vorne beginnen werden“, erklärt Mertens. Auch lesenswert: Neue Spur über 20 Jahre nach Mord an einem Barkeeper Parallel setzte die Polizei Bielefeld weiter auf Hinweise aus der Bevölkerung. Einen extra Motivationsschub erhoffte sich die Polizei auch aufgrund einer großen Belohnung für den entscheidenden Hinweis. 3.000 Euro von der Staatsanwaltschaft Paderborn, 7.000 Euro aus dem Umfeld des Getöteten. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter.

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