Ausgeraubt und mit Waffe bedroht: 26-Jähriger muss fünf Jahre ins Gefängnis

Petershagen/Bielefeld. Diesen Autokauf werden zwei Gebrauchtwagenhändler aus Göttingen nicht so schnell vergessen: Im Januar vergangenen Jahres zückte der Anbieter eines Autos plötzlich eine Waffe, erpresste die Herausgabe von 23.400 Euro und hielt die Männer stundenlang in seiner Gewalt. Das Bielefelder Landgericht verurteilte den Täter, den 26-jährigen Ferhat S. (Name geändert) aus Petershagen nun wegen schwerer räuberischer Erpressung sowie Freiheitsberaubung zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren. Täter ist vorbestraft Was genau Ferhat S. zu der Tat bewogen hatte, ließ sich in der mehrtägigen Hauptverhandlung vor der I. Großen Strafkammer nicht mehr ermitteln – möglicherweise weiß dies nicht einmal der Täter selbst. Zwar dürfe, so der Vorsitzende Richter Georg Zimmermann in der Urteilsbegründung, nicht ausgeblendet werden, dass S. vorbestraft sei. Dennoch sei er in den vergangenen Jahren offenbar auf einem wirklich guten Weg gewesen – weshalb die Ausführung und Qualität der vorliegenden Tat überraschten. Fest steht, dass Ferhat S. im Januar 2019 einen gebrauchten Mercedes zum Kauf angeboten hatte. Der Wert des Autos dürfte bei etwa 11.000 bis 13.000 Euro gelegen haben. Und tatsächlich fanden sich bald Interessenten: Am Morgen des 9. Januars begaben sich zwei 23 und 26 Jahre alte Verwandte eines Autohändlers aus Göttingen nach Petershagen, um das Auto zu inspizieren. Da sie an jenem Tag noch weitere Fahrzeuge begutachten und gegebenenfalls erwerben wollten, hatten sie 23.400 Euro Bargeld bei sich. Diese ließen sie den Angeklagten auch sehen. Und das weckte offenbar Begehrlichkeiten: Während der Probefahrt, die S. mit einem der Männer unternahm, hielt zückte er plötzlich eine Schusswaffe und presste dem Kaufinteressenten die Summe ab. Wieder an seiner Wohnung angekommen, hielt S. beide Männer unter Vorhalt der Waffe über längere Zeit in dem Haus fest. Er sagte, er sei ein Mafioso und bringe beide um, sollten sie die Polizei informieren. Schließlich ließ er die Männer gehen. Diese wendeten sich kurz darauf auf der Autobahn 2 an die Autobahnpolizei. Es dauerte nicht lange, bis S. als Täter identifiziert war – hatte er doch keine Anstalten gemacht, seine Identität geheim zu halten. Weder hatte er seine auffälligen Tätowierungen bedeckt, noch hatte er den Kaufinteressenten falsche Adressen oder Telefonnummern genannt, unter denen er zu erreichen sei. Dies alles spreche dafür, so Richter Zimmermann, dass S. den Raub nicht geplant habe. War Kokainkonsums schuld? Was aber war es dann? Ein schlimmes Versagen infolge eines zuvor erfolgten Kokainkonsums? Dies zumindest hatte S. vor Gericht als Erklärungsversuch angeführt. Zwar hat der Angeklagte nach Aussage seines Freundeskreis eher eine ablehnende Haltung Drogen gegenüber, doch war die Einlassung von S. nicht ohne weiteres vom Tisch zu wischen – zu widersinnig erschienen Tatablauf und insbesondere, was sich im Anschluss ereignete: Noch in den Mittagsstunden des Tattags, also recht kurze Zeit, nachdem die beiden überfallenen Männer Petershagen verlassen hatten, schickte S. ihnen per Handy eine Nachricht. In dieser bot er ihnen an, den fraglichen Mercedes nebst 10.000 Euro Bargeld nach Göttingen zu bringen. Es wirkte beinahe, als sei S. nun erst klar geworden, was er getan hatte. Das Bielefelder Landgericht verurteilte Ferhat S. zu fünf Jahren Haft. Darüber hinaus zog es seinen Mercedes ein. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, so muss S. – der türkischer Staatsbürger ist – mit ausländerrechtlichen Konsequenzen rechnen.

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