Tanzlehrerin zu laut: Bielefelder droht ihr mit Softair-Pistole

Bielefeld. Ein Nachbarschaftsstreit ist im Juni 2023 derart eskaliert, dass ein 77 Jahre alter Bielefelder schließlich eine Gaspistole zückte und somit für einen größeren Polizeieinsatz sorgte. Nun musste er sich wegen des Verdachts der Bedrohung vor dem Amtsgericht verantworten. Das Gericht stellte das Verfahren schließlich gegen eine Geldauflage ein. Es sei ein klassischer Fall aus der Serie &bdquo;Tatort Gartenzaun“, sagte Verteidiger Carsten Ernst zu Beginn der Verhandlung, &bdquo;beide Seiten haben wohl etwas zu dem Geschehen beigetragen“. Bei diesem Geschehen handelt es sich um einen schon seit langer Zeit andauernden Streit um den Geräuschpegel, der von einer Bielefelder Tanzschule ausgeht. Der nun angeklagte Oscar S. (77) wohnt mit seiner Ehefrau in direkter Nachbarschaft zu der Schule – und fühlt sich bereits seit geraumer Zeit durch diese gestört. In Schreiben an das Ordnungsamt hieß es, es sei kaum möglich, auf der eigenen Terrasse zu sitzen. Auch bei geschlossenen Fenstern seien die Musik und die lauten Kommandos zu hören – sogar an Sonntagen. Auch nehme die Betreiberin der Tanzschule keinerlei Rücksicht auf die Anwohner, sondern probe mit ihren Schülern bei geöffnetem Fenster oder vor dem Gebäude. Lesen Sie auch: Mann (49) soll auf Bielefelder Schulgelände mit Softair-Waffe hantiert haben Zeugen werden auf Streit aufmerksam Als die Tanzlehrerin am 13. Juni 2023 mit Schülerinnen im Freien eine Choreografie einstudierte, war das Maß für Oscar S. gegen 19.40 Uhr offenbar voll: &bdquo;Wir hörten, dass es einen Streit gab“, sagte ein als Zeuge geladener Student in der Verhandlung, der mit einem Freund zufällig in der Nähe gesessen hatte und durch den Lärm auf das Geschehen aufmerksam geworden war. Die jungen Männer begaben sich zu dem aufgebrachten S., der lautstark mit der Tanzlehrerin diskutierte. Die Studenten forderten den Senior auf, wegzugehen. Das tat er dann auch, kehrte jedoch mit einer Pistole in der Hand zurück. &bdquo;Ich hatte Angst, weil ich dachte, die Waffe sei echt“, sagte der Zeuge vor Gericht. Der Angeklagte habe geäußert: &bdquo;Kommt nur einen Schritt näher, dann erschieße ich euch“, führte der 25-Jährige weiter aus. Die jungen Männer rieten der Tanzlehrerin, sie möge die Polizei rufen – die dann auch kurz darauf am Ort des Geschehens erschien. Im Überblick: Alle Berichte zur Polizei in Bielefeld Polizisten durchsuchen Wohnung &bdquo;Das war dann ja schon großes Kino. Es waren sechs oder sieben Beamte, weil von einem Schusswaffeneinsatz die Rede war“, sagte Richterin Muna Eid. Die Polizisten durchsuchten das Haus von Oscar S. und stellten dort die Softair-Pistole sicher, die der angetrunkene 77-Jährige zuvor wohl auf die Zeugen und die Tanzlehrerin gerichtet hatte. Ein Maschinengewehr, mit dem der Angeklagte im Streit gedroht haben soll, fanden die Beamten jedoch nicht. Sowohl die Vertreterin der Staatsanwaltschaft als auch Verteidiger Carsten Ernst lobten in der Verhandlung die Zivilcourage der beiden Studenten. &bdquo;Sie haben alles richtig gemacht“, sagte Ernst zu den Zeugen. Etwas misslich aus Sicht der Prozessbeteiligten war hingegen, dass die mutmaßlich bedrohte Tanzlehrerin sich krankgemeldet hatte und nicht zur Verhandlung erschienen war – und somit nicht zu dem in Rede stehenden Geschehen befragt werden konnte. Richterin Muna Eid stellte das Verfahren gegen den &bdquo;in 77 Jahren nicht vorbestraften S., der noch nicht einmal Punkte in Flensburg hat“ schließlich gegen Zahlung einer Geldauflage von 600 Euro an ein Kinderhospiz mit Zustimmung der Prozessbeteiligten vorläufig ein. Die eingezogene Softair-Pistole wird Oscar S. freilich nicht zurückerhalten. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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