Radikaler Stellenabbau bei Mindener Unternehmen - mehr als 80 Mitarbeitern gekündigt

Minden/Petershagen. Das insolvente Unternehmen Paletti Profilsysteme mit Sitz in Meißen trennt sich vom Großteil seiner Mitarbeiter. Informationen des Mindener Tageblatts (MT) zufolge hat der 1990 gegründete Betrieb insgesamt 81 Angestellten gekündigt, zuletzt beschäftigte Paletti insgesamt 115 Mitarbeiter. Der Insolvenzverwalter Kimon Phillip Kantis bestätigt die Zahl nicht, räumt aber Kündigungen ein. Man stehe derzeit in laufenden Verhandlungen mit einem Investor, heißt es. MT-Informationen zufolge steht auch der Standort in Lahde vor dem Aus. Dieser wird wohl aufgelöst, sodass der Fokus nur noch auf Meißen liegt. Von den in Petershagen Beschäftigten soll man sich fast komplett getrennt haben. In dieser Woche habe es eine Betriebsversammlung gegeben, bei der die Entscheidungen verkündet worden waren, berichten Mitarbeiter dem MT. Die Versammlung lief offenbar ruhig ab, viele der Beschäftigten sollen aber urlaubsbedingt gefehlt haben. In den Wochen zuvor kursierten Namenslisten mit möglichen Entlassungen. Von einem dynamischen Prozess ist die Rede. Inzwischen haben die Betroffenen ihre Kündigungen erhalten. Einige trafen sich später unfreiwillig beim Jobcenter wieder. Hintergrund: Mindener Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern meldet Insolvenz an Kündigungen könnten juristische und arbeitsrechtliche Folgen haben Aus unterschiedlichen Quellen hieß es gegenüber dem MT, dass Paletti Profilsysteme nicht mehr genug Geld in der Insolvenzmasse habe, um das Gehalt während der Kündigungsfrist weiterhin wie gewohnt zu zahlen. Die Mitarbeiter sollen zumindest für den August noch Löhne erhalten und danach springt das Arbeitsamt ein. Die Kündigungen könnten juristische und arbeitsrechtliche Folgen haben. Mitarbeiter kritisieren das Fehlen eines Sozialplans und eine undurchsichtige Auswahl. Auch dem Betriebsratsvorsitzenden soll gekündigt worden sein. In der Regel genießt der einen besonderen Kündigungsschutz, MT-Informationen zufolge könnte auch der Betriebsratschef eine Klage erwägen. Alle Entscheidungen hängen wohl mit dem Investor zusammen. Es handelt sich MT-Informationen zufolge um ein Unternehmen aus Bayern. Zu den Details wollten sich Insolvenzverwalter Kimon Phillip Kantis und Geschäftsführer Sven Reinke nicht äußern. Reinke äußerte vor einigen Wochen die Hoffnung, dass Paletti die Insolvenz übersteht und sich neu aufstellt. Zum Thema: Deutlich mehr Insolvenzen in NRW - auch OWL trifft es dutzendfach Mindener Unternehmen beantragte Insolvenz im Mai Das Unternehmen hatte im Mai einen Insolvenzantrag gestellt, das Amtsgericht Bielefeld eröffnete die Insolvenz einen Monat später. Probleme machte dem Betrieb - eigenen Angaben zufolge - vor allem die anspannte Situation in der Automobilbranche. Paletti vertreibt Alu-Profilsysteme für den Maschinen- und Anlagenbau. Zu den wichtigsten Kunden zählten unter anderem die VW-Gruppe, Mercedes Benz und Tesla. Die Autobauer befinden sich in der Krise, Volkswagen meldete jüngst Gewinneinbrüche. Die Folgen bekam auch der Mindener Betrieb zu spüren. Paletti Profilsysteme wurde 1990 von Helmuth Kahl gegründet und wuchs mit den Jahren. Anfang 2000 zählte Paletti noch 64 Mitarbeiter, 2024 waren es bereits 190. Zunächst begann alles im Gewerbepark Meißen. Dann ersteigerte der Gründer den Firmenkomplex der ehemaligen Feinkostfabrik Zamek in Lahde, wo Paletti im Zuge einer Expansion seitdem ebenfalls tätig war. 2018 kam es dort zu einem Brand in der Lagerhalle. Insgesamt entstand ein hoher Sachschaden. 2021 übergab Helmuth Kahl sein Unternehmen in andere Hände, weil er aus dem Betrieb ausschied. Die Wuppertaler MIB Industriebeteiligungen GmbH & Co. KG erwarb 100 Prozent der Anteile an der Paletti-Gruppe und die zwei eigenständig operierenden Tochtergesellschaften in den USA und in Großbritannien. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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