Fokus auf den Sitz in Herford: Buchhandlung Otto am Mindener Dom gibt auf

Minden. In der Mindener Innenstadt schließt sich ein weiteres Kapitel, die Buchhandlung Otto am Dom macht am 31. Mai dicht. Zu Ende ist die Geschichte des Traditionsgeschäfts aber noch nicht: Am Stammsitz in Herford geht es unverändert weiter. 1921 dort von Erich Otto gegründet, existiert sie seit 1928, hervorgegangen aus einer evangelischen Schriftenmission, als christliche Buchhandlung in Minden. Zuerst in der Simeonstraße beherbergt, hat sie seit 1988 ihren Sitz am Großen Domhof in der Innenstadt. &bdquo;Zu der Zeit suchte Propst Jakobi, der sehr bibliophil war, einen Nachfolger für die katholische Bonifatius-Buchhandlung, die sich nicht mehr lohnte“, berichtet Wolf-Dieter Otto, der die Buchhandlung heute in dritter Generation führt. &bdquo;Ökonomische Buchhandlung“ Damals, als Otto also aus der Simeonstraße an den Dom gezogen war, hätte jemand gesagt, das sei nun eine ökonomische Buchhandlung. &bdquo;Derjenige hat sich zwar versprochen und wird wohl ökumenisch gemeint haben, hatte aber doch irgendwie recht“, meint Wolf-Dieter Otto schmunzelnd. Wenn sich weder eine katholische noch eine evangelische Buchhandlung trägt und beide sich zusammentun, hätte das doch auch einen wirtschaftlichen Aspekt. Lesen Sie auch: Buchhändler aus dem Kreis Herford empfehlen: Diese Bücher müssen Sie 2025 lesen Wirtschaftliche Gründe sind es auch, die den Buchhändler nun dazu treiben, das Geschäft in Minden zu schließen. Dem 52-Jährigen, der schon als kleiner Junge &bdquo;Buchhandlung“ werden wollte, dann aber doch erst Biologie, Ökologie und Naturschutz studierte, fällt der Schritt nicht leicht. &bdquo;Ich hätte gern weitergemacht“, so Otto. Aber die &bdquo;allgemeinen Strukturprobleme in den Innenstädten“ würden es den Geschäften nicht leicht machen. Eigentlich würden die Innenstädte nur noch als Kulisse zum Schlendern dienen. Die Kunden würden aber vergessen, dass diese Kulissen auch finanziert werden müssten - nämlich durch Käufe. Verändertes Kaufverhalten der Kunden Hinzu kämen gestiegene Energie- und Personalkosten, verringerte Margen und das veränderte Kaufverhalten der Kunden. &bdquo;Bücher werden immer mehr online bestellt“, kritisiert Otto. Und dass es Kirchen immer schwerer haben, sei auch nichts Neues. Deswegen habe der Buchhändler sein Angebot auch schon vor etwa 25 Jahren stark erweitert und würde seitdem, neben dem christlichen Sortiment, auch allgemeine Literatur anbieten. Als jetzt seine langjährige und mittlerweile einzige Mitarbeiterin Regina Helming kurz vor ihrer Rente ihre Arbeitszeit stark von sechs Tagen die Woche auf wenige Stunden reduzieren wollte, war es für Wolf-Dieter Otto der richtige Zeitpunkt, Nägel mit Köpfen zu machen. &bdquo;Eigentlich habe ich das Geschäft nur noch für die Stammkunden und die Mitarbeiter aufrecht gehalten“, so Otto. Wirtschaftlich sei es schon seit längerem &bdquo;grenzwertig“ gewesen. Lesen Sie auch: Booktok und Kulturpass: Wie TikTok-Trends junge Leser in Herforder Buchhandlungen locken In einem Rundbrief habe er seine Kunden über die Geschäftsaufgabe informiert. &bdquo;Die sind zum großen Teil sehr traurig“, hat der Buchhändler erfahren. In Minden habe er eine ganz andere Kundschaft als in Herford, wo er vor allem allgemeine Literatur verkauft. &bdquo;Sehr viel persönlicher“, beschreibt es Otto. An den Großen Domhof kämen viele ältere Menschen, Mütter, die für ihre Kinder einkaufen und interessierte christliche Jugendliche, die Fische-Aufkleber, Ketten, Kreuze, Stifte und Armbänder mit kirchlichem Bezug kaufen. Buchtipp vom Krimi-Liebhaber Minden hat für ihn, auch wenn das Meer noch weit entfernt ist, etwas Küstenhaftes. &bdquo;Ich finde es schön hier.“ Wenn er hier Urlaubsvertretung für seine Mitarbeiterin macht, verbringt er die Mittagspause gern an der Weser. &bdquo;Dann beobachte ich die Vögel“, erzählt Otto. Ein Buch hat er dann nicht dabei. Zwar lese er gern - aber zu wenig. Auch wenn er Feierabend habe, könne er sich als Selbstständiger dann oft nicht aufs Sofa setzen. &bdquo;Ich habe viel zu tun“, so der Buchhändler, der trotzdem einen Lesetipp hat. Er liebe Krimis, gerne humorvoll und weniger brutal. &bdquo;Der nette Herr Heinlein“ von Stephan Ludwig heißt sein aktuelles Lieblingsbuch. Zeit zum Lesen erhofft sich auch Regina Helming davon, dass sie nun kürzertritt und nur noch stundenweise in Herford aushilft. Seit 1978 arbeitet die Buchhändlerin mit nur kurzer Unterbrechung bei Otto. &bdquo;Die Kunden kenne ich teilweise seit mehr als 40 Jahren“, erzählt die 63-Jährige wehmütig. Sie selbst schließe das Kapitel mit einem lachenden und einem weinenden Auge. &bdquo;Ich werde die Kunden vermissen, bin aber auch neugierig auf Herford.“

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