„Welt auf Kopf gestellt“: Familie von Gewaltopfer aus Minden startet Spendenkampagne

Minden. Es ist das erste Bild, das die Öffentlichkeit nach der Attacke an der Obermarktstraße von dem 36-jährigen Mann aus Minden sieht. Darauf ist nicht viel zu erkennen – doch so viel, um zu verstehen, wie es ihm geht. Er sitzt in einem Rollstuhl und eine Kinderhand, es ist die seines Sohnes, umgreift seine Hand. Mehr als neun Monate nach dem brutalen Angriff, bei dem der Mann Anfang März lebensgefährlich verletzt wurde, kämpft er sich nach und nach ins Leben zurück. Doch der Weg ist lang – und mit vielen Kosten verbunden. Deswegen ist für ihn nun eine Spendenkampagne ins Leben gerufen worden. Unter dem Namen &bdquo;Zurück ins Leben! Selbstständigkeit nach Gewalttat“ ist aus dem familiären Umfeld auf der Spendenplattform &bdquo;Gofundme“ ein Aufruf gestartet worden. Darin wird nicht nur die Gewalttat, sondern auch deren Auswirkungen beschrieben. &bdquo;Das Leben meines Bruders hat eine schmerzhafte und tragische Wendung genommen“, schreibt die Schwester, die zuvor bereits mehrfach mit dem &bdquo;Mindener Tageblatt“ (MT) in Kontakt gestanden und auf die Ermittlungspannen der Polizei Minden-Lübbecke aufmerksam gemacht hatte. Die Tat habe alles verändert, heißt es: &bdquo;Seine Welt – und die unserer Familie – wurde in einem einzigen Moment auf den Kopf gestellt.“ Zur Erinnerung: Nach der Attacke, an der sechs Männer beteiligt gewesen sein sollen, kam der 36-Jährige in das Klinikum Minden, wo sein Leben letztlich nur mit der Hilfe von zwei Not-Operationen gerettet werden konnte. &bdquo;Viele Menschen überleben das nicht“, hatte ein unabhängiger Arzt dem MT seinerzeit nach einem Blick in die Krankenakte gesagt. Der Zustand des Mannes sei von Beginn an lebensbedrohlich gewesen. Ende November hatte die Polizei in Bremen einen ersten Verdächtigen festgenommen, ein weiterer Mann aus Minden will sich laut Aussage seines Anwalts stellen. Bis heute ist dies aber nicht geschehen. Mindener erleidet schwere Hirnverletzungen &bdquo;Nach mehreren Wochen auf der Intensivstation sowie drei schweren Operationen am Gehirn und Kopf kämpfte er wegen der schweren Hirnblutungen ums Überleben“, heißt es in dem Aufruf. Der Mindener sei wegen der Folgen des Angriffs lange Zeit künstlich ernährt worden und auf lebenswichtige Hilfsmittel, wie eine Trachealkanüle, angewiesen gewesen. Heute ist der 36-Jährige wegen der schweren Hirnverletzungen linksseitig gelähmt. &bdquo;Er steht vor einer ungewissen Zukunft“, heißt es. Die Träume, die er hatte, seien ihm an diesem Abend in der Obermarktstraße entrissen worden. &bdquo;Doch er ist ein Kämpfer“, schreibt die Familie und ist stolz auf die Fortschritte, die der Mindener macht: &bdquo;Nach neun langen Monaten im Krankenhaus und einer intensiven Reha gibt er nicht auf. Schritt für Schritt arbeitet er daran, wieder ein Stück Normalität und Selbstständigkeit zurückzugewinnen. Aber dieser Weg ist hart und voller Herausforderungen.“ Therapie-Empfehlungen übersteigen durch Kassen gedeckte Kosten Die Behandlungen, Therapien, Hilfsmittel und Anpassungen, die ihm helfen könnten, ein besseres Leben zu führen, würden bei Weitem übersteigen, was durch Krankenkassen oder Rentenkassen abgedeckt wird. So würden diese aktuell zwar die Kosten vieler wichtige Behandlungen übernehmen, doch darüber hinaus gebe es Therapien und weitere Empfehlungen von Ärzten, die nicht finanziert werden können. Ebenso sei nicht absehbar, wie lange die aktuell gewährten Behandlungen in der Form noch weiter verschrieben werden. Lesen Sie auch: Schwere Gewalttat in Minden: Polizei nimmt ersten Tatverdächtigen in Bremen fest All dies sei ein Grund gewesen, sich nun für einen solchen Aufruf zu entscheiden. &bdquo;Wir stoßen an unsere Grenzen“, erklärt die Familie. Sie tue alles dafür, damit der 36-Jährige ein selbstbestimmtes Leben führen kann. &bdquo;So können wir ihm ermöglichen, weitere wichtige Therapien und Anpassungen umzusetzen, die sein Leben wieder lebenswerter machen.“ Dazu gehören etwa weitere Umbauten zu einem barrierefreien Zuhause oder weitere benötigte medizinische Maßnahmen. Mit Blick auf die schweren Verletzungen und die Fortschritte, die er in der langen Reha gemacht hat, zeigt sich die Familie vor allem stolz. &bdquo;Tag für Tag kämpft er darum, das Beste aus seiner neuen Lebensrealität zu machen.“ Mit dem Aufruf wolle man dafür sorgen, dass ihm ein Stück seiner Gesundheit, Lebensfreude und Unabhängigkeit zurückzugeben wird. Nach einem Tag sind bislang mehr als 5.000 Euro zusammengekommen, was die Familie des Mannes sehr bewegt. &bdquo;Das zeigt uns, wie sehr die Menschen mit uns fühlen“, teilt sie auf MT-Anfrage mit. Mehr zum Fall: Nach versuchter Tötung in Minden: Polizei räumt Versäumnisse ein

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