Siebenköpfige Familie verzweifelt: Stadt Minden vermittelt zu kleine Obdachlosenwohnung

Minden. In der Küche stehen Kartons mit Lebensmitteln auf einem Beistelltisch, in die Küchenschränke passt nichts mehr hinein. Im schlauchartigen Flur reihen sich vollgestopfte Kommoden aneinander und der Balkon wird durch weitere Möbel und Kartons blockiert. Ein Durchkommen ist geradeso möglich. &bdquo;Wir wissen nicht wohin mit unseren ganzen Sachen“, sagt Sarah Timmreck (32) - und ihre Mutter Christa Murataj (55) stimmt ihr nickend zu. Seit Mai wohnen sie in dieser Vierzimmer-Wohnung im Mindener Stadtteil Rodenbeck und sind komplett unglücklich. Mit den fünf Kindern im Alter von drei bis zwölf Jahren und dem Hund sei es einfach zu eng und sich draußen auf dem großen Gelände aufzuhalten, sei zu gefährlich. Es sei keine sichere Gegend für Kinder. So hatten sie es sich nicht vorgestellt. Die siebenköpfige Familie fühlt sich im Stich gelassen. Besonders von der Stadt Minden. &bdquo;Uns kommt keiner entgegen“, erklärt Christa Murataj. Weil die Familie aus ihrer alten Wohnung hinaus musste, aber keine passende neue Wohnung finden konnte, hatte sich Tochter Sarah Timmreck an die Stadt und das Jugendamt gewandt - und die hätten ihnen die jetzige Wohnung, die zuvor als Obdachlosenunterkunft genutzt wurde, angeboten. Siebenköpfige Familie musste Wohnung in Minden zuvor räumen &bdquo;Zu der Zeit musste alles sehr schnell gehen“, erklärt Timmreck. Zunächst sei sie einfach erleichtert gewesen, eine Unterkunft zu haben, um nicht mit ihren Kindern auf der Straße zu sitzen. Was sie zu dem Zeitpunkt aber nicht bedacht hätte, sei, dass ihre Mutter ebenfalls dort unterkommen musste. Christa Murataj sei zu der Zeit aufgrund mentaler Probleme stationär in einer Klinik gewesen. Für sie habe die Stadt keine Wohnung angeboten. Hintergrund: Tochter und Mutter hatten zuvor auch zusammen zur Miete in einem Haus gewohnt. Die Mutter und ihr Hund bewohnten die obere Etage, die Tochter mit ihren Kindern die untere. Der Vater der Kinder lebt getrennt von der Familie. Probleme mit dem Vermieter führten die Familie zunächst vor einen Richter und dann nach einem Räumungsurteil zur drohenden Obdachlosigkeit. &bdquo;Wir haben einfach keine Wohnung gefunden“, sagt Timmreck, die genauso wie ihre Mutter Sozialhilfe bezieht. Einige Vermieter hätten sich noch nicht einmal zurückgemeldet. Auf erneute Nachfrage bei der Stadt Minden, ob es nicht eine größere Wohnung für die Familie gebe, sei ihnen gesagt worden, man könne nichts weiter für sie tun. Wohnungsgröße entspreche einer menschenwürdigen Unterkunft &bdquo;Die Stadt Minden hat keine eigenen Wohnungen und vermietet entsprechend keine Wohnungen“, stellt Katharina Heß, Sprecherin der Stadt Minden, auf Nachfrage klar. Allein aufgrund der drohenden Obdachlosigkeit hätte die Familie Hilfe von der Stadt Minden bekommen. Bei der Unterbringung sei bewusst darauf geachtet worden, dass sich die Wohnung in dem Stadtteil befindet, indem die Familie zuvor gelebt hat, so Heß. Zudem entspreche die Wohnung mit einer Größe von 93 Quadratmetern und vier Zimmern den gesetzlichen Ansprüchen einer menschenwürdigen Unterkunft. Lesen Sie auch: Wohnungsmangel in NRW: Warum Bauherrn jetzt vor allem auf Sozialbauten setzen Obdachlose müssten bei einer Wohnung weitgehende Einschränkungen hinnehmen. Die Grenze zumutbarer Einschränkungen liege allerdings dort, wo die Anforderungen an eine menschenwürdige Unterbringung nicht eingehalten sind, erklärt Heß die Sachlage. Das Ordnungsbehördengesetz (OBG) NRW sieht keine Mindestgröße vor. In der Rechtsprechung zieht das OVG NRW das Wohnungsaufsichtsgesetz heran und setzt neun Quadratmeter je untergebrachter Person im Alter von über sechs Jahren als Ausgangspunkt für eine einzelfallbezogene Würdigung an. Wenn also selbst für die zwei Kinder unter sechs Jahren auch neun Quadratmeter herangezogen werden, überschreitet die Wohnung die Mindestanforderung von 63 Quadratmeter um 30 Quadratmeter, betont Heß. Die Wohnung am Kolk diene der vorübergehenden Unterbringung, so die Stadtsprecherin weiter. Familie Murataj/Timmreck müsse sich eine eigene Wohnung suchen. Von Obdachlosigkeit Betroffene können sich bei der Stadt Minden im Bereich Soziales beim Team Unterbringung, der &bdquo;Fachstelle für Menschen in Wohnungsnot“ (0571-9419680) und &bdquo;Zuhause sein“ (0571) 888044061 oder -4062 melden. Auch in diesem Fall hatte die Stadt Minden auf die Beratungsstellen verwiesen.

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