Mindener Schulkinder regelmäßig an Haltestelle stehen gelassen - Das sagen Busunternehmen und Stadt

Minden. Es gleicht einem Lotteriespiel, ob die Kinder mit dem Bus von der Schule nach Hause kommen oder an einer Haltestelle stehen gelassen werden. So berichten es vier Familien, deren Kinder unterschiedliche Schulen in Minden besuchen. &bdquo;Man wartet mittlerweile schon auf einen Anruf, um das Kind abzuholen“, sagt Feli Grünberg. Für die Eltern ist die Situation mit dem ÖPNV in Minden, die sich mittlerweile schon über Jahre zieht, untragbar. Ein Beispiel: Jan-Luca Grünberg besucht die 9. Klasse einer weiterführenden Schule in Rodenbeck. Hierfür fährt er zunächst mit der Linie 509 der Mindener Kreisbahnen GmbH (MKB) zum ZOB, wo er in die Linie 4 umsteigt, die vom TWV (Teutoburger Wald Verkehr) betrieben wird. Läuft auf dem Hinweg weitestgehend alles reibungslos, häufen sich auf dem Rückweg die Probleme. &bdquo;Die Busse sind immer überfüllt und Haltestellen werden einfach übersprungen“, sagt der Schüler. Wenn er den Anschluss am ZOB wegen Verspätung nicht erreiche oder der Busfahrer keine Fahrgäste mehr mitnehme, müsse er teilweise eine Stunde auf den nächsten Bus warten, berichtet er. Da der ZOB ein zentraler ÖPNV-Knotenpunkt in Minden ist, sei es dort besonders am Nachmittag nach Schulschluss voll. So geht es ebenfalls Sarah Rodenberg, Juliane Brockhoff und Sarah Hegerding, deren Kinder die Sekundarschule Am Wiehen, die Freiherr-von-Vincke-Schule sowie die Grundschule in Minden-Dankersen besuchen. Auch bei den jeweiligen Buslinien 5, 447 und 473 gebe es erhebliche Probleme, sodass ihre Kinder schon mehrfach an der Schule oder am ZOB stehen gelassen wurden. Ab und zu sei es sogar der Fall, dass die Kinder einige Minuten zu spät in den Unterricht kommen, weil der Bus auf dem Hinweg Verspätung hatte. &bdquo;Es kann ja mal vorkommen, aber nicht in der Häufigkeit. Und die Kinder kriegen dann einen auf den Deckel“, sagt Brockhoff. Whatsapp-Gruppe für den Abholservice Da die vier Familien in der Nähe zueinander wohnen, haben die Eltern eine Whatsapp-Gruppe eingerichtet, müssen die Kinder aus der Innenstadt oder von der Schule abgeholt werden. Den Job übernimmt in der Regel Feli Grünberg, da sie derzeit nicht berufstätig ist. &bdquo;Die Schulen wollen immer weniger Eltern-Taxis, doch sie müssen doch auch sichergehen, dass die Kinder wieder nach Hause kommen“, sagt Grünberg. Außerdem würde einiges an Sprit-Kosten zusammenkommen, wenn sie zweimal die Woche hin und herfahren muss. Eine Dauerlösung sei dies nicht, denn in Zukunft wolle sie wieder arbeiten. &bdquo;Und nicht jede Familie hat zwei Autos vor dem Haus stehen“, sagt sie. Die Eltern wünschen sich, dass die Stadt Minden und der TWV die Problematik in den Griff bekommen, mehr Busse einsetzen, die alle halbe Stunde fahren. Wegen des Personalmangels sei dies vermutlich aber schwer umzusetzen, meinen sie. Stadt Minden und THW äußern sich zu der Kritik Der Teutoburger Wald Verkehr (TWV) ist eine Marke der Transdev Ostwestfalen GmbH und betreibt seit Ende 2019 Regionalbusse im Kreis Minden-Lübbecke. Auf die Vorwürfe antworten die Stadt Minden und der TWV in einer gemeinsamen Presseerklärung. Personalmangel, wie die Eltern vermuten, scheint nicht die aktuelle Ursache der Probleme zu sein. Auf der Linie 447, der unter anderem die Freiherr-von-Vincke-Realschule ansteuert, sei der Bus morgens sehr gut gefüllt, jedoch habe die Prüfung ergeben, dass alle Kinder befördert werden können. &bdquo;Wir werden die Situation weiterhin beobachten“, antwortet Stadt-Sprecherin Katharina Heß. Auf der Linie 473, die zur Grundschule in Dankersen fährt, habe es aufgrund von Baustellen und Umleitungen einige verkehrliche Probleme gegeben, zu denen die Stadt Minden sowie der TWV auch mehrere Beschwerden von Fahrgästen erreicht haben. Die Situation habe sich inzwischen aber entschärft, heißt es weiter. Fahrzeug-Kapazität bei einigen Fahrten bereits angepasst Auf der Linie 5 wurde der Verkehr im Sommer zum neuen Schulzentrum im Mindener Süden in Häverstädt verändert, wo die Sekundarschule Am Wiehen liegt. Dort habe der TWV in Zusammenarbeit mit dem Schulbüro und der Stadt Minden im Vorfeld sehr genau die Anzahl der Schüler und Schülerinnen geprüft und die Kapazitäten entsprechend ausgerichtet. &bdquo;Die Schüler und Schülerinnen haben sich noch nicht daran gewöhnt, sich auf die Busse zu verteilen, denn es gibt zwei Busse der Linie 5 plus einen zusätzlichen Bus auf der Linie 447, die zu dem Schulzentrum verkehren“, heißt es seitens des Unternehmens. Dagen seien die Linien 3, die ebenfalls an der Freiherr-von-Vincke-Realschule hält, und die Linie 4 im Nachmittagsbereich in der Tat sehr gut genutzt. Deshalb habe der TWV in Absprache mit der Stadt Minden auch bei einzelnen Fahrten die Fahrzeug-Kapazitäten erhöht. Die Kapazitäten in den Bussen sei je nach Fabrikat und Gefährtgröße unterschiedlich. Der Busfahrer und die Busfahrerin schätzen bei jeder Fahrt ab, wie viele Fahrgäste befördert werden dürfen und wann die Kapazität vollends ausgeschöpft sei. Den Eltern Sarah Hegerding, Feli und Philipp Grünberg, Juliane Brockhoff sowie Sabrina Rodenberg bleibt indes nur die Hoffnung, dass sich die Busproblematik schnellstmöglich ändert und ihre Kinder verlässlich zur Schule und wieder nach Hause gebracht werden - nicht zuletzt mit dem Blick auf die kalte Jahreszeit.

Meistgelesen