Lauter Knall in Minden-Lübbecke: Was dahinter steckt

Minden. Der Knall war in der ganzen Region zu hören. Er ließ am Donnerstag, gegen 15 Uhr, Menschen in Minden, in Petershagen und in Porta Westfalica kurz zusammen zucken. Wenige Augenblicke später starteten in Facebook-Gruppen schon die Diskussionen darüber, was der Auslöser des mysteriösen Geräuschs war. Während Feuerwehr und Polizei keine Informationen zu dem Knall vorliegen haben, kann die Luftwaffe der Bundeswehr am Freitag ein bisschen Licht ins Dunkle bringen. Im Rahmen eines Testflugs seien zwei Tornados um 15.11 Uhr in ungefähr 11.300 Meter Höhe mit Überschallgeschwindigkeit über die Region geflogen - um genau zu sein mit einer Geschwindigkeit von 730 Knoten, also 1.352 Kilometer pro Stunde, über Rinteln in Richtung Nordosten. Die Tornados kommen vom sogenannten &bdquo;TaktLwG 51 I" aus Schleswig/Jagel. Dahinter steckt das Taktische Luftwaffengeschwader 51 &bdquo;Immelmann“, also das jüngste Geschwader der Luftwaffe und das einzige mit der Fähigkeit zur bemannten und unbemannten taktischen Luftaufklärung innerhalb der Bundeswehr. Insgesamt sind dort 39 Tornado-Jets in verschiedenen Varianten stationiert - so auch die Jets, die nun für den großen Knall gesorgt haben. Laut einer Sprecherin seien die Einsätze aber unter Beachtung der flugbetrieblichen Bestimmungen erfolgt. Überschallflüge in Minden-Lübbecke keine Seltenheit &bdquo;Im Rahmen von Überschallflügen erreicht ein Flugzeug - abhängig von Luftdruck, Fluggeschwindigkeit und umgebender Luftdichte - eine Geschwindigkeit von mehr als ca. 330 Metern pro Sekunde", erläutert eine Sprecherin des Luftfahrtamts der Bundeswehr auf Anfrage des Mindener Tageblatts. Der Wert entspreche rund 1.188 Kilometer pro Stunde und könne durchaus noch höher sein. &bdquo;Eine Begleiterscheinung solcher Flüge, der sogenannte Überschallknall, ist physikalisch bedingt und wird durch die aerodynamische Form des Flugzeuges, dessen Geschwindigkeit und Flughöhe sowie die meteorologischen Bedingungen bestimmt", so die Sprecherin. Mit dem Eintritt in den Bereich der Schallgeschwindigkeit würden Druckverdichtungen in der das Flugzeug umgebenden Atmosphäre auftreten, die sich durch Druckstöße entladen würden. &bdquo;Diese breiten sich kegelförmig hinter der Schallquelle aus. Die Breite dieses Kegels kann bis zu 80 Kilometer betragen. Diese Druckstöße nehmen wir als Knall und Druckschwankungen wahr." Überschallflüge sind in der Region keine Seltenheit. Zuletzt haben im Mai zwei Jets der Bundeswehr auf dem Weg von Rostock nach Hamm die Schallmauer durchbrochen und für große Aufregung gesorgt. Das war jedoch keine Übung: Die zwei Eurofighter von der Quick Reaction Alert, der Schnellen Eingreiftruppe, waren alarmiert worden, weil ein ziviles Flugzeug nicht auf Funk reagiert habe. Zuvor hatte im März ebenfalls ein Tornado vom Fliegerhorst Schleswig in Schleswig-Holstein einen Knall ausgelöst. Um die Auswirkungen solcher Flüge auf die Umwelt gering zu halten, hat die Bundeswehr folgende Bestimmungen zur Durchführung von Überschallflügen erlassen: Überschallflüge sind, außer an Feiertagen, von Montag bis Freitag im Zeitraum 8 bis 20 Uhr zulässig. In der Zeit von 12.30 bis 14 Uhr sind Überschallflüge zu unterlassen, sofern Einsatzgründe sie nicht zwingend erfordern. Die Mindesthöhe für Überschallflüge über Landgebieten beträgt 36.000 Fuß, also etwa 10.800 Meter. Überschallflüge sind nur unter Radarüberwachung durchzuführen und müssen vorher mit der radarüberwachenden Stelle koordiniert werden. Der Flugweg ist so anzulegen, dass der Überschallknall dicht besiedeltes Gebiet nach Möglichkeit vermeidet.

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