Nach Raserei: So will die Stadt den Wettstreit der Tuning-Szene unterbinden

Minden. Christian Borcherding muss sich konzentrieren. Der große Betonwürfel am Haken seines Autokrans fängt ziemlich stark an zu pendeln. Mit einer Fernbedienung steuert er den Teleskoparm Stück für Stück auf das rot markierte Quadrat am Boden zu. Kurz bevor er den Klotz dort ablegt, muss er noch selbst Hand anlegen und ihn vorsichtig etwas drehen. Dann ist es geschafft: Der 3,5 Tonnen schwere Betonblock steht sicher an seinem vorgesehenen Platz. Insgesamt elf dieser Quader will Borcherding, Mitarbeiter der Firma Autorent, an diesem Dienstagmorgen am Betriebshof der Städtischen Betriebe Minden in Minderheide abholen und anschließend auf Kanzlers Weide aufstellen. Im Abstand von etwa 50 Metern platziert er am Rand des asphaltierten Bereichs jeweils zwei Stück etwas versetzt zueinander. Auch auf der Schotterfläche legt er welche ab. Schäden an anderen Autos Beauftragt hat ihn die Stadt Minden. Die will mit den riesigen Steinen Beschleunigungsfahrten und andere Aktionen der Tuning-Szene dort verhindern. Zuletzt hätte diese für mehrere Beschwerden gesorgt - und für einen Großeinsatz der Polizei. &bdquo;In den vergangenen Wochen hat sich auf Kanzlers Weide unter anderem die Tuning-Szene getroffen und ist mit ihren Autos Rennen gefahren. Beim sogenannten Driften sind Steine und Staub aufgewirbelt worden und haben Schäden an anderen Autos verursacht", teilt die Stadt mit. Da die Fahrten der Tuning-Szene vor Zuschauern stattfinden, bestehe die Gefahr, dass auch Personen verletzt werden. &bdquo;Die Kreispolizei hat sich mit dem Thema an uns gewandt. Neben den Wohnmobilisten gab es auch Hinweise von Mitarbeitenden des Corona-Testzentrums, die durch den aufgewirbelten Staub bei ihrer Arbeit gestört wurden. Die Anregungen haben wir aufgenommen und uns bei einem gemeinsamen Termin vor Ort dafür entschieden, Betonblöcke aufzustellen", sagt Lars Bursian, Beigeordneter für Städtebau und Feuerschutz bei der Stadt Minden. Auch gegenüber dem Mindener Tageblatt (MT) hatten Mitarbeiter des Security-Dienstes am Drive-In-Testzentrum zuletzt von Beschleunigungsrennen berichtet. &bdquo;Das ist sehr gefährlich und unverantwortlich, weil hier viele Fußgänger und Familien mit Kindern unterwegs sind", sagte ein Mitarbeiter. Stadt will Situation im Auge behalten &bdquo;Die Fläche verleitet Autofahrer dazu, Gas zu geben, es gab zuletzt immer wieder Beschwerden. Solche Rennen sind ein Ärgernis, aber auch eine Gefahr", sagt Peter Wansing, Leiter der Städtischen Betriebe Minden (SBM), im MT-Gespräch. Der Aufwand für das Aufstellen der Betonblöcke sei vertretbar gewesen. &bdquo;Ob das den gewünschten Erfolg haben wird, müssen wir abwarten", sagt Wansing. Man werde die Situation vor Ort im Auge behalten. Mithilfe der Betonblöcke werden die langen Abschnitte auf Kanzlers Weide jetzt auf jeden Fall unterbrochen. &bdquo;Wir hoffen, so die Rennen zu unterbinden", sagt Lars Bursian. Die SBM haben die Betonklötze mit Reflektorstreifen ausgestattet, damit sie auch bei Dunkelheit gut sichtbar sind. Keine Kontrollen möglich Kanzlers Weide ist laut Auskunft der Stadt als Tempo-20-Zone ausgewiesen – das werde aber nicht von allen Nutzern beachtet. Geschwindigkeitskontrollen könnten auf der Fläche allerdings nicht im gewünschten Maß stattfinden, weil es aus vielen anderen Bereichen, wie Wohngebiete aber auch für Schulen und Kindertageseinrichtungen, solche Forderungen gebe, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Christian Borcherdings Schicht hat am Dienstagmorgen um 7 Uhr begonnen, als er die ersten Steine bei den Städtischen Betrieben aufgeladen hat. Gegen 10 Uhr hat er bereits sechs Betonblöcke auf der Fläche an der Weser platziert. &bdquo;Ich denke, dass ich gegen 13.30 Uhr fertig sein sollte", sagt er, fährt die Stützen des Krans hoch und macht sich für das Abholen der nächsten Quader bereit.

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