Dauercamper legte Feuer offenbar selbst: Wohnmobil brennt auf Kanzlers Weide in Minden nieder

Minden. Die Scheiben sind zerstört, um den Wagen herum liegen Decken, verkohlte Elektrogeräte und weitere defekte Gegenstände. Das bekannte Wohnmobil eines Mindener Dauercampers auf Kanzlers Weide ist in der Nacht von Montag auf Dienstag bei einem Brand fast komplett zerstört worden. Den Camper hatte die Stadt auf der öffentlichen Fläche geduldet. Nach Angaben der Verwaltung wird der Mercedes nun geräumt. Damit ende auch die mit dem Fahrzeug verknüpfte Duldung. Der 54-Jährige wird die Stelle nicht mehr als Wohnfläche nutzen dürfen. Wie die Feuerwehr Minden mitteilt, habe es gegen 3.15 Uhr gebrannt. Bei Eintreffen der ersten Einsatzkräfte stand das Wohnmobil lichterloh in Flammen. Während der Bewohner unverletzt blieb, zog sich ein Feuerwehrmann leichte Verletzungen zu. Laut Polizei ist der Besitzer des Wohnmobils im Laufe des Einsatzes selbst zur Wache gegangen und hat dort offenbar Angaben gemacht. &bdquo;Den bisherigen Ermittlungen zufolge steht er im Verdacht, selbst für den Brand verantwortlich zu sein“, teilt Polizeisprecher Thomas Bensch mit. Welches Motiv er gehabt haben könnte, ob es ein technischer Fehler oder menschliches Versagen war, bleibt unklar. Anwohner vermuteten bei dem Mann eine psychische Erkrankung. Die Stadt Minden bestätigt auf MT-Anfrage ärztliche Untersuchungen. Der Dauercamper hing an dem Mobil und wollte es selbst beim Weihnachtshochwasser 2023/2024 nicht verlassen. Damals holten ihn Rettungskräfte aus dem Wagen, der nun endgültig ein Fall für den Schrottplatz ist. Zu dem Ergebnis kommt auch die Stadt Minden. &bdquo;Der Camper ist in einem nicht mehr reparierungsfähigen Zustand, der gesamte Wagen ist samt Inhalt verbrannt und zudem durch Löschwasser und -schaum zerstört“, so Sprecherin Katharina Heß. Lesen Sie auch: Dauercamper seit 18 Jahren geduldet - Beschwerde bei der Stadt wühlt den Mann auf Aktuell bespreche sich die Ordnungsbehörde mit den Städtischen Betrieben Minden (SBM), wie der Camper geräumt werde. Das könne bereits am Mittwoch erfolgen, heißt es. Laut der Stadt führe kein Weg daran vorbei, da verbundene Gefahren für die Allgemeinheit – für Schaulustige sowie Kinder und Jugendliche – vorliegen würden. Die Stadt sei mit dem Bewohner in Kontakt und bespreche mit ihm, ob es eventuell noch einzelne, persönliche Gegenstände gibt, die vor einer Räumung in Verwahrung genommen werden können. &bdquo;Dies umfasst auch den unmittelbaren Außenbereich des Campers, zum Beispiel den kleinen Verschlag und das ,Tipi’“, teilt die Stadtsprecherin mit. Das Wohnmobil befand sich rund 20 Jahren an der Zufahrt über die Uferstraße zu Kanzlers Weide. Die Stadt tolerierte seitdem, dass der Mann dort kostenlos leben durfte. &bdquo;Da der Camper aufgrund des Brandes eindeutig nicht mehr als Wohnstätte genutzt werden kann, ist damit auch die verknüpfte Duldung nicht mehr gegeben“, erklärt die Verwaltung nun. Das Wohnmobil und der Brandort waren zunächst abgesperrt und an die Polizei übergeben worden. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft gab die Polizei alles im Laufe des Tages wieder frei. Noch unklar ist, ob und wie die mutmaßliche Brandstiftung strafrechtlich verfolgt wird. Eigentlich macht man sich nach deutschem Recht erst strafbar, wer fremde Gebäude, Fahrzeuge oder andere Objekte in Brand setzt. In dem Fall hätte das Feuer eine Gefahr für andere darstellen können, wenn es auf Bäume übergegriffen, öffentliches Eigentum zerstört hätte oder unkontrollierbar geworden wäre. Der Brand des Wohnmobils sei zunächst als Wohnhausbrand gemeldet worden, da unklar war, ob nicht das Gebäude, in dem unter anderem ein indischer Imbiss untergebracht ist, brennen würde. &bdquo;Deshalb sind wir mit größerer Besatzung ausgerückt“, sagt Martin Ruhe als Abteilungsleiter Service/Technische Dienste von der Berufsfeuerwehr Minden über den Einsatz, den Heinrich Röhe leitete. Direkt nach der Alarmierung waren Kräfte der Einheiten Leteln, Meißen, Stadtmitte und der Berufsfeuerwehr vor Ort und begannen sofort mit den Löscharbeiten unter schwerem Atemschutz. Dabei kam auch ein C-Rohr zum Einsatz. Zunächst war dabei auch noch unklar, ob sich der 54-jährige Dauercamper in seinem Wohnmobil befinden würde. &bdquo;Ziemlich schnell konnte Entwarnung gegeben“, teilt die Feuerwehr jedoch mit, da der Bewohner zum Zeitpunkt des Feuers nicht vor Ort war. Der alarmierte Notarzt konnte den Einsatz somit zeitnah beenden, während die letzten Einsatzkräfte bis um kurz vor 5 Uhr mit den Nachlöscharbeiten beschäftigt waren. Lesen Sie auch: Kurz mal raus: Diese Campingplätze gibt es rund um Minden-Lübbecke Der Dauercamper erklärte dem Mindener Tageblatt im Jahr 2023, dass seine Eltern im Mühlenkreis gewohnt hätten – und er stets im Minibus. Dann sei dessen TÜV abgelaufen, das Straßenverkehrsamt habe ihm die Weiterfahrt auf Kanzlers Weide untersagt. Seitdem sei er in Minden, die Eltern seien verstorben – und er fühle sich vergessen. Im Laufe der Jahre war der Dauercamper Gegenstand mehrerer Bürger- und Politikanfragen. Nach dem Brand trafen Kollegen des Mindener Tageblatts den Besitzer am Camper nicht an. Immer wieder wollte jemand von der Stadt wissen, warum der Mann sich dort kostenlos auf öffentlichem Raum ansiedeln durfte. Ohne ins Detail zu gehen, teilte Sprecherin Susann Lewerenz 2023 auf MT-Anfrage mit: &bdquo;Der Betroffene lebt aus persönlichen Gründen auf einer städtischen Grünfläche in seinem Wohnmobil.“ Dieses stehe nicht auf der ausgewiesenen Veranstaltungsfläche und dem für Wohnmobile gebührenpflichtigen Parkplatz. Die Stadt erklärte damals auch, dass der Mann Sozialleistungen beziehe. &bdquo;Sollte die Wohngrundlage dort wegfallen, wäre die Stadt bei einer drohenden oder bestehenden Obdachlosigkeit unterbringungspflichtig“, hieß es seinerzeit. Mit dem Brand in der heutigen Nacht könnte genau dieser Fall eintreten. &bdquo;Wir stehen dazu in Kontakt mit dem Betroffenen“, teilt die Stadt mit. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen