Update: So liefen die ersten Stunden am Drive-In für Corona-Schnelltests

Laura Strübe hat es eilig. Die Frau aus Lahde arbeitet in der Werbetechnikbranche und muss eigentlich gleich zur Arbeit. Doch es gibt den Verdacht, dass sie sich womöglich mit Corona infiziert haben könnte. Ein Schnelltest soll Aufschluss geben. Das Konzept des neuen Drive-In-Zentrums für Corona-Schnelltests auf Kanzlers Weide in Minden kommt ihr da sehr gelegen. Am Montagmittag um kurz nach 13 Uhr ist sie eine der ersten, die sich aus dem Auto heraus abstreichen lässt. Das Prinzip ist einfach: Fenster runter, Stäbchen rein – fertig. Noch vor 14 Uhr wird Laura Strübe ihr Ergebnis auf dem Smartphone ablesen können. Spätestens 45 Minuten nach dem Test liegt das nämlich schon vor. Vor ihr sitzt Kerstin Lück-Malatray aus Minden in ihrem Wagen. Die Lehrerin vom Lübbecker Berufskolleg ist begeistert von der Möglichkeit, sich aus dem Auto heraus testen zu lassen. Das Angebot will sie nun regelmäßig einmal pro Woche nutzen. &bdquo;Die Möglichkeit bestand für mich auch schon vorher in der Hausarztpraxis. Das war mir aber zu unsicher, weil dort potenziell Infizierte sein könnten", erzählt sie, während sie kurz zwischen Check-In und Schnelltest warten muss. Mehr Zeit zum Erzählen hat sie nicht. Denn im Drive-In geht es Schlag auf Schlag. Sie ist schon an der Reihe. 30 Sekunden pro Auto &bdquo;Pro Auto haben wir 30 Sekunden veranschlagt", erklärt Professor Dr. Franz-Josef Schmitz, vorerst sind 110 Anmeldungen pro halber Stunde freigeschaltet. Der Leiter des Laborzentrums Weser schaut sich das rege Treiben als Zuschauer hinter den Absperrgittern an. Er ist zufrieden. Im Auftrag des Kreises Minden-Lübbecke hat die Einrichtung zusammen mit den Mühlenkreiskliniken das Testzentrum innerhalb weniger Tage errichtet. &bdquo;Da steckt eine Menge Logistik hinter", weiß Schmitz. &bdquo;Und dann muss die ganze EDV angeschlossen werden.Das war eine Mammutaufgabe, die wir ohne das Engagement des Personals nicht geschafft hätten." Container, Zelte, mobiles Labor, Verkabelungen und Absperrgitter – all das sei zwar auf den ersten Blick zu sehen. Doch die meiste Arbeit sei im Hintergrund gelaufen. Und Minden sei nur der Anfang: &bdquo;Am Mittwoch eröffnen wir den zweiten Drive-In in Lübbecke auf dem Blasheimer Markt." In der kommenden Woche folgt das dritte Schnelltestzentrum auf dem Löhner Festplatz, wenig später ein zweiter Drive-In im Kreis Herford. &bdquo;Das ist eine riesige Herausforderung." In dieser Dimension wie in Minden sei der Drive-In der erste in Ostwestfalen-Lippe, der nun an den Start geht, erklärt Kreisdirektorin Cornelia Schöder. Auch sie ist begeistert, wie schnell die Logistik stand. &bdquo;Als 100-prozentiger Eigentümer der Mühlenkreiskliniken sind die Absprachen zwischen Kreis und Klinik deutlich einfacher", findet sie. &bdquo;Erst letzte Woche haben wir zusammengesessen und geschaut, wie wir alles realisieren können. Jetzt steht alles." In den kommenden Wochen will der Kreis mit den einzelnen Stadtbürgermeistern sprechen, ob sich in der Fläche noch weitere kleine Drive-In-Testzentren realisieren lassen. &bdquo;Das ist aber nicht so ohne Weiteres möglich. Denn es gibt hohe hygienische Standards, die eingehalten werden müssen. Das können wir nicht einfach so an irgendjemanden vergeben", betont Schöder. Während sie erzählt, passieren immer mehr Autos die Testzelte – Lkw passen hier übrigens nicht durch. Sie werden vom Personal auf den Parkplatz geleitet. Insassen können dann die Fußspur nutzen, um sich testen zu lassen. Insgesamt sind vier Fahrspuren eingerichtet worden. Drei davon werden von Autos genutzt. &bdquo;Die Fußspur könnten zum Bespiel später Schulklassen nutzen, um mehr Sicherheit in den Schulen zu erreichen", sagt Franz-Josef Schmitz. Immer mehr Mutationen Überhaupt ist er davon überzeugt, dass der Schnelltest-Drive-In für mehr Lebensqualität in der Pandemiezeit sorgen könnte. Das sei derzeit besonders wichtig. Denn im Mühlenkreis seien mittlerweile 60 Prozent der nachgewiesenen Corona-Fälle auf Mutationen zurückzuführen. &bdquo;Im Bundesschnitt sind es derzeit 40 Prozent, damit liegen wir hier deutlich drüber", erklärt der Laborleiter. Wenn sich durch einen negativen Schnelltest irgendwann wider Restaurant- oder Museumsbesuche ermöglichen ließen, sei das ein richtiger Vorteil für die Bewohner des Mühlenkreises. &bdquo;Außerdem sendet der Kreis damit ein Signal an die Arbeitgeber in der Region. Auch sie können auf mehr Sicherheit setzen." Die Proben werden noch vor Ort in einem mobilen Labor analysiert. 45 Minuten soll es maximal dauern, bis das Ergebnis auf das Smartphone geladen wird, mit dem sich die Fahrer auch registrieren müssen. &bdquo;Wer einen positiven Schnelltest hat, muss gleich zum PCR-Abstrich und dann in Quarantäne", erklärt Schmitz. Ist das der Fall, können die Getesteten sich mit dem gleichen, zuvor heruntergeladenen Code wieder am Testzentrum auf Kanzlers Weide anstellen. Denn PCR-Tests sind dort auch möglich. Werbefrau Laura Strübe fährt nach dem Schnelltest erst einmal weiter. In der Hoffnung, dass sie in wenigen Minuten nicht wieder für den PCR-Test umdrehen muss. Und kaum ist sie weg, heißt es schon: &bdquo;Der Nächste bitte."

Meistgelesen