Stemwede zeigt Gesicht für Demokratie

Stemwede. Im September ist Kommunalwahl in NRW. Nach und nach stellen die Parteien derzeit ihre Bewerber für die Wahl auf. In Stemwede wollte die AfD am Montagabend in der Wehdemer Begegnungsstätte ihre Ratskandidaten nominieren. Ein von den Stemweder Grünen und der Stemweder SPD initiiertes &bdquo;Bündnis für Vielfalt und Demokratie“ hatte parallel auf dem Schulhof der ehemaligen Hauptschule am Schulzentrum in Wehdem zu einer Kundgebung aufgerufen. &bdquo;Es tut mir gut, euch alle zu sehen“, sagte Jonas Schmidt angesichts der rund 250 Menschen aus Stemwede und den Nachbarkommunen. Stemwede sei schon immer vielfältig, erinnerte der Stemweder SPD-Fraktionsvorsitzende unter anderem an die Gastarbeiter bei ZF, die maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufschwung in Stemwede beigetragen hätten und in großen Teilen mit ihren Familien geblieben seien. &bdquo;Demokratie braucht unseren Mut, unsere Stimme und eine klare Haltung. Schweigen ist keine Alternative“, unterstrich Jonas Schmidt. &bdquo;Wir stehen für eine offene und tolerante Gemeinde. Jede Stimme macht deutlich, dass wir etwas anderes nicht hinnehmen. Wir sind in der Mehrheit, die manchmal vielleicht leiser, aber stärker ist.“ Landrat und Bürgermeister fehlen &bdquo;Wir leben in einem Staat, in dem jede und jeder seine Meinung sagen kann“, erinnerte Uta Gesenhues. Die Stemweder Grünen-Fraktionsvorsitzende hat jedoch Sorge, dass das nicht so bleibt angesichts der Wahlergebnisse bei den letzten Europa- und Bundestagswahlen. Flagge zeigten als Parteien und Initiativen neben den Grünen und der SPD auch die Linken Minden-Lübbecke sowie die Omas gegen Rechts aus Lemförde. &bdquo;Der Bürgermeister und der Landrat nicht da - leider“, stellte Uta Gesenhues fest. Lesen Sie auch: Stemweder wollen Zeichen setzen gegen AfD Mit Verweis auf die Neutralitätspflicht im Amt hatten Bürgermeister Kai Abruszat (FDP) und Landrat Ali Doĝan (SPD) im Vorfeld mitgeteilt, dass sie nicht an der Veranstaltung teilnehmen werden. Auch wenn die Demo formal keine &bdquo;Anti-AfD-Demo“ sei, lasse der zeitliche und örtliche Zusammenhang zur AfD-Aufstellungsversammlung keinen anderen Spielraum zu, hatten sie ihre Entscheidung begründet. &bdquo;Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“ Mit den Worten aus der Stuttgarter Schulderklärung, dem Bekenntnis der evangelischen Kirche zur Mitschuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus vom Oktober 1945, leitete Pfarrer Michael Beening aus Dielingen seinen persönlichen Beitrag ein. Haltung zeigen statt stumm bleiben Seit über 30 Jahre lebe und arbeite er in Dielingen. Die Menschen seien ihm ans Herz gewachsen. &bdquo;Ich bin jedoch zunehmen besorgt angesichts des menschenunfreundlichen Geistes, der sich ausbreitet. Man grenzt sich ab mit sichtbaren Zäunen und vereinsamt zunehmend“, stellte Michael Beening fest. Dann bezog er sich auf die Jahreslosung 2025 der evangelischen Kirche in Deutschland &bdquo;Prüft alles und behaltet das Gute“ aus dem Brief Paulus an die Thessalonicher. Das Gute zeige sich in gegenseitigem Respekt und Abkehr von Parolen und Feindbildern. Das Gute erfordere aber auch, genau hinzuschauen, was in den Dörfern geschehe. Es gelte nicht nachzulassen, eigene und fremde Meinungen zu hinterfragen und wachsam zu sein. &bdquo;Es ist besser, Haltung zu zeigen, als stumm zu bleiben.“ Stemwede sei es wert. Lesen Sie auch: Stemweder Straßen sollen sicherer werden – aber wie? &bdquo;Menschenrechte, Humanität und Nächstenliebe halten die Gesellschaft zusammen“, betonte der Grünen-NRW-Landtagsabgeordnete, Benjamin Rauer. &bdquo;Faschisten haben nur das Ziel, uns als Gesellschaft auseinanderzubringen. Dem müssen wir entgegenhalten“. Auch Thomas Ramm vom Verein Lebensperspektiven appellierte, allen, die sich krude, ahistorisch, menschen- und grundgesetzfeindlich äußern würden, die Stirn zu bieten. &bdquo;Möchte mein neues Zuhause nicht verlieren“ Die AfD etabliere sich als &bdquo;normale“ Partei, sei in den Räten für Spielplätze und Kitas. &bdquo;Sie ist aber nicht demokratisch“, betonte Ansgar Matern. Ihre völkisch-nationalen Aussagen seien öffentlich nachzulesen. &bdquo;Dagegen müssen wir aufbegehren. Wir müssen Gesicht zeigen und ihren Gedanken widersprechen“, mahnte der ehemalige Grundschulleiter. Im Januar 2019 habe sie alles hinter sich gelassen, berichtete Ellie Majelan aus Rahden. &bdquo;Ich war auf der Suche nach Freiheit, Gleichberechtigung und Sicherheit. Deutschland hat mir das gegeben, was mir das Land genommen hat, wo ich geboren bin“, erklärte die gebürtige Iranerin. &bdquo;Hier in Deutschland darf ich als Mensch frei sein. Hier ist die Menschenwürde unantastbar. Sie zu achten und zu schützen, steht im Grundgesetz. Ich möchte mein neues Zuhause nicht verlieren.“ &bdquo;Es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken“, erklärte Uta Gesenhues. &bdquo;Die Methode ’wir sehen euch nicht, dann werdet ihr auch nicht mehr’ funktioniert nicht.“ Sie rief dazu auf, in Gespräche zu gehen. &bdquo;Wenn wir den Mut heute nicht zeigen, wird es morgen zu spät sein und dann wird Mut allein nicht mehr reichen“, befürchtet die Grünen-Politikerin. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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