Lübbecker Pfarrerin appelliert: „Die Gemeinde darf nicht sterben“

Lübbecke. Der Gemeindesaal am Mittwochabend war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Einladung zu einer Sondersitzung der evangelischen Kirchengemeinde Nettelstedt angesichts der bevorstehenden Veränderungen hatte die Gemeindemitglieder überrascht. &bdquo;Wir haben das so gar nicht gewusst, wir sind erschüttert“, war die allgemeine Reaktion der Anwesenden auf die Beschreibung der scheidenden Pfarrerin Britta Mailänder zu den aktuellen Verhältnissen. &bdquo;Ich freue mich sehr, dass dieses Haus so voll ist, dass so viele gekommen sind, ein gutes Zeichen, das gibt mir Zuversicht und Hoffnung. Wir haben eingeladen, weil es Veränderungen geben wird, durch meinen Stellenwechsel zum 1. März 2025 und durch die Amtsniederlegung der Presbyterin Susann O’Connor. Beides hat Auswirkungen auf die Kirchengemeinde. Es liegt zwar in zeitlicher Nähe, aber nicht in einem kausalen Zusammenhang“, informierte die Pfarrerin. Mailänder dankte der ausscheidenden Presbyterin für ihre Arbeit und für ihre Aufrichtigkeit. &bdquo;Ich habe gemerkt, dass ich meinen eigenen Erwartungen nicht mehr gerecht wurde. Ich kann die Aufgabe nicht so ausfüllen, wie ich es mir gewünscht hätte. So entstand bei mir eine permanente Unzufriedenheit, darum habe ich mich entschlossen mein Amt niederzulegen“, beschrieb Susann O’Connor ihre Beweggründe. Chance, etwas Neues zu machen Anschließend ging auch die Pfarrerin auf ihre Motivation ein, das Pfarramt niederzulegen: &bdquo;Ich gehe nicht, weil es mir hier nicht mehr gefällt“, sagte sie: &bdquo;Ich bin sehr gerne hier in Nettelstedt Pfarrerin, ich hatte es auch nicht lange geplant, sondern es bot sich für mich die Chance, beim Klinikum Bethel als Krankenhauspfarrerin zu arbeiten. Mein Herz schlug schon immer für eine solche Arbeit. Und dieser Stellenwechsel gibt mir die Chance, etwas Neues zu machen. Ich werde 56 Jahre, nun kann ich noch elf Jahre Dienst tun. Ich finde, es ist eine gute Zeit zu sagen, ich mache jetzt mal etwas anderes und finde andere Stärken,“ erklärte sie der Gemeinde. &bdquo;Ich bin 15 Jahre als Pfarrerin in dieser Gemeinde, es war eine reiche Zeit und eine lange Zeit“, bedankte sie sich. Nach den Richtlinien der Landeskirche wird nun die Pfarrstelle in Nettelstedt nicht neu besetzt. Superintendent Uwe Gryczan hatte noch einmal erklärt, dass man 3.000 Gemeindemitglieder (ab 2026 sogar 4.000 Gemeindemitglieder) brauche für eine Pfarrstelle. Die Kirchengemeinde Nettelstedt hat aktuell 1.500 Mitglieder. Sie gehören zum Planungsraum Süd mit den Kirchengemeinden Blasheim, Lübbecke, Gehlenbeck und Schnathorst, Hüllhorst, Oberbauerschaft, die Pfarrer werden laut Gryczan gleichmäßig verteilt. &bdquo;Die Konfirmanden werden von Miriam Wegener-Kämper weiter unterrichtet und zur Konfirmation geführt. Pfarrer Hagen Schillig wird die Beerdigungen übernehmen. Er springt auch als Vertretungspfarrer bei Trauungen sowie Taufen ein“, sagte Pfarrerin Mailänder. &bdquo;Wir wollen an zwei Gottesdiensten monatlich festhalten, es wird keinen Jahresplan mehr geben, das muss jeweils monatlich abgesprochen werden,“ erklärte die Presbyterin Susanne Öwermann-Röding. &bdquo;Wir werden die Gemeindeberatung des Kreissynodalvorstandes in Anspruch nehmen, da wir ab dem 1. März nicht mehr beschlussfähig sind“, sagte sie. Gremium muss beschlussfähig sein &bdquo;Das Presbyterium braucht jetzt ihre Unterstützung. Es sind nur noch drei Mitglieder, es müssen zur Beschlussfähigkeit mindestens vier Mitglieder sein, besser wären sechs“, hofft Mailänder auf Reaktionen aus den Reihen der Kirchengemeinde. Ein Presbyter könne auch ohne Wahl nachnominiert werden. &bdquo;Hat eine Kirchengemeinde kein beschlussfähiges Gremium, dann hat sie keinen Bestand und kann vom Kreiskirchenverband aufgelöst werden,“ erklärte die aktive Presbyterin Alexandra Fischer. &bdquo;Wir sind offen für neue Ideen, mutig neue Dinge auszuprobieren, jeder darf kommen, so wie er ist und ist uns willkommen“, hofft auch der amtierende Presbyter Sören Lorenzen. &bdquo;Wir drei schaffen das nicht allein, wir brauchen Verstärkung“, machte er deutlich. Aus den Reihen der Gemeindeversammlung kamen dann Fragen nach den Voraussetzungen, die man für dieses Amt mitbringen muss. Den Ausführungen zufolge muss man zwischen 18 und 75 Jahre alt sein und darf diese Funktion nicht als Familienangehöriger der vorhandenen Mitglieder im Presbyterium ausüben. Alle, die den Mut hätten, etwas zu bewegen, Neues auszuprobieren und sich Zeit zu nehmen, um die evangelische Gemeinde mitzugestalten, seien eingeladen, hieß es. &bdquo;Sagt es weiter, sprecht eure Kinder und Enkel an, die Gemeinde darf nicht sterben“, verabschiedete sich Britta Mailänder.

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