Verschärftes Handyverbot: Lübbecker Schüler reden wieder mehr miteinander

Lübbecke. Unsere Nachbarn aus den Niederlanden haben es seit dem 2. September vorgemacht. Seit diesem Datum gilt an allen Schulen im Land ein gesetzlich verankertes Handynutzungsverbot im Unterricht. Die NRW-Landesregierung sieht dagegen keine Notwendigkeit für einen solchen Vorstoß. Die Schulen im Land hätten eigene Optionen, um Handyverbote durchzusetzen. Es brauche somit keine gesetzliche Grundlage. Dieser Ansicht schließen sich auch die beiden Schulleiterinnen des Wittekind-Gymnasiums und der Stadtschule in Lübbecke an. Katrin Höcker-Gaertner leitet das Wittekind-Gymnasium, an dem seit der Schulkonferenz von 2022 ein Handynutzungsverbot für das gesamte Gebäude und den Pausenhof in Kraft getreten ist. &bdquo;2014 hatten wir bereits in der Hausordnung ein Nutzungsverbot im Unterricht eingeführt“, erzählt sie. Jedoch galt dies nicht für die Pausenzeiten. Vor zwei Jahren wurde dann per Beschluss der Schulkonferenz nachgeschärft. Das Nutzungsverbot gilt für die Schülerinnen und Schüler der Unter- und Mittelstufe – ausgenommen ist die große Mittagspause. Für die Schüler der Oberstufe gibt es im Gebäude eigene Räume, in denen sie mit ihren Handys in Freistunden hantieren können. &bdquo;Aber getrennt von den jüngeren Schülern“, wie Höcke-Gaertner betont. Das sei wichtig, &bdquo;damit diese nicht verleitet werden“. In der Stadtschule in Lübbecke geht man noch einen kleinen Schritt weiter. Seit ihrer Gründung im Jahr 2012 &bdquo;gilt für das Schulgebäude und den Pausenhof ein komplettes Handynutzungsverbot“, wie Schulleiterin Anke Schrader berichtet. Da seit der Schuleröffnung das Verbot von vornherein in die Hausordnung mit aufgenommen wurde, &bdquo;musste es nicht nachträglich beschlossen werden“, sagt sie. Lesen Sie auch: &bdquo;Es ist so entspannt“: Schulleiter aus OWL berichten von rigorosen Handyverboten Regelverletzungen kommen auch mal vor Die Mitnahme des Smartphones im Rucksack ist zwar gestattet, jedoch die Benutzung während der gesamten Zeit in der Schule untersagt. Im Gegensatz zum Wittekind-Gymnasium gibt es keine Sonderregeln für die Pausen. Und so gehört es in den Fluren und dem Schulhof zum alltäglichen Bild, dass kein Schüler mit einem Smartphone in der Hand angetroffen wird. Meistens jedenfalls, denn &bdquo;natürlich kommt es auch mal vor, dass Schüler die Regel nicht befolgen“, wie Schrader einräumen muss. Dann wird das Handy einkassiert. Ebenso wird es im Wittekind-Gymnasium praktiziert. Schüler erhalten ihr Gerät dann erst am Ende des Schultages zurück. Bei dreimaligen Wiederholungstätern werden die Eltern informiert, die das Smartphone dann persönlich abholen müssen. Im Gymnasium hat sich seit der Verbotsverschärfung ein positiver Effekt eingestellt, wie Höcke-Gaertner berichtet: &bdquo;Es ist vermehrt zu beobachten, dass die Schülerinnen und Schüler in den Pausen wieder viel mehr miteinander in Interaktion treten“, sagt sie. Konnte man in der Vergangenheit viele stumme Schüler mit gesengtem Kopf Richtung Smartphone beobachten, so fänden jetzt wieder viel mehr Gespräche untereinander statt. &bdquo;Es wird wieder viel mehr miteinander geredet.“ Das ist auch der Grund, weshalb an der Stadtschule von Beginn an ein striktes Handynutzungsverbot beschlossen worden war. &bdquo;Wir wollten von Anbeginn, dass sich die Schülerinnen und Schüler miteinander beschäftigen und in persönlichen Kontakt und Gespräche kommen“, erläutert Schrader. Deshalb habe man sich auch gegen Ausnahmen während der Pausen entschieden. Lesen Sie auch: Warum Handys an Schulen unbedingt verboten werden sollten Man nimmt den Kindern soziale Kontakte weg Andererseits weiß sie auch, dass es für Schüler eine Geduldsprobe sei, wenn sie ohne ihr Smartphone auskommen müssten. Das bestätigt auch Höcke-Gaertner: &bdquo;Man nimmt mit einem Nutzungsverbot den Kindern schon ihre sozialen Kontakte weg, da sie alles über das Handy machen.“ Jedoch sei es ebenso wichtig und für den Unterricht unerlässlich, dass die Schüler handyfreie Zeiten hätten. Für Recherche-Arbeiten während des Unterrichts gibt es an beiden Schulen Tablets, mit denen die Schüler arbeiten. Diese seien frei von Apps, die die Kinder ansonsten für ihre Kommunikation nutzten. Beide Schulen haben ihren eigenen und praktikablen Umgang gefunden, den auch die Eltern mittragen. Da es an der Stadtschule ohnehin ein generelles Verbot zur Handynutzung gibt, bestehe &bdquo;gar nicht die Notwenigkeit einer gesetzlichen Vorgabe“, wie Schrader sagt. Und Höcker-Gaertner ergänzt: &bdquo;Für ein generelles Handyverbot vonseiten der NRW-Regierung wäre ich nur, wenn dieses Verbot auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen fußen würde,. Denn dann hätte man eine gute Argumentationsgrundlage, um ein per Gesetz erlassenes Verbot rechtfertigen zu können.“ Lesen Sie auch: Warum Handys an Schulen nicht verboten werden sollten

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