70 Jahre Volksfest: Besucher erinnern sich an ihr erstes Bierbrunnenfest

Lübbecke. Beim Wetter war noch etwas Luft nach oben. Ein leicht regnerischer Auftakt aber tat der Stimmung keinen Abbruch, denn es war ein besonderes Fest auf dem Lübbecker Marktplatz. Vor 70 Jahren wurde in der damaligen Kreisstadt am Wiehengebirge das erste Bierbrunnenfest gefeiert. Kreisstadt ist Lübbecke schon lange nicht mehr, aber das Bierbrunnenfest ist geblieben und lockt jedes Jahr Tausende Gäste in die Stadt. Höhepunkt des Volksfestes war und ist der Tag des Bierbrunnens am Sonntag. Bei manchen Lübbeckern wurden Erinnerungen an ihr &bdquo;erstes Mal“ auf dem Bierbrunnenfest wach. Aus der Bäckerstraße hallte Musik hinüber zum Marktplatz, wo schon viele Gäste erwartungsvoll auf den Start zum Tag des Bierbrunnens warteten. Das Bierbrunnenfest ist schließlich eines der beliebtesten Volksfeste in Lübbecke und umzu. Die Dorfkapelle Oberbauerschaft begleitete die prächtige Bierkutsche, mit der Brauer-König Gambrinus (alias Sven Bleiber) sich auf den Weg zum Marktplatz machte. Gezogen wurde die Kutsche in bewährter Weise von Gustav und Alfred, den beiden treuen Brauereipferden. Das alles ist eine gern gepflegte Tradition. Mit wem Gambrinus zuerst anstieß Gambrinus winkte den vielen Menschen zu und die ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, diesen besonderen Anblick im Bild festzuhalten. Gambrinus sagte seinen Spruch auf – auch das ist Tradition beim Bierbrunnenfest. Danach stach Lübbeckes Bürgermeister Frank Haberbosch das Fass Freibier an und stieß gemeinsam mit seinem Amtskollegen Janos Toth aus der ungarischen Partnerstadt Tiszakecske, dem stellvertretenden Landrat Michael Grosskurth, Brauerei-Chef Christoph Barre und Gambrinus an. 70 Jahre Bierbrunnenfest – das war am Sonntag auch eine schöne Gelegenheit für Gäste, sich an ihr erstes Mal zu erinnern. Für Vize-Landrat Michael Grosskurth war das 70. Fest sein erstes Mal, der langjährige Lübbecker Bürgermeister Günter Steinmeyer dagegen kann sich noch an das erste Fest im Jahr 1954 erinnern. &bdquo;Halb Lübbecke war auf den Beinen“ Der Bierbrunnen stand damals noch am Papendiek nahe des einstigen Hotels &bdquo;Holland Moritz“. Zehn Jahre sei er damals alt gewesen, blickte Steinmeyer zurück. &bdquo;Damals war halb Lübbecke auf den Beinen.“ Das Fest sei damals etwas ganz Besonderes gewesen, nur wenige Jahre nach dem Ende des Krieges und mitten im Wiederaufbau. &bdquo;Das Bierbrunnenfest war ein Erlebnis.“ Bier gab es für den damals zehnjährigen Günter Steinmeyer aber nicht. Die Eltern hätten etwas dagegen gehabt. Früher hätten Kinder Malzbier getrunken, weiß Brauerei-Chef Christoph Barre. Malzbier habe damals drei Prozent Alkohol gehabt. &bdquo;Das war ganz normal.“ Heute ist Malzbier alkoholfrei. Christoph Barre, geboren 1966, war um 1973/1974 zum ersten Mal bei einem Bierbrunnenfest dabei. &bdquo;Ich kann mich an einen großen Festumzug durch die ganze Stadt erinnern.“ Viele Gäste hätten schwarze Anzüge getragen, manche auch Handschuhe. &bdquo;Das war noch alles sehr offiziell.“ Gespräch beim Bier über die schönen Dinge Es habe vom ersten Bierbrunnenfest eine Fernseh-Übertragung gegeben, erzählen Christoph Barre und Günter Steinmeyer. Das sei dann die Geburtsstunde von Lübbecke als Bierbrunnenstadt gewesen. In den Jahren nach der Premiere reisten Gäste aus der ganzen Republik mit Bus und Bahn zum Bierbrunnenfest an. Für den stellvertretenden Landrat Michael Grosskurth war das Jubiläums-Bierbrunnenfest eine Premiere. Er sei zum allerersten Mal bei diesem Fest, sagte er. Was er mit dem Fest verbinde? Die Menschen kämen hier noch mehr zusammen und tauschten sich beim Bier auch mal über die schönen Dinge aus. Er werde privat wiederkommen, kündigte Grosskurth an. Sven Bleiber übernahm die Rolle des Brauer-Königs Gambrinus von seinem Vorgänger Erwin Stascheck. Der hatte die Rolle 27 Jahre gespielt. Bleiber: &bdquo;Da komme ich drüber, habe ich damals gesagt. Aber dass das wirklich so kommen würde, das konnte ich nicht ahnen.“ Sven Bleiber ist seit nunmehr 29 Jahren Bierkönig Gambrinus. &bdquo;Aber es macht mir heute noch genauso viel Spaß wie beim ersten Mal.“ Jedes Jahr treffe er tolle Leute. Beim Fest sehe er Bekannte wieder und lerne auch viele neue Leute kennen. Wann der Barre Spruch erklingt Der Spruch, den er beim Tag des Bierbrunnens aufsagt, lässt er vorher noch einmal Revue passieren, obwohl er ihn längst auswendig kann. Aber oft ist der Spruch nicht zu hören. &bdquo;Drei Mal im Jahr“, betonte Gambrinus: Beim Tag des Bierbrunnens, beim historischen Markt in Bad Essen und beim Blasheimer Markt. Gambrinus genoss am Sonntag Barre Bräu und viele Gäste taten es ihm gleich. Gegen eine Spende gab es auf dem Marktplatz Biermarken und ein Glas. Und seit vielen Jahren ist es guter Brauch, dass die Besucher mit dem Genuss des Lübbecker Bieres auch Gutes tun. In diesem Jahr wird die Bierbrunnen-Spende der Lübbecker Innenstadt zugute kommen. Die soll mit Installationen weiter verschönert werden.

Meistgelesen