Bedeutender Mediziner verlässt Lübbecke - so geht es weiter

Lübbecke. Im Lübbecker Krankenhaus endet eine Ära: Zum 30. Juni dieses Jahres trennt Hans-Udo Schneider sich von den kreiseigenen Mühlenkreiskliniken (MKK). Der 64-Jährige verlasse die MKK auf eigenen Wunsch, teilten die MKK am Samstag mit. Mit dem Professor geht ein Mediziner, der sich einen Namen weit über die Region hinaus gemacht hat. Hans-Udo Schneider ist Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie der Klinik für Altersmedizin. Mit Schneiders Namen ist der Aufbau des Zentrums für seelische Gesundheit (ZSG) verbunden, einem sehr wichtigen Standbein des MKK-Standortes Lübbecke. Der Vorstandsvorsitzende der Mühlenkreiskliniken, Olaf Bornemeier, bedauert die Entscheidung des versierten Klinikdirektors und Wissenschaftlers. Professor Schneider habe das Medizinische Zentrum für seelische Gesundheit im Team mit Geschäftsführer Mario Hartmann &bdquo;zu dem gemacht, was es heute ist - ein universitäres psychiatrisches und psychosomatisches Fachkrankenhaus mit einem exzellenten überregionalen Ruf und Einzugsgebiet“. Wesentlichen Beitrag zum Status &bdquo;Uni-Klinik“ geleistet Neben dem eigentlichen Kernbereich, der Psychiatrie, habe Schneider eine psychosomatische Fachklinik und eine Klinik für Altersmedizin aufgebaut und geleitet. Nebenbei habe er mit seinem wissenschaftlichen Wirken wesentlich dazu beigetragen, &bdquo;dass die Mühlenkreiskliniken von der Ruhr-Universität Bochum als universitärer Partner ausgesucht und das Johannes Wesling Klinikum Minden als Universitätsklinikum ernannt wurde,“ teilte MKK-Chef Bornemeier mit. Hans-Udo Schneider ist im Jahr 2005 von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) als Chefarzt an das damalige Krankenhaus Lübbecke gewechselt. Er baute die Psychiatrie konsequent aus, so dass am Ende die Entscheidung stand, die Psychiatrie als Medizinisches Zentrum für seelische Gesundheit als eigenständige Fachklinik zu betreiben. Dennoch wurde nach MKK-Angaben die Zusammenarbeit mit dem großen Bruder – dem Krankenhaus Lübbecke – intensiv fortgeführt. Kommission kümmert sich um Nachfolge Ein großes Anliegen war Professor Schneider die Ernennung des ZSG als universitärer Partner der Ruhr-Universität Bochum. Die Weitergabe des medizinischen Wissens im Medizinstudium, die Förderung des akademischen Lernens und die Unterstützung bei Forschungsvorhaben seien ihm wichtig, teilte MKK-Sprecher Christian Busse mit. Die Vorlesungen und die Betreuungen von Studierenden erforderten viel Engagement. Die ersten Schritte für die Nachbesetzung des Lehrstuhls sind nach Angaben Busses bereits bei der Ruhr-Universität Bochum beantragt. Im nächsten Schritt werde eine mit internen und externen Wissenschaftlern besetzte Berufungskommission für das Besetzungsverfahren gebildet. Der genaue Zuschnitt der Stelle und der Schwerpunkt sei Teil des wissenschaftlich geführten Nachbesetzungsverfahrens durch die Berufungskommission. Befürworter der Neubau-Pläne Die übrige Betriebsleitung des ZSG, bestehend aus Geschäftsführer Mario Hartmann und Pflegedirektorin Tanja Ames, werde das Zentrum für seelische Gesundheit weiterhin leiten, so der MKK-Sprecher. Bis zur endgültigen Berufung eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin für Hans-Udo Schneider werde die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie kommissarisch geleitet. Weiter engagieren möchte sich Schneider in der akademischen Lehre und in der Forschung am Medizin Campus OWL. "Forschung und Lehre sind mir ein wichtiges Anliegen", wird Schneider in der MKK-Mitteilung zitiert. Schneider verlasse die MKK zum 30. Juni dieses Jahres auf eigenen Wunsch, teilte der kreiseigene Klinik-Konzern mit. Der Abschied Schneiders hat laut MKK nichts mit den Neubauplänen der MKK oder möglichen Umstrukturierungen in den Klinik-Leitungen zu tun. Schneider habe intern seit Jahren immer wieder auf die baulich schwierige Situation im jetzigen Medizinischen Zentrum für seelische Gesundheit hingewiesen. Er sei erklärter Befürworter eines Neubaus für die Psychiatrie am Standort des Universitätsklinikums Minden wie im Gutachten von &bdquo;hcb“ um Boris Augurzky empfohlen, teilte MKK-Sprecher Busse mit. Auch die derzeitige Erarbeitung einer neuen Führungsstruktur bei den MKK sei kein Grund für sein Ausscheiden. Aus dem Umfeld Schneiders ist zu hören, dass dieser sich zwar auch immer wieder über die Gesundheitspolitik auf Bundes- und Landesebene ärgere. Dass er aber auch kürzer treten und sich in seinem Alter beruflich noch einmal anders orientieren wolle. Welche Stellen noch frei werden Aktuell sind laut MKK vier Stellen aus dem ärztlichen Dienst, der Ergotherapie, dem psychotherapeutischen Behandlungsteam und dem Sozialdienst ausgeschrieben. Im ZSG sind nach Angaben Busses rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, darunter 38 Ärztinnen und Ärzte, 190 Pflegekräfte und etwa 15 Psychologinnen und Psychologen. Nicht nur Stelle von Hans-Udo Schneider müssen die MKK nun neu besetzen. In diesem Jahr werden auch die Lübbecker Chefärzte Uwe Werner (Chefarzt und Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie) und Albert Neff (Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe) gehen. Die Krankenhaus-Bürgerinitiative spekulierte daher schon, ob die beiden Chefarzt-Stellen künftig möglicherweise von Minden aus betreut werden könnten. Zugleich gab die Initiative zu bedenken, dass die Aufgabe der Krankenhäuser Lübbecke und Rahden, die dann in einem möglichen Neubau in Espelkamp zusammengelegt werden sollen, dazu führen könnte, dass Ärzte und Pflegepersonal sich beruflich anderweitig orientieren. Gedankenspiele dieser Art haben die MKK bislang stets deutlich widersprochen. Zu diesen Spekulationen befragt, äußerten sich die MKK wie folgt: &bdquo;Herr Dr. Uwe Werner geht in diesem Jahr wie geplant in den Ruhestand. Herr Dr. Albert Neff wäre sogar schon im Ruhestand, hat aber verlängert, ,weil er es bei den Mühlenkreiskliniken so schön findet’ (Zitat Dr. Albert Neff). Es laufen gerade Gespräche darüber, wie die Posten der Klinikdirektoren nach dem regulären altersbedingten Ausscheiden besetzt werden.“

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