Forschung

Paul Gauselmann fördert Suchtforschung am Krankenhaus Lübbecke mit 160.000 Euro

Am Medizinischen Zentrum für Seelische Gesundheit der Mühlenkreiskliniken in Lübbecke kann jetzt eine geschlechtsspezifische Risikoanalyse von Verhaltenssüchten wie Glücksspiel durchgeführt werden.

Studienleiterin Nora Marlene Laskowski (l.), Georgios Paslakis, Direktor der Universitätsklinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie (2. v. r.), und Geschäftsführer Mario Hartmann (r.) freuen sich über die Finanzierung ihres Forschungsprojekts zu geschlechtsspezifischen Risiken bei Verhaltenssüchten. Paul Gauselmann finanziert die Studie über die kommenden beiden Jahre mit 160.000 Euro. | © MKK

31.07.2025 | 31.07.2025, 09:00

Lübbecke. Der Unternehmer und Stifter Paul Gauselmann setzt sein langjähriges Engagement für die medizinische Versorgung und Forschung in der Region fort. Mit einer Spende ermöglicht er die Finanzierung der „GRAVE-Studie“ (Geschlechtsspezifische Risikoanalyse von Verhaltenssüchten) am Medizinischen Zentrum für Seelische Gesundheit der Mühlenkreiskliniken (MKK) in Lübbecke.

Ziel des Forschungsprojektes sei es, geschlechtsspezifische Risikofaktoren und Schutzmechanismen bei suchtartigem Verhalten wie zum Beispiel Glücksspiel, Gaming oder entgleistem Kaufverhalten zu untersuchen, heißt es in der Pressemitteilung von Nicole Schnelle der Mühlenkreiskliniken.

Die Übergabe der Spende in Höhe von 160.000 Euro fand im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern der Mühlenkreiskliniken sowie des Forschungsteams statt. Paul Gauselmann betonte bei dieser Gelegenheit die Bedeutung moderner, wissenschaftlich fundierter Ansätze in der Prävention und Behandlung psychischer Erkrankungen: „Als Unternehmer und Bürger dieser Region ist es mir ein Anliegen, medizinische Versorgung und Forschung auf höchstem Niveau zu unterstützen.

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Männer verhalten sich risikoreicher

Die GRAVE-Studie greift Gauselmann zufolge ein gesellschaftlich hochaktuelles Thema auf und leiste einen wichtigen Beitrag zum Schutz gefährdeter Gruppen: „Mein Unternehmen verdient mit Unterhaltungselektronik und Glücksspiel zum Beispiel in Spielbanken Geld. Ich selbst habe mein Leben lang zum Ausgleich gespielt. Für mich ist Spielen eine Form der Entspannung. Aber ich sehe auch, dass Spielen bei manchen zu einem übertriebenen Spielverhalten führen kann. Das war und ist nicht mein Ziel“, so Paul Gauselmann.

Die GRAVE-Studie wird am Medizinischen Zentrum für Seelische Gesundheit der Mühlenkreiskliniken unter der Leitung von Universitätsprofessor Georgios Paslakis, Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, durchgeführt. Sie untersucht laut MKK erstmals in dieser Form die unterschiedlichen Ursachen und Mechanismen von suchtartigem Verhalten bei Männern und Frauen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigten, dass Männer häufiger zu risikoreichem Verhalten neigten, während Frauen sensibler auf Stress und negative Emotionen reagierten – beides Faktoren, die das Risiko für eine Verhaltenssucht deutlich erhöhen könnten.

Suchtgefährdete Personen besser erreichen und unterstützen

„Wir wissen heute, dass bestimmte Mechanismen wie Lootboxen in Videospielen oder variable Belohnungssysteme das Suchtrisiko gezielt verstärken können. Doch bislang fehlten differenzierte, geschlechtsspezifische Analysen. Genau hier setzt unsere Studie an“, erklärt die Studienleiterin Nora Marlene Laskowski in einer Mitteilung der MKK. Die Ergebnisse sollen künftig dabei helfen, gendersensitive Präventions- und Interventionskonzepte zu entwickeln, die besonders gefährdete Gruppen besser erreichen und unterstützen.

Die Studie gliedert sich laut MKK in drei aufeinander aufbauende Phasen: In der ersten Phase werde über Online-Befragungen ein umfassender Überblick über psychologische Risikofaktoren und Schutzmechanismen gewonnen. Besonderes Augenmerk gelte dabei Variablen wie Risikobereitschaft, Impulsivität und Stressbewältigung.

Die zweite Phase prüfe experimentell, welche dieser Faktoren in einem kontrollierten Setting tatsächlich suchtartiges Verhalten auslösen können und inwieweit sich Männer und Frauen in ihrer Reaktion unterscheiden. In der abschließenden qualitativen Phase werden die Erkenntnisse mit Betroffenen diskutiert und genderspezifische Präventionsansätze gemeinsam entwickelt.

Dieses Ziel verfolgt das Studien-Team

Die Unterstützung der GRAVE-Studie reihe sich ein in eine lange Tradition der Kooperation zwischen Paul Gauselmann und den Mühlenkreiskliniken. Bereits in der Vergangenheit engagierte sich der Unternehmer mit erheblichen Mitteln für die regionale Gesundheitsversorgung. So finanzierte er kürzlich mit 1,5 Millionen Euro unter anderem eine dermatologische Forschungsprofessur sowie mit 1,2 Millionen Euro die Anschaffung eines hochmodernen DaVinci-Operationsroboters für das Krankenhaus Lübbecke.

„Wir sind Paul Gauselmann für seine wiederholte, großzügige Unterstützung außerordentlich dankbar“, betont Mario Hartmann, Geschäftsführer des Medizinischen Zentrums für Seelische Gesundheit. „Sein Engagement ermöglicht es uns, medizinische Versorgung und Forschung in unserer Region nachhaltig zu stärken und innovative Projekte wie die GRAVE-Studie überhaupt erst zu realisieren.“

Mit der GRAVE-Studie will das Medizinische Zentrum für Seelische Gesundheit seine Rolle in der suchtmedizinischen und psychologischen Forschung unterstreichen und leistet den MKK zufolge zugleich einen wichtigen Beitrag zur besseren Versorgung und Prävention in der Region und darüber hinaus.

INFORMATION


Die Sucht- & Drogen-Hotline ist unter der Telefonnummer 01806 313031 zu erreichen. Sie bietet telefonische Beratung, Hilfe und Informationen durch erfahrene Fachleute aus der Drogen- und Suchthilfe. An die Sucht- & Drogen-Hotline können sich sowohl Menschen mit Suchtproblemen als auch deren Angehörige, Freunde oder Kollegen wenden. Das Angebot ist kostenpflichtig: 0,20 Euro pro Anruf aus dem deutschen Festnetz und aus dem Mobilfunknetz. Kinder und Jugendliche, deren Eltern suchtkrank sind, können sich bei hilfenimnetz.de beraten lassen. Dort gibt es auch Informationen in Einfacher Sprache.

Fast jede Stadt hat außerdem Beratungsstellen für Menschen mit Suchtproblemen und Angehörige – auch in OWL. Teilweise sind diese Beratungsstellen auf bestimmte Suchtmittel oder -formen spezialisiert. Die Einrichtungsdatenbank der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) enthält alle wichtigen Informationen zu den bundesweit über 1.400 ambulanten Suchtberatungsstellen. Darüber hinaus finden Sie dort auch 800 stationäre Suchthilfeeinrichtungen.

In Deutschland gibt es außerdem rund 8.700 Selbsthilfegruppen für suchtgefährdete und suchtkranke Menschen und ihre Angehörigen. Mit Hilfe von Menschen, die ähnliche Erfahrungen teilen, fällt es vielen Betroffenen leichter, sich zu öffnen, Unterstützung zu suchen und Suchtprobleme zu bewältigen. Adressen von Selbsthilfegruppen lassen sich über die Datenbanksuche der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) finden.