TikTok-Betrüger bringen Spender mit traurigen Bildern vom Tierheim Lübbecke um Geld

Lübbecke. Die hiesigen Tierheime haben regelmäßig mit Tieren in erbarmungswürdigem Zustand zu tun. Zum Teil, weil sie schon lange auf der Straße leben, oft aber auch, weil sie aus nicht artgerechter Haltung beschlagnahmt werden. Immer wieder hat auch die NW über solche Fälle berichtet. Für die Tierheime bringen solche Notfälle hohe Tierarztkosten mit sich, die zu einem Großteil über Spenden finanziert werden. Betrüger haben sich jetzt die herzzerreißende Geschichte eines Katers zunutze gemacht und Menschen um ihr Geld betrogen. &bdquo;Jeder Euro zählt“ prangt auf dem Foto eines kleinen Katers, der offenkundig krank ist. Seine Augen sehen glasig aus. &bdquo;Bisi benötigt dringend eine Operation. Wir sammeln Spenden, weil wir alleine nicht die kompletten OP-Kosten bezahlen können. Der offene Betrag beträgt 3.600 Euro und wir konnten bereits 670 Euro sammeln“, schreibt ein Betrüger im Sozialen Netzwerk &bdquo;TikTok“. Das Foto zeigt einen kleinen roten Kater, der unheimlich niedlich aussieht. &bdquo;Zusammen Leben retten“, appelliert der Beitrag weiter an die Leser. Nur: Der Kater, der dort zu sehen ist, braucht gar keine OP. 2019 kam er als Fundtier ins Lübbecker Tierheim. Die Tierpfleger tauften ihn auf den Namen &bdquo;Robby“. Tatsächlich hatte das Tierheim selbst damals diese Fotos veröffentlicht und die Geschichte der kleinen Fellnase erzählt. Der Kater war seinerzeit erst wenige Wochen alt, als er verwaist auf einer Straße gefunden wurde. Seine Augen waren - vermutlich durch &bdquo;Katzenschnupfen“ bereits so stark geschädigt, dass sich das Tierheim entschloss, &bdquo;Robby“ beide Augen operativ entfernen zu lassen, auch um ihm weitere Schmerzen zu ersparen. Empörung über den Betrug ist groß &bdquo;Robby“ sei 2019 dann mit einer anderen Jungkatze namens &bdquo;Fiona“ vergesellschaftet worden und beide fanden zusammen ein schönes Zuhause. Der Kater habe seine Blindheit, die vermutlich auch schon vorher da war, wunderbar kompensiert, erzählt Tierheimleiterin Sara Meinsen seine Geschichte. &bdquo;Er schafft es spielend, vom Kratzbaum auf eine Fensterbank zu springen, obwohl er nichts sieht.“ Es gab ein Happy End. Groß sei die Empörung auch unter den Mitarbeitenden im Tierheim gewesen, dass &bdquo;Robbys“ Fotos auf der Homepage jetzt von Betrügern missbraucht wurden, um damit Spenden einzuwerben. Eine TikTok - Nutzerin hatte die Einrichtung am Lübbecker Heuweg per Mail darauf aufmerksam gemacht. &bdquo;Hier versucht jemand, andere Nutzer mit fremden, mitleiderregenden Fotos zum Spenden zu bewegen“, warnen die Tierheim-Mitarbeiter. Neben den Bildern von &bdquo;Robby“, der auf TikTok &bdquo;Bisi“ hieß, sei auch noch ein Bild eines weinenden Kindes namens &bdquo;Emma“ gezeigt worden. Tierheimleitung hat Anzeige erstattet Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Tierheim Lübbecke (@tierheim.luebbecke) &bdquo;Wir waren echt geschockt“, sagt die Tierheimleiterin weiter. Als erste Reaktion habe sie das Benutzerkonto beim Anbieter gemeldet und auch den Online-Bezahldienst &bdquo;Paypal“ auf den Betrug aufmerksam gemacht. Zudem warnte das Tierheim in den eigenen sozialen Netzwerken. &bdquo;Wir haben dann auch Anzeige bei der Polizei erstattet“, sagt Meinsen. Ob das tatsächlich vielversprechend ist, da ist die Tierheimleiterin skeptisch: &bdquo;Die Polizei ist bemüht.“ Das Konto auf TikTok unter dem Namen &bdquo;Bisithecat“ sei mittlerweile gelöscht worden. Wie viel Spendengelder der oder die Betrüger per Paypal-Überweisung ergaunern konnten, ist ungewiss. Es könne aber vermutet werden, dass es bereits mehr als die im Aufruf angegebenen 670 Euro waren. Denn in den vier Tagen zählte der TikTok-Post bereits rund 10.000 Follower. &bdquo;Wir haben zwar selbst keinen Schaden genommen, aber es tut uns leid um die Menschen, die hier gespendet haben. Und das aufgrund einer Lügengeschichte“, so Sara Meinsen weiter. Es sei schade, wenn Tierliebhaber jetzt den Glauben an die gute Sache verlieren würden. Denn in der Behandlung von Fundtieren ist das Lübbecker Tierheim auf Spenden angewiesen. Auch die Augen-OP von &bdquo;Robby“, die etwa 500 Euro kostete, konnte so finanziert werden. &bdquo;Wir sind dankbar, dass es so viele selbstlose und großzügige Menschen gibt, ohne die unsere Tierschutzarbeit gar nicht möglich wäre“, heißt es vom Tierheim. Appell lautet: &bdquo;Bitte schaut ganz genau hin“ Die Tierheimleiterin weist aber auch darauf hin, dass insbesondere Spenden an Privatpersonen kritisch zu hinterfragen seien. &bdquo;Bitte schaut ganz genau hin, wofür und vor allem, an wen ihr spendet“, lautet ihr Appell. &bdquo;Im Zweifel: Behaltet euer Geld lieber.“ Sollte man einen Betrug erkennen, sei eine Anzeige bei der Polizei immer sinnvoll, &bdquo;jedoch will gut Ding Weile haben“, so Meinsen. Sie räumt zugleich ein, dass es natürlich auch immer wieder seriöse private Spendenaufrufe gebe, zum Beispiel für Menschen, die nach einem Feuer ihr Dach über dem Kopf verloren haben. Für das Tierheim ist es der erste bekannte Betrugsfall mit den eigenen Fotos. &bdquo;Wir hatten bisher damit keine Berührungspunkte“, so Meinsen. Wie man sich künftig gegen derlei Betrügereien wehren will, darüber denken die Tierschützer jetzt nach. &bdquo;Dabei ist unsere Zeit jetzt schon knapp.“ Möglicherweise würden Fotos von kranken Tieren, die sich für eine solche Masche eigenen würden, mit einem Wasserzeichen versehen. &bdquo;Für jedes Foto können wir das nicht leisten“, sagt Meinsen und appelliert abschließend noch einmal: &bdquo;Wenn ihr was Gutes tun wollt, informiert euch umfassend und gebt Betrügern keine Chance.“

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