Finanzierung akut gefährdet: Kindergärten im Lübbecker Land kommen ans Limit

Lübbecker Land. Schnell das Kind in der Kita abgeben und ab zur Arbeit: Für viele Eltern gehört das zum Alltag. Was aber, wenn die Kita zu ist? Das kommt auch im Lübbecker Land immer häufiger vor und bringt viele Eltern an ihre Grenzen. Zwar gab es auch in der Corona-Zeit Einschränkungen im Betrieb der Kitas, die waren allerdings der Pandemie-Situation geschuldet. Danach nahm der Druck auf die Kindertageseinrichtungen weiter zu: Nunmehr kommen Finanzprobleme hinzu. Das bestätigt auch der größte Träger im Lübbecker Land, der Evangelische Kirchenkreis Lübbecke, dem in einem Kindergartenverbund 25 Einrichtungen angehören. Verwaltungsleiter Carsten Schöneberg stellt im Gespräch mit nw.de fest: "Wir kommen an unsere finanziellen Grenzen. Die Situation ist angespannt." Finanzierung ist akut gefährdet 133 Kitas vom NRW-Nordpunkt bis tief ins Ravensberger Land mit Hunderten Angestellten und Tausenden Kindern verantworten die Träger evangelischer Kindertageseinrichtungen der Kirchenkreise Herford, Lübbecke, Minden und Vlotho. Wie viele andere Träger sehen sie die Finanzierung ihrer Arbeit akut gefährdet. Am Donnerstag, 19. Oktober, startet in Düsseldorf die Kampagne &bdquo;NRW bleibt sozial!“ mit einer Kundgebung um 5 Minuten vor 12 Uhr vor dem Landtag. Zu dem Protest lädt die Freie Wohlfahrtspflege NRW ein, außerdem beteiligen sich daran unter anderem die evangelischen Landeskirchen. Schöneberg stellt zwar fest, dass der Kirchenkreis Lübbecke selbst keine Delegation nach Düsseldorf schickt, hat dafür aber eine gute Erklärung parat. "Wir wollen den Eltern nicht noch mehr zumuten und weitere Schließungen verursachen. Sie mussten in der jüngsten Zeit wegen Krankheitsfällen schon genug erdulden." Allerdings stehe man "voll und ganz hinter dem Anliegen, weil es alle Träger von Kindertageseinrichtungen gleichermaßen betrifft." Solidargemeinschaft Kirche kann noch etwas auffangen Schöneberg, der in den 25 Kirchenkreis-Kindergärten etwa 1.700 Plätze vorhält und 400 Erzieherinnen und Erzieher beschäftigt, spricht von einem "Limit, das jetzt erreicht ist". Deshalb wandte sich der Kirchenkreis Lübbecke in einer Presseerklärung zum Aktionstag an die Öffentlichkeit. Noch stärker betroffen als der kirchliche Träger seien andere Träger von Kitas in der Region. Darauf weist der Evangelische Kirchenkreis Lübbecke hin und fordert bessere Rahmenbedingungen, mehr Planungssicherheit und eine personelle Entlastung der Kita-Mitarbeitenden. Gott sei Dank, so Schöneberg, müsse man beim Kirchenkreis noch nicht von Schließungen sprechen, dies sei jedoch bei anderen Trägern, unter anderem auch bei der AWO, ganz anders und wohl auch dramatischer. Noch könne die Kirche aufgrund ihrer Größe, und weil sie als Solidargemeinschaft mit verschiedenen Diensten aufgebaut sei, die nach dem Fortfall des Corona-Schutzschims fehlenden Mittel "so gerade noch auffangen". Bis die Überbrückungshilfe des Landes wirke, seien jedoch beim Kirchenkreis immerhin schon 700.000 Euro Defizit aus der Kindergartenfinanzierung aufgelaufen, die aus anderen Töpfen finanziert werden müssten. Viele können die Kosten nicht zwischenfinanzieren Das ginge bei den kleineren Trägern in der Form wohl so nicht. Es handele sich hier um eine gesetzliche Regelung mit einer 20-monatigen Nachfolgefrist. "Die ist einfach zu lang, das können viele nicht zwischenfinanzieren", sagt Schöneberg. Da wünsche man sich eine kürzer greifende Regelung für die Zukunft und eine schnellere Reaktion. Nach monatelangen intensiven Gesprächen, Debatten und Schriftverkehr mit Kita-Trägern und deren Interessenverbänden hatte die Landesregierung eine Überbrückungshilfe in Höhe von 100 Millionen Euro für alle Kindertageseinrichtungen bewilligt. &bdquo;Das ist ein wichtiges Signal, aber wird nicht ausreichen, um landesweit die große Finanzierungslücke bei den Kitas zu schließen“, sagt Carsten Schöneberg, Verwaltungsleiter des Kreiskirchenamtes in Lübbecke. Außerdem stellte die Landesregierung eine Aufstockung der sogenannten Kindpauschalen um vier Prozent auf insgesamt zehn Prozent in Aussicht. Schöneberg: &bdquo;Diese Steigerung ergibt sich schon aus den geltenden Regeln des NRW-Kinderbildungsgesetzes und ist daher keine Wohltat der Politik.“ Personalkosten sind enorm gestiegen Als Beispiel nennt Schöneberg die Steigerungen bei den Personalkosten: &bdquo;Wir freuen uns über die Tarifabschlüsse für Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst. Doch alleine für unsere 25 Kitas im Kirchenkreis Lübbecke sind das Mehrkosten von andrthalb Millionen Euro im Jahr.“ &bdquo;Wir wollen gemeinsam mit unseren gut ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen für Kinder eine qualitativ hochwertige Bildungslandschaft gestalten“, sagt die kreiskirchliche Kita-Fachberaterin Diana Bruguet. Dazu gehöre beispielsweise auch eine verlässliche Betreuungszeit in der Kita von 7 bis 16 Uhr, damit Eltern Familie und Beruf vereinbaren könnten. Doch mit der derzeitigen Finanzierung und personellen Ausstattung sei das nicht immer zu gewährleisten, bedauert sie. Die Trägerlandschaft im Kreis Minden-Lübbecke ist in Sachen Kindertageseinrichtungen sehr bunt. Bisher seien ihr keine langfristigen oder gar dauerhaften Schließungen von Einrichtungen bekannt, gab Pressesprecherin Mirjana Lenz jetzt gegenüber nw.de bekannt. Die Gesamtzahl der Kindertageseinrichtungen im Kreisjugendamtsbezirk beträgt: 83.

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