Bauernregeln: Lübbecker Meteorologe erklärt, wie viel Wahrheit drin steckt

Lübbecke. Bauernregeln als Wettervorhersage - nicht immer treffen sie zu. Dennoch bezieht der Meteorologe Friedrich Föst sie gelegentlich in seine Arbeit mit ein, und das, obwohl er über hoch technische Messinstrumente verfügt. &bdquo;Wenn sich das Wetter anders entwickelt als angekündigt, bekommen wir Meteorologen gelegentlich mal zu hören, dass man dann ja gleich gucken könne, was der Hahn auf dem Mist mache“, sagt Friedrich Föst und spielt damit auf eine der bekanntesten Wetterweisheiten an: "Wenn der Hahn kräht auf dem Mist ..." Eine der bekanntesten Wetterweisheiten Und was hat ein krähender Hahn auf dem Misthaufen nun mit dem Wetter zu tun? Es gebe da tatsächlich eine Verbindung, erklärt Föst. &bdquo;Im Misthaufen befinden sich viele Lebewesen wie Regenwürmer, die bei nahendem Regen aus den bodennahen Schichten an die Oberfläche kriechen, um nicht zu ertrinken.“ Die dabei entstehenden Vibrationen spüre der Hahn und &bdquo;freut sich krähend über das reich gedeckte Büfett“. Wie kommt es, dass sich ein Meteorologe mit Bauernregeln beschäftigt? &bdquo;Während meines Studiums in Berlin hat mein Professor Horst Malberg des Öfteren Anfragen zu dem Thema erhalten und dann angefangen, Bauernregeln wissenschaftlich zu untersuchen“, berichtet Föst. Er selbst habe einen Vortrag von Malberg gehört und sein Interesse war geweckt. &bdquo;Als ich nach meinem Studium wieder hier zurück in Lübbecke war, wurde auch ich auf Bauernregeln angesprochen.“ Daraufhin habe er angefangen zu schauen, welche der Regeln in diese Region passen. &bdquo;Die aus Bayern beispielsweise unterscheiden sich schon.“ Als Erstes machte sich Föst auf die Suche nach dem Ursprung dieser Regeln. &bdquo;Vor gut 5.000 Jahren haben die Ägypter und Babylonier aus Wetterbeobachtungen die ersten Regeln erstellt“, berichtet der Meteorologe. Damals wie heute sei die Landwirtschaft existenziell abhängig vom Wetter. Die Regeln wurden von Generation zu Generation mündlich überliefert. &bdquo;Die Krux war, dass die Bauern nicht schreiben konnten“, weiß Föst. &bdquo;Im 12./13. Jahrhundert tauchten jedoch die ersten schriftlichen Bauernregeln bei uns auf, die Abt Albertus Magnus, Bischof von Regensburg, niedergeschrieben hatte.“ Dreikönigstag Föst unterscheidet zwischen Wetterregeln (&bdquo;Abendrot, Gut-Wetter-Bot’“) für das &bdquo;Alltagsgeschäft“ und Witterungsregeln (&bdquo;Ist bis Dreikönigstag kein Winter, kommt keiner mehr dahinter“), die einen Zeitraum beschreiben. &bdquo;Der Dreikönigstag am 6. Januar war beziehungsweise ist ein wichtiges Datum für die Bauern, weil sich die Aussaat danach richtet“, erklärt der Lübbecker. Dabei sei jedoch nicht nur der Tag, sondern der ganze Zeitraum bis Mitte Januar zu betrachten. &bdquo;Im Allgemeinen kommt danach dann keine große Kälte mehr.“ Das gelte in acht von zehn Wintern. &bdquo;Wie immer gibt es Ausnahmen und ein Wintereinbruch ist nicht auszuschließen“, schränkt Föst ein. &bdquo;Im Februar 2021 brachte ,Tristan’ uns jede Menge Schnee.“ Dennoch sei es eine durchaus zutreffende Bauernregel. Eisheilige Auch rund um die Heiligen-Gedenktage Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia vom 11. bis 15. Mai sind Bauernregeln entstanden. Im Volksmund werden diese Tage auch als "Eisheilige" bezeichnet. &bdquo;,Erst Mitte Mai ist der Winter vorbei’ lautet eine Bauernregel, die fast immer zutrifft", sagt der Experte, denn Bodenfrost nach dem 15. Mai hat es nur in wenigsten Jahren gegeben. Siebenschläfer &bdquo;Der Siebenschläfertag am 27. Juni hat nicht mit dem possierlichen Tier zu tun“, erklärt Föst. Sondern der Name leitet sich von einer Sage her, nach der sieben Brüder vor dem römischen Kaiser Decius flohen, trotzdem vom ihm entdeckt und in einer Grotte eingemauert wurden. &bdquo;Knapp 200 Jahre später, am 27. Juni 447, öffneten Hirten die Höhle und die Brüder kamen ihnen wohlbehalten entgegen“, erzählt er weiter. Ihnen zu Ehren sei dieser Tag "Siebenschläfer" benannt worden. Die Bauernregel &bdquo;Regnet’s am Siebenschläfertag, es sieben Wochen regnen mag“ bedeute nicht, dass es sieben Wochen Regen gebe, sondern dass sich eine stabile Wetterlage Ende Juni, Anfang Juli einpendele, so Föst. Bauernregeln sind Jahrhunderte alt &bdquo;Bauernregeln sind Jahrhunderte alt und um sie aufzustellen, musste das Wetter über lange Zeiträume beobachtet werden“, sagt der Meteorologe. &bdquo;Das ist wirklich eine große Leistung.“ Man sollte sie nicht wörtlich nehmen, aber es lohne sich zu schauen, was sich die Verfasser dabei gedacht haben könnten. Der Satz vom Hahn hat übrigens noch eine Fortsetzung: "Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist." Denn auch die schönste Bauernregel ist nur begrenzt gültig: "Der Hahn kräht eben nicht nur bei Regen, sondern auch, wenn die Sonne scheint." Da sind die Vorhersagen der Meteorologen doch schon etwas genauer. Kennen Sie auch eine Bauernregel? Und wissen Sie etwas über deren Ursprung? Schreiben Sie uns gerne eine Mail an luebbecke@nw.de, Stichwort Bauernregeln.

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