Explodierende Energiepreise: So steht es um den Immobilienmarkt in Lübbecke

Lübbecke. Nicht erst seit der Energiekrise ist der Kauf einer Immobilie zunehmend utopisch geworden. In vielen Regionen Ostwestfalens bleibt der Traum vom Haus genau das: ein Traum. In Großstädten wie Bielefeld sind selbst Wohnungen für eine halbe Million Euro keine Seltenheit mehr. Doch wie ist die Lage in Lübbecke? Am Jägerbach nahe der Mindener Straße (B65) wächst nach und nach ein Neubau in die Höhe. "Insgesamt zehn Parteien sollen hier zukünftig wohnen", erklärt Juri Kletke, Geschäftsführer von Exklusiv Wohnbau am Standort Bramsche. Kletke kennt das Immobiliengeschäft gut. Früher hat er Privatinvestoren betreut, heute ist er Teil des Franchise-Systems von Exklusiv Wohnbau und gibt selbstständig Bauprojekte in Auftrag. "Hier entstehen klassische Eigentumswohnungen. Drei Wohnungen sind bereits verkauft, zwei weitere reserviert", erklärt Kletke auf dem Dach des Rohbaus in Gehlenbeck mit Blick auf das Wiehengebirge. Es ist also offenbar kein Problem, die Objekte zu verkaufen. Und das, obwohl auch im Kreis Minden-Lübbecke die Preise für Neubauten einen stolzen Preis erreichen. In dem dreigeschossigen Gebäude am Jägerbach kostet eine Wohnung zwischen 279.000 und 429.000 Euro. Alte Immobilien haben es schwerer Die aktuellen Krisen veränderten jedoch nicht nur die Preise, sondern auch die Prioritäten des Bauunternehmers, so Kletke. Fernwärme in Verbindung mit Fotovoltaik soll die Energienutzung unabhängig von internationalen Schwankungen machen. "Immobilien mit alten Energieanlagen wie Gas sind heute wesentlich schwerer zu vermitteln als noch vor wenigen Jahren", sagt Kletke. Das berichtet auch der Lübbecker Makler Ulrich Persicke. Dies zeige sich besonders an Mietwohnungen. "Nur wenige sind bei aktuell explodierenden Energiepreisen noch bereit, in ein älteres, nicht energieeffizientes Objekt zu ziehen", sagt Persicke. Trotzdem gibt es laut dem Makler keinen eindeutigen Trend im Raum Lübbecke. Großinvestoren seien weiterhin primäre Käufer bei Mehrfamilienhäusern. Eigenheime würden nach wie vor von Privatpersonen für den Eigengebrauch erworben. Die Anzahl der Anfragen habe sich zwar deutlich reduziert, aber nicht derart stark, dass es ein Überangebot an Immobilien gebe. "Statt 60 bis 100 Anfragen pro Objekt, erreichen uns jetzt vielleicht noch zehn bis zwölf. Diese Gruppe ist in der Regel nicht nur interessiert, sondern zum Kauf entschlossen", erklärt Persicke. Einen Immobilienerwerb erwägen demnach nur diejenigen, die wirklich wollen und es sich in der aktuellen Lage auch noch leisten können. Lohnt der Immobilienkauf? Der Kauf einer Immobilie lohnt sich nach Einschätzung Persickes immer noch - auch wenn Baukosten und Zinsen steigen. Denn die Mietpreise täten dies ebenfalls. Sie ergäben sich möglicherweise auch aus der Attraktivität des Standorts. Andreas Holdmann, Ortsvorsteher von Gehlenbeck, benennt eine gute Infrastruktur, die viele Zielgruppen anspreche. "Wir haben alle Schulformen vor Ort. Und Arbeitsplätze sind durch viele ansässige Unternehmen auch vorhanden." Lübbecke weise darüber hinaus eine belebte Innenstadt mit Einkaufsmöglichkeiten auf. Jüngere Familien ziehe es in die Vororte Lübbeckes, weiß Holdmann, ältere Bürger eher in Richtung des Stadtzentrums: "Durch die Corona-Pandemie hat noch einmal ein Umdenken stattgefunden", meint der Ortsvorsteher. Die Leute würden das Leben in ländlicheren, weitläufigeren Gebieten wieder schätzen. Besonders, wenn sie die vergangenen Lockdowns in kleinen Wohnungen ohne Garten oder Balkon verbracht hätten. Freiflächen müssen bleiben Wichtig sei jedoch trotz der Zuzüge, dass nicht alle Freiflächen zwischen den Ortschaften zugebaut werden, um Raum für Landwirtschaft und Natur zu lassen, warnt Holdmann. Die Infrastruktur müsse auch Schritt halten mit dem Bevölkerungswachstum. Ansonsten komme es beispielsweise zu einem Mangel an Kita-Plätzen oder Arztpraxen. Durch plötzlich steigende Preise komme es Holdmann zufolge häufiger zu Rückabwicklungen, sprich zur Rückgabe eines Grundstücks oder einer Immobilie. Beim Immobilienkauf in Lübbecke empfiehlt er deshalb: "Nichts überstürzen und beim Kauf vielleicht auch nach günstigeren, gebrauchten Objekten suchen."

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