Makler im Kreis Gütersloh erleben ungewöhnlichen Verkaufs-Boom – Andrang auf Immobilien

Gütersloh. Nach einem jahrelangen Aufwärtstrend bei den Immobilienpreisen im Kreis Gütersloh zeichnet sich nun eine Trendwende ab. Getrieben durch Zinsen, erhöhte Baukosten und globale politische Unsicherheiten, haben die Preise für Wohnimmobilien im Jahr 2023 erstmals seit rund 15 Jahren einen Dämpfer erfahren. Dieser Abwärtstrend setzte sich im darauffolgenden Jahr fort, wenngleich in deutlich abgeschwächter Form. Einige Mitglieder des Gütersloher Maklervereins – darunter Peter Oesterhelweg, Elmar Kaup, Marcus Scharpenberg, Ansgar Stahl und Anja Brokbals – haben jetzt Einblicke in die aktuellen Entwicklungen des Immobilienmarktes im Kreis gegeben. &bdquo;Wir hatten letztes Jahr einen intakten Markt. Die Preise für Bestandsbauten im Kreis sind leicht zurückgegangen“, sagt Scharpenberg. Bei Einfamilienhäusern, Reihen- und Doppelhäusern und Mehrfamilienhäusern belaufe sich der Preisrückgang im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich auf vier Prozent, berichtet er. Der Rückgang bei den Preisen für Eigentumswohnungen fällt im selben Zeitraum etwas geringer aus. Hier verzeichnet der Maklerverein einen kreisweiten Rückgang von drei Prozent. Freistehendes Einfamilienhaus für bis zu 315.000 Euro in Gütersloh Für die Stadt Gütersloh heißt das, dass ein freistehendes Einfamilienhaus mit etwa 140 bis 160 Quadratmeter Wohnfläche derzeit mit einem &bdquo;einfachen bis mittleren“ Wohnwert von 225.000 bis 315.000 Euro gehandelt wird. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 stand dieser Wert noch bei 260.000 bis 365.000 Euro. Reihenhäusern und Doppelhaushälften rangieren derzeit im gleichen Wohnwertsegment zwischen 155.000 und 225.000 Euro. Im Vorjahr lagen die Preise in dieser Kategorie noch bei 160.000 bis 235.000 Euro. Laut dem Immobilienverband Deutschland bezeichnet ein mittlerer Wohnwert ein Objekt, das in Bausubstanz und Ausstattung einem durchschnittlichen Standard entspricht und sich in einem allgemeinen Wohngebiet befindet. Ein guter Wohnwert bezeichnet ein Objekt mit guter Ausstattung und Bausubstanz in ruhiger, guter Wohnlage. Gütersloher Mieter müssen sich auf steigende Mieten einstellen Während sich Käufer über die leicht sinkenden Preise freuen können, werden sich Mieter, laut Oesterhelweg, auf steigende Mieten einstellen müssen. &bdquo;Die Nachfrage ist gut, jedoch fehlt es an 4-Zimmer-Wohnungen“, berichtet Oesterhelweg.&bdquo;Da viele vermehrt im Homeoffice bleiben, suchen immer mehr Leute nach Wohnungen, in denen sie sich auch ein Arbeitszimmer einrichten können“, erklärt er. Diese Mieter konkurrieren nun mit den Familien um die wenigen großen Wohnungen in Gütersloh. &bdquo;Wenn eine 4-Zimmerwohnung in Gütersloh auf dem Markt ist, dann haben bestimmt 60 bis 100 Leute Interesse an der Wohnung?“, bestätigt Kaup. Das sei allerdings noch harmlos. In Bielefeld sei die Situation noch angespannter, fügt er hinzu. &bdquo;Preislich liegen die Neubaumieten nachhaltig bei über 10 Euro pro Quadratmeter“, sagt Oesterhelweg. Jedoch fehle es an Sozialwohnungen und generell günstigen Mietwohnungen. &bdquo;Der Aufwand, den man für eine Sozialwohnung betreiben muss, steht in keinem Verhältnis zu der schlechten Rendite“, sagt er. So könne man keinen privaten Investor begeistern. 40 Prozent mehr Verkaufsfälle in Gütersloh als im Vorjahr Anders als noch im Jahr 2023 verlief das Jahr 2024 deutlich besser für die Makler. &bdquo;Gefühlt hatten wir ein breiteres Angebot, bei einem kontinuierlichen Grundrauschen auf der Nachfragenseite“, berichtet Scharpenberg. &bdquo;Der Wunsch nach der eigenen Scholle ist immer noch groß“, bestätigt Stahl seinen Kollegen. Das zeige sich auch an den Verkaufszahlen. &bdquo;Wir hatten gut 40 Prozent mehr Verkaufsfälle als im Vorjahr“, sagt Scharpenberg, der für die GENO Immobilien, einer Tochter der Volksbank, arbeitet. &bdquo;Bei uns war es das zweitbeste Jahr seit 25 Jahren“, ergänzt Stahl von der SKW Haus & Grund Immobilien GmbH. Als Grund dafür nennen die Makler den steigenden bürokratischen Aufwand, der mit dem Hauskauf verbunden ist. Lesen Sie auch: Exklusive Einblicke: Gütersloher Familie verkauft Luxus-Immobilie mit Pool &bdquo;Unser stärkster konkurriert war immer der Selbstverkauf“, sagt Stahl. Doch mittlerweile sei eine Privatperson kaum noch in der Lage die Bürokratie beim Verkauf zu handhaben. &bdquo;Alle Grunddienstbarkeiten im Grundbuch müssen beispielsweise mit einem Vertrag hinterlegt sein“, erklärt er. &bdquo;Wenn man nicht alle Unterlagen beisammen hat, bekommt man keine Finanzierung mehr. Aus diesem Grund wenden sich immer mehr Verkäufer an uns Makler“, fügt er hinzu. Sorge vor Zollpolitik der USA Einige Sorgen bereitet den Maklern die Zollpolitik der USA und das Sondervermögen für Infrastruktur, welches der alte Bundestag kürzlich beschlossen hat. Dies könne die Inflationsrate steigen lassen und den Zins beeinflussen. Alle anwesenden Makler betonen dabei, dass nicht davon auszugehen ist, dass der Zins sinken wird. Gleichzeitig befürchten sie, dass durch die großen Infrastrukturmaßnahmen, die Baufirmen anderweitig beschäftigt seien werden und der Wohnungsbau ins Hintertreffen geraten könnte. Daher fordern sie politische Impulse, um dem entgegenzuwirken. &bdquo;Ich würde mir eine spürbare und stabile Wohnraumförderung vor allem für Familien wünschen“, sagt Scharpenberg.

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