Kaufpreise sinken auf dem Bielefelder Wohnungsmarkt: Die richtige Zeit zum Kauf?

Bielefeld. Die Zeit stetig steigender Preise für Immobilien ist vorbei, auch in Bielefeld. Zwei Gründe sind dafür ausschlaggebend: Die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine aufgeflammte Inflation hatte auch die Zinsen so stark angeheizt, dass die Finanzierung für manche Kaufwillige zum Problem geworden ist - ihre Zahlungsbereitschaft schrumpfte, die Preise bröckelten. Zudem ist die energetische Sanierung von Bestandsbauten ein so zentrales Thema geworden, dass Käufer mit Hinweis auf die fälligen Sanierungskosten die Preise drücken. Trotzdem war 2024 offenbar ein gutes Jahr für Bielefelder Immobilienmakler. &bdquo;Wir haben 2024 eine deutliche Belebung verspürt gegenüber dem für uns recht zähen Jahr 2023“, sagt zum Beispiel der Bielefelder Makler Jürgen Stracke. Die Nachfrage sei auf breiter Front gestiegen, und das gelte auch für die Zahl der Verkaufsfälle. Dabei seien die Verkaufspreise im Durchschnitt leicht gesunken: Die Höchstpreise seien in den Jahren 2021 und 2022 erzielt worden. &bdquo;Derzeit befinden sich die Preise in einer Seitwärtsbewegung“, sagt Stracke, sprich: grundsätzlich stabil. Vor allem die Bodenrichtwerte, die die Preise für die reinen Grundstücke pro Quadratmeter angeben, seien nach jahrelangen hohen Steigerungen weiterhin robust. Zunehmend kritisch betrachtet werde aber die energetische Situation von Immobilien: Ältere Wohngebäude, an denen keine Verbesserungen vorgenommen wurden, stehen demnach preislich unter Druck, hier sei mit Abschlägen zu rechnen. Bevorzugt würden hingegen neuere Häuser der Jahre 2000 und jünger, &bdquo;hier sind die Abschläge geringer“. Auch sanierte Altbauten seien im Preis stabiler. Lesen Sie auch: Mit Geheimtipps: Die teuersten und die günstigsten Wohnviertel in Bielefeld Geno meldet Zunahme der Verkäufe um 40 Prozent Marco Scharpenberg, Geschäftsführer der Geno Immobilien GmbH, hat in seinem Unternehmen 2024 eine starke Zunahme der Zahl der Verkaufsfälle um rund 40 Prozent beobachtet. Auch die Umsätze seien kräftig gestiegen, allenfalls gedämpft durch moderat gesunkene Preise: Für Einfamilienhäuser, Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern seien die Preise im Durchschnitt um etwa 4 Prozent gefallen, bei Eigentumswohnungen um etwa 3 Prozent. Dabei habe die vor allem im Raum Gütersloh und Bielefeld tätige Tochter der Volksbank in Ostwestfalen wie gewohnt in Bielefeld das höchste regionale Preisniveau registriert. Das wirke sich auch auf die erneut leicht gestiegenen Wohnungsmieten aus, die zum Beispiel für Neubauten in Gütersloh etwa 12 Euro betragen und in Bielefeld mit 13 bis 14 Euro noch einmal um ein bis zwei Euro höher liegen könnten. Lesen Sie auch: Seniorenwohnungen in Bielefeld: Experten schlagen Alarm wegen steigender Nachfrage Von einem guten Jahr 2024 spricht auch Christiane Habighorst von Buschkamp Immobilien. &bdquo;Dabei waren wir wegen der politischen Umstände zunächst skeptisch, denn man muss eigentlich positiv gestimmt sein, um eine Immobilie zu erwerben“ räumt sie ein. Das von ihr geführte Unternehmen habe allerdings auch 2023 schon einen hervorragenden Umsatz erzielt, daher könne sie nicht über besondere Steigerungen berichten. Jüngere und sanierte Häuser sind stärker gefragt Rückläufige Preise seien vor allem für unsanierte Bestandsimmobilien verzeichnet worden, sagt Habighorst. Jüngere oder bereits sanierte Häuser seien hingegen stärker nachgefragt und je nach Wohnlage zum Teil sogar im Preis gestiegen. Die Gretchenfrage lautet: Ist nun die richtige Zeit für einen Immobilienkauf gekommen? Der Zeitpunkt für einen Hauskauf sei immer richtig, beantwortet Christiane Habighorst die Frage lachend - was sollte ein Makler auch anderes sagen? Doch sie und ihre Kollegen nennen auch konkrete Erwägungen. Angesichts steigender Mieten und anhaltender Wohnungsknappheit sei ein Kauf in der Regel derzeit eine gute Idee, glaubt Habighorst. Die Verkaufsbereitschaft sei zuletzt gestiegen. Nachdem wegen der Preisabschläge phasenweise Zurückhaltung bei den Verkäufern herrschte, gebe es nun wieder ein breites Angebot. Besonders begehrt und höherpreisig seien Immobilien in Zentrumsnähe, positiv entwickelt habe sich jedoch auch der Wert peripherer Lagen in Stadtbahnnähe. &bdquo;Schöne Altbauwohnungen bleiben allerdings oft in der Familie, die sind selten am Markt.“ Mehr zum Thema: Ländliches Wohnen ist attraktiv – trotzdem kein Run auf Bestandsimmobilien in OWL Jürgen Stracke verweist darauf, dass natürlich auch der persönliche Bedarf eine Rolle spielt: &bdquo;Wer Kinder hat, braucht das Haus mit Garten eben jetzt“, weiß er - finanzielle Erwägungen seien nicht das einzige Kriterium. In vielen Fällen erweise sich auch erst im Nachhinein, ob ein Kauf zugleich eine gute Geldanlage war. Hoffnung auf neue Wohnraum-Förderprogramme Die Bauzinsen seien zuletzt wieder auf 3,7 Prozent und mehr gestiegen, sagt Stracke. Angesichts der riesigen staatlichen Investitionspläne ist ein weiterer Zinsanstieg gut denkbar - was ein Grund sein könnte, schnell zu handeln und nicht zu warten. Die Kaufpreise könnten durch neue Knappheiten und ein im globalen Zollkonflikt drohendes Aufflackern der Inflation ebenfalls wieder steigen. Und auch die Pläne der neuen Berliner Koalition, das Heizungsgesetz zu kippen, könnten ein Grund sein, jetzt zu kaufen, denn ein Aufweichen der Sanierungsauflagen könnte die Erholung (sprich Steigerung) der Preise für Bestandsimmobilien unterstützen. Lesen Sie auch: Nachverdichtung in Bielefeld: 22 alte Wohnungen weichen für 82 neue Auch Marcus Scharpenberg glaubt nicht, dass Käufer derzeit auf sinkende Zinsen setzen sollten. Wer über viel Eigenkapital verfüge und relativ wenig auf Kredite angewiesen sei, könne aber gelassen bleiben: &bdquo;Vielleicht wird es noch neue Wohnraumförderungen und Sanierungsprogramme geben“, hofft er. Scharpenberg glaubt offenbar, dass die neue Bundesregierung unter Zugzwang steht. Am Ende sorgt das stetige Zusammenspiel zwischen Preisen und Zinsen für einen gewissen Ausgleich: Denn steigende Zinsen sorgen auf dem Immobilienmarkt tendenziell für ein Bröckeln der Preise. Und umgekehrt. Merke: Es gibt selten einen idealen Zeitpunkt, an dem alles stimmt für den Immobilienkauf. Und ebenso selten einen völlig falschen Zeitpunkt.

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