Grundstücksuche im Lübbecker Land: Binnen 20 Minuten zur neuen Klinik

Lübbecker Land. Die Mühlenkreiskliniken (MKK) setzen darauf, dass 90 Prozent der Bürger ein mögliches neues Klinikum im Lübbecker Land binnen 20 Minuten erreichen können. Das machten der MKK-Vorstandsvorsitzende Olaf Bornemeier, Medizinvorstand Jörg Nötzel und Landrätin Anna Bölling am Dienstag im Mindener Kreishaus deutlich. Sie widersprachen Befürchtungen, dass nur 60 Prozent der Bürger ein mögliches neues Klinikum binnen 20 Minuten erreichen könnten. Im Pflichtenheft, das die Anforderungen an ein Krankenhaus-Grundstück nennt, ist von 60 Prozent die Rede. Warum diese Zahl genannt wird und vorher nie kommuniziert wurde, dass es für ein solches Grundstück mit 60 Prozent Erreichbarkeit null Punkte gibt, bleibt weiter offen. Grundlage für die Berechnungen sei nicht die Einwohnerzahl des Lübbecker Landes, sondern des gesamten Kreises. 90 Prozent sei für Grundstücks-Offerten die Messgröße bezogen auf die Einwohnerzahl und die Erreichbarkeit, sagte Simone Kreutzer von der Firma Endera Krankenhausberatung. Endera hatte das Pflichtenheft erarbeitet, das vom MKK-Verwaltungsrat und vom Kreistag einstimmig abgesegnet worden war.Eine höhere Zahl könne man kaum erreichen und ein neuer Standort dürfe nicht zu weit nach Süden rutschen, hieß es. Grundstücke an der B 65 sind nach Einschätzung Kreutzers deshalb nicht geeignet, weil von hier aus die 20-Minuten-Fahrzeitzone in den Nachbarkreis Herford überlappt und auch die Nordkreis-Kommunen Rahden und Stemwede nicht berücksichtigt werden.Software berechnet Fahrtzeiten Die 60-Prozent-Quote sei als &bdquo;untere Benchmark“-Grenze zu verstehen, so Kreutzer und Noetzel. Das solle bei der Bewertung und beim Vergleich der Grundstücke helfen. Bei der Berechnung der 20-Minuten-Fahrzeitzone wird nach Angaben Kreutzers eine Software eingesetzt, die unterschiedlich klassifizierte Straßen und die damit verbundenen Fahrzeiten ebenso berücksichtigt wie die Zahl von Querstraßen und Kreuzungen. Das sei &bdquo;Postleitzahlen-scharf“, merkte Kreutzer an. Seien die 20 Minuten nicht zu schaffen, dann werde eine Erreichbarkeit von 30 Minuten geprüft.Mit einem Standort für ein mögliches neues Krankenhaus im Lübbecker Land, in dem die Häuser Rahden und Lübbecke zusammengeführt werden sollen, bewegen sich die MKK nach Darstellung Kreutzers &bdquo;südlich von Rahden und nördlich von Lübbecke“. Das schränkte sie dann ein auf ein &bdquo;Kerngebiet zwischen Espelkamp und Lübbecke“.Rahden und Stemwede können sich Angebote sparenSo äußerte sich mit Blick auf einen Standort auch die Landrätin. Bölling sprach von einer &bdquo;relativ reellen Chance, einen Versorgungsgrad von 90 Prozent binnen 20 Minuten unweit des Kanals und der B 239 zu erreichen im Bereich Espelkamp/Lübbecke“. Sie sei sicher, dass in diesem &bdquo;Korridor“ eine geeignete Fläche gefunden werde. 90 Prozent blieben das Ziel, ergänzte MKK-Medizinvorstand Noetzel.Hans-Eckhard Meyer, Mitglied des MKK-Verwaltungsrates und Chef der FDP-Kreistagsfraktion, hatte gegenüber nw.de bezweifelt, dass eine Quote von 90 Prozent überhaupt zu schaffen sei. &bdquo;Wir gehen nach den bisherigen Stichproben davon aus, dass wir diese 90 Prozent erreichen werden“, widersprach die Landrätin. 100 Prozent werde man wegen der weißen Flecken in Petershagen schon nicht schaffen – auch nicht mit einem Neubau im Lübbecker Land, sagte Olaf Bornemeier: &bdquo;Ich bin optimistisch, dass wir kaum weiße Flecken im Lübbecker Land haben werden.“ Nordbewohner können zu Mitbewerbern &bdquo;Außer der Nasenspitze“ würden fast alle in 20 Minuten ein Haus der Grundversorgung erreichen – und für Bewohner der &bdquo;Nasenspitze“ gebe es Häuser der Mitbewerber, sagte Simone Kreutzer.Mit &bdquo;Nasenspitze“ meint Kreutzer den Stemweder Nordwesten mit Dielingen und Drohne. Tatsächlich aber weist eine Karte der Beratungsgesellschaft Lohfert & Lohfert – die Hamburger hatten den zentralen Standort vorgeschlagen – weiße Flecken aus für knapp die Hälfte des Stemweder Gemeindegebietes, für den gesamten Rahdener Norden und den Südwesten von Pr. Oldendorf.Große weiße Flecken Grundstücke sollen laut Kreistagsbeschluss nur die Städte Espelkamp und Lübbecke anbieten können. Angesichts der 60 Prozent Erreichbarkeit wollen auch Rahden und Stemwede Flächen anbieten. Diese Mühe können sich beide Kommunen wohl sparen. Ob diese Angebote überhaupt eine Chance haben? Bölling sagte nicht ja, nicht nein – wurde aber deutlich: Es gelte der Kreistagsbeschluss. Und Empfehlung des Kreises sei es, den Empfehlungen der Gutachter zu folgen. Grundstücke in Rahden und Stemwede seien binnen 20 Minuten nicht erreichbar und deckten nur den Norden und Nordwesten ab, lehnte Kreutzer solche Offerten nahezu kategorisch ab: &bdquo;Diese Flächen würden große weiße Flecken in den dicht besiedelten Bereichen südlich von Lübbecke bedeuten.“MKK-Vorstand nennt Neubausumme Hinsichtlich der Baukosten habe man beim Förderantrag eine deutlich verfeinerte Kostenschätzung vorgelegt, sagte Bornemeier. Als geschätzte Summe nannte er für die beiden Neubauten in Bad Oeynhausen und im Lübbecker Land insgesamt rund 530 Millionen Euro. Die MKK und Landrätin Anna Bölling hoffen auf eine Entscheidung über einen Zuschuss des Landes im März oder im April.Welcher Mindest-Prozentsatz bei einer Landesförderung für sie die Schmerzgrenze sei, das beantwortete Anna Bölling nicht. &bdquo;Da müssen Sie den Kreistag fragen.“ Das sei das politische Gremium und entscheide.

Meistgelesen