Wo gibt es Bauland in Lübbecke?

Lübbecke. Die Lebensqualität im Lübbecker Land mit seinen Städten und Gemeinden Lübbecke, Espelkamp, Rahden, Pr. Oldendorf, Stemwede und Hüllhorst ist gut. Darüber hinaus sind die Grundstückspreise bezahlbar. Beispielsweise in Lübbecke, was unter anderem daran liegt, dass die Kommune – anders als etwa die Nachbargemeinde Hüllhorst – auch selbst Bauland anbietet. Es sei &bdquo;politische Beschlusslage und gelebte Praxis“, Bauland auch selbst zu vermarkten, bestätigt Stadt-Sprecher Andreas Püfke auf nw.de-Anfrage. Damit überlassen Politik und Verwaltung das Geschäft nicht allein der Privatwirtschaft oder auch Finanzinstituten wie Volksbank und Sparkasse. Sondern sie können, einschließlich der Festlegung eines günstigen Quadratmeterpreises für das erschlossene Bauland, Einfluss darauf nehmen, wer in einem definierten Gebiet Hausbesitzer wird. Bürgermeister spricht von »Erfolgsmodell« Ein gutes Beispiel dafür ist das Gebiet südlich Kreuzbrede/Niederdorfstraße/westlich Hüllstraße (Am alten Speicher) in Gehlenbeck. Dessen Vermarktung aus städtischer Hand, vornehmlich an junge Familien, wurde 2018 abgeschlossen. In diesem Zusammenhang hat sich Bürgermeister Frank Haberbosch in einem NW-Interview vor eineinhalb Jahren so geäußert: &bdquo;Ich stehe für die städtische Entwicklung von Bauland.“ Er habe das initiiert, und es sei ein &bdquo;Erfolgsmodell“. Als Baugebiete nannte er die Hüllstraße und die Hermann-Löns-Straße. Diese seien &bdquo;überzeichnet“ gewesen, das heißt, die Nachfrage war größer als das Angebot. An der Hüllstraße, die im Herbst 2020 fast fertig bebaut war, seien junge Familien eingezogen, und die Stadt habe die Preise unter hundert Euro pro Quadratmeter halten können – voll erschlossen. Aus Sicht der Bürgermeisters war die kommunale Vermarktung von Bauland &bdquo;vernünftig“. Und ist es noch immer. Wie der Bürgermeister nahm die örtliche SPD, der auch Haberbosch angehört, die Vermarktung von Bauland durch die Stadt eigens in ihr Wahlprogramm zur Kommunalwahl 2020 auf. FDP befürchtete »Vetternwirtschaft« Politisch unumstritten war das nicht. Noch im Herbst 2017 führten die Fraktionen eine längere Diskussion zunächst im Bauausschuss, danach im Haupt- und Finanzausschuss. Anlass war die Vergabe von Baugrundstücken südlich der Kreuzbrede beziehungsweise westlich der Hüllstraße in Gehlenbeck. Neben der CDU-Fraktion zeigte sich Dieter Fette (FDP) als schärfster Kritiker der geplanten Vermarktung und Vergabe der Baugrundstücke durch die Stadtverwaltung: &bdquo;Das öffnet Vetternwirtschaft Tür und Tor“. Die Fraktionen von CDU und FDP lehnten den Beschlussvorschlag ab, der durch SPD, WL und Grüne dennoch eine Stimmenmehrheit erhielt. Bürgermeister Frank Haberbosch hatte zuvor um &bdquo;Vertrauen“ gebeten, und Ulrike Bökenkröger (SPD) das Verfahren mit dem Hinweis gerechtfertigt, das sei vor Jahren am Wittelsbach schon einmal praktiziert worden und damals &bdquo;gut gelaufen“.Interessenswahrung bei Quartiersentwicklung Auch aktuell ist die Stadt Lübbecke wieder beteiligt, im Gebiet östlich Hermann-Löns-Straße/nördlich Mindener Straße (Alter Butterweg). &bdquo;Wir konzentrieren uns dabei vor allem auf den Erwerb zusammenhängender Grundstücke, für die noch eine Bauleitplanung erforderlich ist. Bauleitplanverfahren zur Nachverdichtung des Stadtgebiets und der Ortsteile laufen derzeit beispielsweise in den Bereichen westlich Kutscherweg und An der Klus“, so Stadt-Sprecher Andreas Püfke. Die Stadt strebt Püfke zufolge aber keine marktbeherrschende Stellung an, sondern eine Teilnahme zur Wahrung ihrer Interessen hinsichtlich Bevölkerungs-, Struktur- und Quartiersentwicklung, die bei einer rein gewinnorientierten Betrachtung möglicherweise zu kurz kommen könnten. Extremer Unterschied zwischen Zentrum und Ortsteilen Private Erschließungen erfolgen dem Stadt-Sprecher zufolge aktuell in den Bereichen südlich Kreisbahnstraße/westlich Wittelsbach, westlich Rahdener Straße/östlich der Bahngleise sowie Kreuzbrede/Kurze Brede. Püfke: &bdquo;Die Grundstücksgrößen variieren stark, und die Preise sind uns nicht bekannt, da sie uns nicht mitgeteilt werden müssen.“Dafür gibt es den vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte erstellten &bdquo;Grundstücksmarktbericht 2021 für den Kreis Minden-Lübbecke“ (ohne Minden). Daraus geht hervor, dass der durchschnittliche Kaufpreis für ein Grundstück inklusive Erschließung 2020 in Lübbecke 66.000 Euro betrug. Als durchschnittlicher Kaufpreis für zentrumsnahe Wohngebiete und die Hauptortschaften galten 125 Euro pro Quadratmeter inklusive Erschließung, wo es extreme Unterschiede gab, etwa zwischen dem nördlich gelegenen Ortsteil Stockhausen (55 Euro/m2) und der Langen Straße im Zentrum (600 Euro/m2). Wohnbaulandmarkt soll transparenter werden Generell gilt für Lübbecke nach Auskunft der Verwaltung: Bebaubare Grundstücke gibt es im gesamten Stadtgebiet. Nicht alle diese Flächen stehen jedoch zum Verkauf – und anders herum: Nicht jedes freie Grundstück kann ohne weiteres bebaut werden. &bdquo;Wir erhalten regelmäßig Anfragen nach Baugrundstücken und versuchen stets, so gut wie möglich zu helfen, indem wir Interessenten und Grundstückseigentümer zusammenbringen. Um das zu verbessern, den Wohnbaulandmarkt transparenter zu machen und ein gezieltes Monitoring zu ermöglichen, arbeitet die Verwaltung derzeit mit Hochdruck an einem Wohnbaulandkataster“, so Püfke. Eine abschließende Bewertung der Marktsituation kann die Verwaltung nach eigenen Angaben nicht vornehmen. Püfke: &bdquo;Nach unserem Eindruck ist die Nachfrage seit Jahren konstant auf hohem Niveau, was wir grundsätzlich als gutes Zeichen betrachten. Die Entscheidung für einen Eigenheimbau ist nach wie vor für die meisten Menschen eine der zentralen Weichenstellungen ihres Lebens.“ Dass so viele Menschen, vor allem auch junge Familien, ihre Zukunft in Lübbecke sähen, &bdquo;ehrt und verpflichtet uns“.

Meistgelesen