Lübbecker Land

Meteorologe bilanziert: Es wird immer wärmer im Mühlenkreis

Sonne und Regen - im Lübbecker Land gab es große Unterschiede. Der Meteorologe Friedrich Föst äußert in seinem Wetterrückblick für das Jahr 2020 Bedenkliches.

Wolken über der Egge, die das Eggetal im Norden begrenzt. | © Ingrun Waschneck

04.01.2021 | 05.01.2021, 08:27

Lübbecker Land. Das Jahr 2020 war auch aus meteorologischer Sicht ein denkwürdiges Jahr. An der Wetterstation Rahden-Kleinendorf war es das zweitwärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1951; neun der zehn wärmsten Jahre liegen allesamt in den 2000er-Jahren.

Mit einer Jahresmitteltemperatur von 11,2 Grad Celsius lagen wir im Mühlenkreis in 2020 sogar noch um 0,7 Grad Celsius über dem Bundesdurchschnitt und mehr als 2 Grad über dem langjährigen Klimamittel.

Es ist auch bereits das dritte Jahr in Folge mit einer "11" vor dem Komma. Da die Wetterstation in Bremen als Referenzstation für den gesamten nordwestdeutschen Raum sogar das wärmste Jahr seit Messbeginn im Jahr 1890 verbuchte, haben wir im Mühlenkreis eines der wärmsten Jahre in den letzten 130 Jahren erlebt.

Der Meteorologe Friedrich Föst - © Friedrich Föst
Der Meteorologe Friedrich Föst | © Friedrich Föst

Zehn von zwölf Monaten fielen zu warm gegenüber dem Klimamittel aus, ein rekordverdächtig milder Winter brachte erst Ende Februar kurz vor Ablauf des meteorologischen Winters die erste dünne Schneedecke.

250 Sonnenscheinstunden mehr

Ein deutlich zu warmes Jahr bedeutet meistens auch ein deutliches Plus in der Sonnenscheinbilanz. Einmal mehr verwöhnte uns die Sonne mit rund 1.700 Stunden Sonnenschein, ein sattes Plus von etwa 250 Stunden gegenüber dem langjährigen Mittelwert.

Nicht mal 80 Prozent der sonst üblichen Niederschlagsmenge

Die Grafik zeigt die Temperaturentwicklung seit 1951. - © Friedrich Föst
Die Grafik zeigt die Temperaturentwicklung seit 1951. | © Friedrich Föst

Insgesamt fiel das Jahr 2020 zu trocken aus. Die Niederschlagsmengen reichten von knapp 550 Liter pro Quadratmeter im östlichen Kreisgebiet über rund 650 Liter pro Quadratmeter im Raum Rahden, um 750 Liter pro Quadratmeter in Lübbecke bis fast 800 Liter pro Quadratmeter im Raum Hüllhorst.

Somit wurden nicht mal 80 Prozent der sonst üblichen Niederschlagsmenge an der Weser bis 95 Prozent entlang des Wiehengebirges erreicht. Interessant ist die Kuriosität, dass der rekordnasse Februar und ein extremer Gewitterregen im Raum Rahden im Juni zusammen schon mehr als ein Drittel des Gesamtjahresniederschlags ausmachten. Auch ein Indiz dafür, dass es in weiten Teilen des Jahres zu trocken war.

Niederschlagsdefizit ist größer geworden

Auch wenn die Böden in Wald und Flur gerade matschig sind und den Eindruck von ausreichend Nässe erwecken: Die Böden sind in den für so viele Pflanzen wichtigen Bodenschichten viel zu trocken. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung zeigt für das östliche Kreisgebiet nach wie vor in einer Bodentiefe von 1,80 Metern eine "extreme bis außergewöhnliche Dürre" an, im westlichen Kreisgebiet ist das Defizit in diesen Bodenschichten geringer ausgeprägt, es reicht aber immer noch für die Prädikate "ungewöhnlich trocken" bis "moderate Dürre".

Neben einem einmal mehr zu trockenen Sommer in weiten Teilen des Mühlenkreises waren es insbesondere auch die Monate November und Dezember, die viel zu trocken ausgefallen sind. Gerade in den Wintermonaten wird die Wassergrundlage für das kommende Sommerhalbjahr in 2021 gelegt; bleibt zu hoffen, dass bis März noch einiges an Niederschlag vom Himmel fällt. Vom großen "Niederschlagsdefizit-Kuchen" aus den letzten Jahren ist also nichts weggefuttert worden, ganz im Gegenteil, eher ist noch ein Stück dazu gekommen.

Mit dem Jahr 2020 geht aber auch gleich ein ganzes Wetterjahrzent zu Ende. Das beigefügte Balkendiagramm zeigt die 10-Jahresmitteltemperatur der Wetterstation Rahden seit Messbeginn im Jahre 1951. Ab der Dekade 1971 bis 80 setzt ein zunächst nur leichter, ab der Dekade 1991 bis 2000 ein markanter Anstieg der 10-Jahresmitteltemperatur ein. N

immt man die Dekade 1981 bis 1990 mit einer Durchschnittstemperatur von rund 9,3 Grad Celsius als Referenzwert und vergleicht diesen mit dem Wert des gerade vergangenen Jahrzehnts von knapp 10,6 Grad Celsius, so hat sich die Durchschnittstemperatur allein in den letzten 30 Jahren bei uns im Mühlenkreis um etwa 1,3 Grad Celsius erhöht.

Vergleicht man die letzten beiden Dekaden miteinander (2001 bis 2010 mit 2011 bis 2020), so ist allein im letzten Jahrzehnt die Durchschnittstemperatur im Mühlenkreis um rund 0,6 Grad angestiegen; ein Anstieg, den es in dieser Form innerhalb einer Dekade noch nicht gab.