"Atombunker": Wohnprojekt in Nettelstedt gefällt nicht allen

Lübbecke. Für die GBSL Bau- und Siedlungsgenossenschaft Lübbecke, die seit 1936 über die Kreisgrenzen hinweg mehr als 8.500 Wohnungen und Eigenheime gebaut hat, ist es ein Pilotprojekt: In Nettelstedt soll das Wohnprojekt &bdquo;Dorf im Dorf" auf einem Areal an der Stillestraße/Bachstraße realisiert werden. Der Gebäudekomplex mit vier Elementen soll nachbarschaftliches und generationenübergreifendes Wohnen unter Einbindung in die Dorfgemeinschaft auf dem Lande bieten. &bdquo;An der Grundidee von 2018 hat sich auch nicht viel geändert", sagte Jens-Peter Huesmann vom Planungsbüro Drees & Huesmann im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung. Doch gegenüber der ersten, im November 2019 vorgestellten Fassung, wurde einiges abgeändert. Denn es gab Kritik, das Vorhaben sei nicht mehr &bdquo;dorftypisch". "Zu eng, zu hoch, nicht dorftypisch" Im Bauausschuss stellte Jens-Peter Huesmann die Änderungen gegenüber der ersten Fassung vor. Baudezernent Ingo Ellerkamp hatte zu Sitzungsbeginn darauf hingewiesen, dass die eingegangene Zahl an Anregungen und Bedenken bei der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung im Verfahren das übliche Maß überschreite. Es sei noch eine Informations- und Präsentationsveranstaltung für die Bürger geplant, man sei noch lange nicht beim Satzungsbeschluss für das Bauvorhaben in Nettelstedt. Jetzt gehe es zunächst um das Votum des Gremiums zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan, damit das Projekt in dem mehrstufigen Verfahren planerisch weiter auf den Weg gebracht werden könne. Der Bauausschuss stimmte dem bei einer Gegenstimme (Bernd Sasse-Westermann, LK) und zwei Enthaltungen zu. Kritisiert wurde von Nachbarschaft und Dorfbewohnern insbesondere die Massigkeit und Bauhöhe des Projektes mit Diakoniegebäude nebst Dorfcafé, Scheunenhaus, Langhaus und Reihenhäusern. Gegenüber der ersten Fassung wurde etwas &bdquo;abgespeckt", wie der neue Entwurf des Stadtplaners Huesmann zeigt. Beim Diakonie-Gebäude mit Büro und Dorfcafé bleibt es bei einer Wohngruppe mit elf Zimmern, das Langhaus wird mit 19 Wohnungen (vorher 22) geplant, beim Scheunenhaus bleibt es bei neun Wohnungen, und die Anzahl der Wohnungen in den Reihenhäusern wurde von sieben auf maximal fünf Wohnungen reduziert. "Wir gehen sparsam mit Grund und Boden um" Die Grundflächenzahl (bauliche Ausnutzung des Gebietes) wurde von 60 Prozent auf 50 Prozent gemindert. &bdquo;Wir gehen sparsam mit Grund und Boden um und bleiben unter 5.000 Quadratmetern Flächenversiegelung." Bei den Dachformen gebe es mit Ausnahme des Zwischenbaus nur geneigte Dächer, die Höhen seien durch einen abgesenkten Bodenbereich keine unüblichen Höhen, der Abstand der Baukörper zur Nachbarschaft wurde von drei Metern auf vier Meter geändert. Stellplätze würden sich gegenüber der ersten Planung nun ausschließlich im Plangebiet und nicht mehr wie vorher im Grenzbereich zu Nachbargrundstücken befinden. Aus ursprünglich sieben Reihenhäusern auf der Südseite sollen nun vier werden. Es gibt Grün- und Freiflächen und einen kleinen Teich, aber ohne Verbindung zum Mühlenbach. Die zunächst angedachte Renaturierung sei nicht umsetzbar gewesen. Die Firsthöhe vom Scheunenhaus und Langhaus beträgt 12,5 Meter. Von der Höhe und Aufteilung her seien Baukörper schon anders, als man es sonst in Nettelstedt kenne, so Huesmann, &bdquo;allerdings liegen wir noch deutlich unter den zulässigen Festsetzungen für Dorfgebiete". Zudem seien im Dorfe große Hofanlagen mit einem ähnlichen Flächenvolumen zu finden und in der Nachbarschaft entstünde ein Haus mit ebenfalls zwölf Metern Firsthöhe. Mit diesem Entwurf soll nun in die weitere Bürgerbeteiligung gegangen werden. Es gab mehrheitlich grünes Licht dafür, auch wenn Bernd Sasse-Westermann (LK) befand: &bdquo;So ein Atombunker gehört nicht nach Nettelstedt. Zu eng, zu hoch." "Es wäre schade, wenn es an der Höhe scheitert" Auch wenn das Vorhaben momentan als &bdquo;nicht dorftypisch" angesehen werde, müsse man sich die Frage stellen, &bdquo;wie wollen wir es schaffen, für ältere Menschen ein Angebot vor Ort zu machen"?, so Ingo Ellerkamp. Bedenken äußerte auch Gerd Husemeyer (WL). &bdquo;Wir wollen das Projekt nicht gefährden. Aber muss es dreigeschossig sein?" Den Beschluss fasse letztlich der Rat, so Ellerkamp. Wenn es keine Zustimmung gebe, müsse geklärt werden, ob das Projekt bei weiterer Minimierung überhaupt noch lohnenswert für die GBSL sei. Es wäre schade, wenn das Projekt nicht zum Tragen käme, meinte Ausschussvorsitzende Karl-August Schlingmann (CDU). Torsten Stank (SPD) erklärte, dass seine Fraktion das Projekt als zukunftsweisend sehe. &bdquo;Es stärkt die Attraktivität des ganzen Dorfes und es wäre schade, wenn es an der Höhe scheitert."

Meistgelesen