Erst Schlägerei, dann mit dem Auto einen Imbiss gerammt

Lübbecke/Minden. Da seien ihm wohl die Pferde durchgegangen, meinte Richter Homeier in der Begründung zum Urteil des Schöffengerichts gegen einen 35-jährigen Lübbecker. Der Bezug passte, denn der Angeklagte hat mit dem Tritt aufs Gaspedal die Pferdestärken seines Autos gegen die Eingangstür eines Schnellimbisses an der Gehlenbecker Straße gelenkt. Wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr wurde Kamil T. (Name geändert) zu einem Jahr und sechs Monaten Haft verurteilt, die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Erst verbales Geplänkel, dann Faustschläge Die angeklagte Tat hatte sich am 11. Oktober 2018 exakt um 20:03:35 Uhr ereignet, wie die Videokamera des Schnellimbisses nachwies. Zuvor war der Angeklagte mit seinem Ex-Schwager, einem Angestellten des Imbisses, auf dem Parkplatz aneinandergeraten. Beide wurden von Freunden begleitet. Nach Verbalgeplänkel flogen die Fäuste, wobei der 35-Jährige zweimal zu Boden gegangen sein will. Dann setzte er sich in sein Auto, schrammte beim Ausparken einen anderen Wagen. Beim Wegfahren mit seinen Freunden habe ihn einer der Kontrahenten aus dem Auto ziehen wollen. Blutiges T-Shirt bei einem Freund gewechselt Doch er fuhr weiter, rammte einen Absperrpfosten, setzte zurück und gab Gas direkt auf den Imbisseingang zu. Von dort hatten Gäste und Angestellte des Imbisses die Schlägerei verfolgt, zeigt das Video. Sie flüchteten rechtzeitig nach innen. Die Schiebetür schloss sich. Just in dem Moment, folgerte Verteidiger Kiunka, könnte ein am Rande der Schlägerei beteiligter 24-Jähriger auch in den Laden habe flüchten wollen und wurde vor der geschlossenen Schiebetür von der Stoßstange des Autos erwischt, während hinter ihm die Scheibe zerbarst. Angeklagter will im Schockzustand gehandelt haben Der wütende 35-Jährige flüchtete mit dem Auto, wechselte bei einem Freund das blutige T-Shirt und fuhr zur Polizei, um seinen Ex-Schwager und dessen Freunde wegen Körperverletzung anzuzeigen. Auf die Tür zu will er unter Schock gefahren sein. Er habe nicht mitbekommen, dass der 24-Jährige davor stand. &bdquo;Ich habe das nicht mit Absicht gemacht, ich entschuldige mich bei ihm”, sagte der Angeklagte. Das wollte das Gericht nicht ausschließen, und hielt die vorsätzliche Körperverletzung für nicht nachweisbar. Aber das Verbrechen &bdquo;des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr in der Absicht, einen Unglücksfall herbeizuführen” sah das Gericht als erwiesen an. Was als Urteil auch im Raum hätte stehen können Bei allem Verständnis für die Wut über den Ex-Schwager, der seine Schwester und ihr Kind häufiger brutal geschlagen habe, was er "sieben. acht Mal vergeblich bei der Polizei” angezeigt haben will, könne das nicht als mildernd für diese Straftat gewertet werden. Mildernd aber war das Geständnis, das T. dann nach Rücksprache mit Verteidiger Kiunka ablegte. Ohne dies hätte theoretisch zwar die Chance auf einen Freispruch bestanden, andererseits aber angesichts der Eindeutigkeit des Videos und der vor der Polizei gemachten zahlreichen Zeugenaussagen, auch eine Haftstrafe ohne Bewährung, gab das Gericht zu bedenken. Keine bloße Gefährdung, sondern heftiger Angriff Denn dies sei keine bloße Gefährdung eines anderen Verkehrsteilnehmers gewesen, sondern ein heftiger Angriff, wobei leicht mehr hätte passieren können als die leichten Beinverletzungen und eine zerbrochene Glasscheibe.Die wird den 35-jährigen Familienvater noch stärker belasten als die 150 Arbeitsstunden, die er bis Januar unentgeltlich ableisten muss. Mehr als 16.000 Euro kostet laut Handwerker-Angebot die neue Glastür, dazu kommen Rechnungen für den beschädigten Poller, für das angefahrene Auto und für die Arztkosten des 24-Jährigen. &bdquo;Lappen” und Fahrerlaubnis sind auch futsch. Zur Fahrprüfung darf er sich frühestens im Juli 2021 anmelden.

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