Lübbecker Land

Meteorologe erklärt: Warum uns der Himmel derzeit blauer erscheint

Der Winter war so mild wie seit 130 Jahren nicht mehr. Und dann gab es die kälteste Nacht ausgerechnet im Frühling. Doch jetzt wird es wärmer, sagt Meteorologe Friedrich Föst.

Strahlend blau war der Himmel wie hier im Naherholungsgebiet am Kleihügelsee in Espelkamp Ende März. | © Heike von Schulz

04.04.2020 | 04.04.2020, 12:44

Lübbecker Land. Das Wetterjahr 2020 wurde bislang von lediglich zwei Großwetterlagen geprägt: Von Januar bis etwa Mitte März war das Wetter im Mühlenkreis von einer zeitweise stürmischen und sehr milden Westwetterlage geprägt. Der Winter 2019/2020 war im Kreis Minden-Lübbecke der mildeste Winter in den vergangenen 130 Jahren. Januar und Februar fielen erheblich zu mild aus.

Mit der Westwetterlage kam auch der Regen: Zwar fiel der Januar bei uns zu trocken aus, der Februar brachte aber 120 bis 180 l/m² Niederschlag und war einer der nassesten Februar-Monate überhaupt, berichtet Meteorologe Friedrich Föst aus dem Lübbecker Wetterstudio „Wettermanufaktur".

Ab Mitte März stellte sich die Großwetterlage um

Ab Mitte März stellte sich die Großwetterlage um: Nun herrschte überwiegend Hochdruckeinfluss, wobei mit nördlichem bis östlichem Wind überwiegend kalte Luft arktischen Ursprungs zu uns heranwehte. Diese kalten Luftmassen gab es bis dato den ganzen Winter über nicht.

Der März 2020 brachte es dann sogar noch auf zwölf Frosttage an der Wetterstation in Rahden. Wenn man bedenkt, dass an dieser Wetterstation im gesamten Winter 2019/2020 insgesamt nur 15 Frosttage registriert wurden, dann wird deutlich, dass die vergangenen zwei Wochen temperaturmäßig spätwinterlich ausgeprägt waren.

Die kälteste Nacht gab es nicht im Winter, sondern schon im Frühling

Die kälteste Nacht gab es auch nicht im Winter, sondern schon im Frühling. In den frühen Morgenstunden des 30. März sank die Quecksilbersäule an der Wetterstation in Rahden auf minus 6,2 Grad, in fünf Zentimeter Höhe knapp über dem Boden sogar auf fast minus zehn Grad. Doch die Kältewelle der vergangenen zwei Wochen konnte den hohen Wärmeüberschuss aus der ersten Märzhälfte nicht mehr ausgleichen, so dass der März rund 1,5 Grad zu warm ausfiel. Gleichzeitig gab es mehr Sonnenschein als üblich und die Niederschlagsmenge war in etwa durchschnittlich für einen März.

Der Meteorologe Friedrich Föst. - © NW-Archiv
Der Meteorologe Friedrich Föst. | © NW-Archiv

Ob sich die Luftqualität verbessert hat

Seit den drastischen Maßnahmen der Bundesregierung im Zuge der Corona-Pandemie taucht vermehrt die Frage auf, ob sich die Luftqualität durch den geringeren Auto- und Flugverkehr verbessert hat. Während sich die Luftqualität in den von der Corona-Pandemie besonders stark betroffenen Regionen wie etwa der Lombardei in Norditalien oder im Bundesland Tirol in Österreich erheblich verbessert hat, ist dieser Effekt an unseren nächstgelegenen Luftschadstoff-Messstationen in Bielefeld noch nicht nachweisbar, was aber mutmaßlich an der Kältewelle liegt.

Dadurch, dass nun mehr Menschen zu Hause im Homeoffice arbeiten, wird auch tagsüber mehr geheizt, so dass die Stickstoffdioxid-Emissionen oftmals mäßig hohes Niveau erreichten. Eine signifikante Abnahme an Feinstaub und Stickoxiden ist in den vergangenen zwei Wochen jedenfalls nicht zu erkennen.

Ganz im Gegenteil: Das schöne und kurzzeitig auch mal wärmere Wetter am vergangenen Samstag hat viele Menschen dazu verführt, den Grill hervorzuholen. Am Mittag und frühen Nachmittag des vergangenen Samstags wurden an den Messstationen die höchsten Feinstaubwerte im gesamten März gemessen.

Von Natur aus befindet sich jetzt weniger Dreck in der Luft

Möglicherweise tritt eine deutlichere Verbesserung der Luftqualität in der kommenden Woche ein, wenn die Temperaturen steigen und weniger geheizt wird. Vielen Menschen ist aufgefallen, dass der Himmel in letzter Zeit blauer als in den vergangenen Wochen erscheint.

Aber auch hier liegt es mehr an der Wetterlage als durch das Coronavirus verursachten, abnehmenden Flugverkehr. Die vorherrschend arktische Luft ist von sich aus sehr sauber, das heißt es befindet sich von Natur aus nur sehr wenig „Dreck" in der Luft.

Auch wenn der Himmel voller Flugzeuge wäre, würden sich kaum Kondensstreifen bilden, da erstens in der sauberen Luft die zur Bildung der Kondensstreifen nötigen Kondensationskerne fehlen und zweitens das Absinken der Luftmassen in den Hochdruckgebieten zeitweise so stark ausgeprägt war, dass sich Kondensstreifen ohnehin sofort wieder aufgelöst hätten. Der subjektive Eindruck, der Himmel sei blauer als sonst, ist schon richtig, aber es liegt eben daran, dass wir seit Monaten keine „saubere" arktische Luft im Mühlenkreis hatten und unser Kurzzeitgedächtnis vergessen hat, wie blau der Himmel eigentlich sein kann.

Wetterlage bleibt von Hochdruckgebieten geprägt

Insgesamt bleibt die Wetterlage in der kommenden Zeit meistens von Hochdruckgebieten geprägt. Regen wird es also nur vorübergehend mal geben. Gleichzeitig dreht der Wind auf südliche Richtungen und Luft subtropischen Ursprungs wird am Wochenende die kalte Luft aus dem Mühlenkreis verdrängen.

Die Nacht auf Samstag dürfte nochmals frostig verlaufen, danach setzt aber eine kräftige Erwärmung ein, so dass bereits am Sonntag die 20 Grad-Marke in Reichweite ist. Auch in der kommenden Woche bleibt es wohl insgesamt frühlingshaft warm und auch die Nächte werden deutlich milder. Nachtfrost ist dann kein Thema mehr.