Lübbecker Land

So soll das Wetter an Heiligabend im Lübbecker Land werden

Der Lübbecker Wetterexperte Friedrich Föst fragt sich, ob Frau Holle ihr Pulver verschossen hat. Denn die letzte weiße Weihnacht liegt acht Jahre zurück.

Winterlich schön: So idyllisch präsentierte sich der Kleihügelsee in Espelkamp im Januar 2016. | © Heike von Schulz

21.12.2019 | 21.12.2019, 17:47

Lübbecker Land. Die Schar der Kinder, die noch nie weiße Weihnachten im Kreis Minden-Lübbecke erlebt haben, wächst und wächst. Mittlerweile sind die ältesten Kinder, die noch nie im Schnee Heiligabend zur Kirche gestapft sind bereits 8 Jahre alt. Wie die Statistik für weiße Weihnachten aussieht, verrät der Lübbecker Wetterexperte Friedrich Föst.

Im „legendären" Schnee-Dezember 2010 lag der Schnee über die Weihnachtsfeiertage im Kreisgebiet zwischen 20 und 30 Zentimeter hoch, im Wiehengebirge überschritten die Schneemengen sogar die 50 Zentimeter-Marke.

Oft mildes Schmuddelwetter mit Plusgraden

Solche Schneemengen sind an Weihnachten zuvor in den letzten 100 Jahren nicht mehr aufgetreten. Und als ob Frau Holle damit ihr Pulver verschossen hat, es war auch gleichzeitig das letzte Mal, dass sich das Weihnachtsfest romantisch weiß präsentierte.

Die „Kalte Emma" - so lautete der Name des Kältetiefs, das für den Wintereinbruch im Januar 2016 im Lübbecker Land verantwortlich war. Die dreijährige Emma Sattler genoss die Winterfreude, die ihr ihre Namensvetterin bescherte. - © Heike von Schulz
Die „Kalte Emma" - so lautete der Name des Kältetiefs, das für den Wintereinbruch im Januar 2016 im Lübbecker Land verantwortlich war. Die dreijährige Emma Sattler genoss die Winterfreude, die ihr ihre Namensvetterin bescherte. | © Heike von Schulz

Seitdem gab es oft mildes Schmuddelwetter, teilweise sogar mit zweistelligen Plusgraden. Und letzteres ist auch der Standardfall in unseren Breiten.

Lange Serien "grüner" Weihnacht

Auch wenn die ältere Generation behauptet, dass es früher häufiger beziehungsweise „immer" weiße Weihnachten gab – es ist ein Trugschluss. Denn auch früher gab es lange Serien an Jahren, an denen das Weihnachtsfest „grün" ausfiel.

Doch woher kommt die Wahrnehmung, dass es früher öfter weiße Weihnachten gab? Hier spielt uns die Psyche einen Streich. Gerade als Kind behält man solche Tage in Erinnerung, an denen man Schlittenfahren und im Schnee rumtoben konnte.

"Wahrnehmung hat sich in den Köpfen festgesetzt"

Ein Weihnachtsfest im Nieselregen bei drei Grad fällt dann schnell durch das Raster. Da es in den Jahren von 1962 bis 1970 gleich fünf Mal weiße Weihnachten im Mühlenkreis gab, kann sich diese Wahrnehmung in den Köpfen durchaus festgesetzt haben.

Allerdings folgte anschließend eine sehr lange Serie schneeloser Weihnachten, die von 1971 bis 1980 andauerte. Diese Serien sind auch schon weitaus früher im 20. Jahrhundert beobachtet worden. Somit ist die derzeitige Häufung grüner Weihnachten, die 2011 begonnen hat, nichts außergewöhnliches, ganz im Gegenteil, sie ist völlig normal.

Berühmt-berüchtigtes "Weihnachtstauwetter"

Denn ausgerechnet in der Weihnachtszeit stellen sich in großer Mehrheit milde Wetterlagen bei uns ein. In der Meteorologie spricht man auch vom berühmt-berüchtigten „Weihnachtstauwetter" beziehungsweise einer „Singularität", also von Wetterlagen, die zu einer Jahreszeit gehäuft auftreten.

Das Weihnachtstauwetter ist so dominierend, dass statistisch betrachtet nur einmal in zehn Jahren Schnee an den Weihnachtstagen bei uns liegt. Weihnachten geht dann als „weiß" in die meteorologische Statistik ein, wenn an mindestens zwei der drei Tage eine geschlossene Schneedecke von mindestens einem Zentimeter Höhe beobachtet wurde.

Tiefdruckgebiete ziehen in rascher Folge

Da der Schnee nun schon seit acht Jahren an Weihnachten auf sich warten lässt, steigt also allmählich wieder die Wahrscheinlichkeit, dass Frau Holle zu Weihnachten mal wieder die Betten schüttelt. Doch auch dieses Jahr stehen die Zeichen dafür eher schlecht: Derzeit ziehen in rascher Folge Tiefdruckgebiete von Neufundland Richtung Mühlenkreis, so dass der Zustrom meist milder Meeresluft vorerst nicht abreißen will.

Zwar zeigt der Temperaturtrend für Weihnachten wieder leicht nach unten, aber es werden aller Voraussicht nach deutliche Plusgrade vorherrschen – kein gutes Zeichen für weiße Weihnachten.