Von
Friedrich Föst
31.05.2018 | 31.05.2018, 15:24
Lübbecker Land
Wettervorhersage: Friedrich Föst erklärt, warum in diesem Jahr der Frühling ausgefallen ist und die Temperaturen einen Rekord nach dem anderen erreichen
Lübbecker Land. Am 1. Juni beginnt aus "buchhalterischen Gründen" der meteorologische Sommer. Und was war mit dem Frühling? "Was für ein Frühling?" wird sich so mancher gefragt haben. In der Tat kann man aus meteorologischer Sicht festhalten, dass der Frühling im Mühlenkreis nicht stattgefunden hat. Der März war winterlich geprägt und ging als kältester März seit fünf Jahren in die Statistik ein.
Schon Anfang April kamen binnen weniger Tage frühsommerliche Luftmassen in den Mühlenkreis und sorgten für den wärmsten April seit dem Beginn systematischer Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881. Wer glaubte, dass der Mai ausgleichende Wirkung haben müsste und in weiten Teilen nass und kühl ausfalle, der wurde enttäuscht. Auch der Mai geht als "Jahrhundert-Monat" in die Statistik ein.
Noch nie war seit mindestens 1889 ein Mai so warm wie der in diesem Jahr. Mit einer Tagesdurchschnittstemperatur von 16 bis 17 Grad Celsius haben wir Werte erreicht, die wir sonst erst im Sommer bekommen. Auch die Anzahl der sogenannten Sommertage - Tage mit einem Maximum von mehr als 25 Grad Celsius - liegt im Kreisgebiet schon bei um die 17. Damit ist schon fast das gesamte Jahressoll bei dieser Kenngröße erreicht.
Rekordverdächtig ist auch die Sonnenscheindauer im Mai: Die Sonne schien im Kreisgebiet 270 bis 290 Stunden. Zudem fiel der Mai in weiten Teilen viel zu trocken aus. Zwar zogen ab und an auch Gewitterschauer über unsere Region hinweg, doch konnten die nur punktuell und nur vorübergehend für eine Linderung der insgesamt doch länger andauernden Trockenheit sorgen. Da die Monate März und April ebenfalls beide zu trocken ausfielen, setzt sich der Trend trockener und warmer Frühjahre fort.
Interessant ist, dass sich die Großwetterlage in den letzten Wochen beziehungsweise gar Monaten im Grunde nur wenig geändert hat: Immer wieder können sich die Hochdruckgebiete vor allem über Süd-Skandinavien neu generieren. Dadurch wehen im Mühlenkreis vorwiegend östliche bis südöstliche Winde, die mal trockene, mal aber auch schwül-warme und somit gewitteranfällige Luft zu uns bringen.
Der Grund hierfür ist auch bekannt: Die Höhenströmung hat in den letzten Jahren an Geschwindigkeit verloren, hauptsächlich verursacht durch die starke Erwärmung der Arktis durch den Klimawandel. Dadurch ist die durchschnittliche Verweildauer der Hoch- und Tiefdruckgebiete bei uns gestiegen, was im Falle der Hochdruckgebiete eben zu längeren Trockenperioden führt. Genau solche Szenarien haben die Klimamodelle schon vor einigen Jahren gezeigt.
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