Lübbecke. Lautstark schallte es durch die Lübbecker Fußgängerzone: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bäume klaut." Am Samstagmorgen, hatten sich gut 120 Frauen und Männer am Burgmannshof getroffen, um mit einem Zug durch die Innenstadt zum zentralen Busbahnhof (ZOB) gegen die Pläne der Stadt zu protestieren, den ZOB in einen großen Parkplatz für das geplante Einkaufszentrum zu verwandeln und dafür eine ganze Reihe alter Linden zu fällen. Der bisherige ZOB soll verlegt werden.
Zudem hatte der VCD (Verkehrsclub Deutschland) in einer aktuellen Untersuchung im Juli festgestellt, dass der Lübbecker ZOB in Bezug auf Sicherheit, Komfort und Aufenthalt sowie Barrierefreiheit vorbildlich ist. Die ins Auge gefasste Verlegung an den Niederwall hätte schwerwiegende Auswirkungen für Fahrgäste, Busfahrer, Radfahrer und Fußgänger, so der VCD.
So sind Menschen aus ganz Lübbecke dem Aufruf zur Demonstration "Für den Erhalt des Lübbecker Busbahnhofs und aller Linden am Niederwall" gefolgt. In vielen kleinen Gruppen standen sie auf dem Burgmannshof zusammen und diskutierten.
"Planung in Zeiten des Klimawandels ist unverständlich"

Die Gespräche verstummten, als Jonathan Sanke von "Fridays for Future" das Wort ergriff. Er kritisierte die Stadt gleich in mehreren Punkten. "Warum fokussiert sich die Stadt auf ein Einkaufszentrum, wo doch Sport und Freizeit, Stadtgrün und Erholung ebenfalls Leute in die Innenstadt locken?" Es fehle einfach ein Plan B, sodass man dem Investor quasi ausgeliefert sei. Angesichts der Absicht - auch der Politik vor Ort - den ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) zu stärken, passe es auch nicht in die Zeit, den gut funktionierenden Busbahnhof zu verlegen und zu verkleinern. In Zeiten des Klimawandels sei dies kontraproduktiv und völlig unverständlich. Der neue Busbahnhof am Niederwall sei nur eine größere Bushaltestelle.

Zudem kritisierte er, dass die Stadtpolitik viel zu sehr auf den Autoverkehr fokussiert sei. Dabei habe sich gerade in den jüngeren Vergangenheit viel getan und dies müsse auch bei den Planungen für das Einkaufszentrum, die bereits seit Jahren verfolgt werden, berücksichtigt werden und mehr in Richtung ÖPNV und Radverkehr gedacht werden. Last but not least bedeute die Aufgabe des Busbahnhofs, dass mehr als 200.000 Euro an Fördergeldern zurück gezahlt werden müssten, meinte Sanke
Für einen konstruktiven Dialog mit der Stadt
In die Kritik geriet auch das Lärmschutzgutachten, das nur den Autoverkehr berücksichtigt habe, aber nicht den an- und abfahrenden Busverkehr sowie die ein- und aussteigenden Passagiere, bemängelte Petra Spona von den Grünen. Sie hatte die Demonstration angemeldet und war angesichts der kurzen Vorbereitungszeit mit der Resonanz zufrieden. "Wir hatten mit 100 Teilnehmern gerechnet", sagte sie. "Gut 120 Männer und Frauen sind gekommen."
Pastor Eberhard Helling forderte mehr Klimaschutzmaßnahmen in Lübbecke und mahnte einen konstruktiven Dialog der Stadt und den Entscheider mit den Bürgern an sowie Transparenz bei allen Entscheidungen. Während sich der friedliche Demonstrationszug in Bewegung setzte, sicherte die Polizei die Straßen ab. Die Demonstranten hielten gut sichtbar ihre Plakate in die Luft. Darauf stand zu lesen: "ZOB und Bäume stehen lassen." - "Kein Geld für ein überflüssiges Einkaufszentrum verprassen" - "Alte Bäume retten Leben" oder auch "ÖPNV attraktiver machen? Verkehrswende auch für Lübbecke". Zu den Teilnehmern der Kundgebung gehörte auch Manfred Schmidt. Er habe mit zwei Freunden einen detailierten Alternativplan erarbeit, bei dem der ZOB bestehen bleiben könne. "Den werden wird in den nächsten Tagen, dem Bürgermeister überreichen", sagt er.
Weitere Veranstaltungen sind geplant
Als der Zug in die Lange Straße einbog wurde es lauter. Mit Trillerpfeifen und Rasseln sowie Sprechchören machten die Demonstranten auf sich und ihr Anliegen aufmerksam. Wenig später hatte die Kundgebung den Busbahnhof erreicht. Dort wies Eberhard Helling noch einmal darauf hin, dass im Anschluss alle Teilnehmer eingeladen seien, sich im Andreas-Gemeindehaus zu treffen um das weitere Vorgehen zu besprechen. Außerdem machte er auf die anstehenden Veranstaltungen aufmerksam: Am Dienstag, 22. Oktober lädt der VCD zu einer Podiumsdiskussion um 19.30 Uhr in das Bürgerhaus "Altes Amtsgericht" ein, wo das "Für und Wider einer Verlegung des ZOB" zur Sprache kommt. Geladen sind Bürgermeister Frank Haberbosch, Torsten Stank, (SPD), Matthias Werneburg (CDU), Heinrich Stenau (Grüne), Philipp Kosock (VCD Bundesvorstand) und Uwe Hartmeier (VCD Minden-Lübbecke-Herford).
Für den Samstag, 26. Oktober, ist eine weitere Demonstration geplant. Am 30. Oktober laden die Grünen zu einer Veranstaltung zum Thema "Klimapolitik" ab 19.30 Uhr in das "Alte Amtsgericht" ein. Ziel sei es, einen Klimapakt für die Stadt Lübbecke in Angriff zu nehmen.