Ärger im Hüllhorster Heimatverein: Offener Brief kritisiert Vereinsführung

Hüllhorst-Schnathorst. Als Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung im März dieses Jahres in Hüllhorst-Schnathorst öffentlich einen Förderbescheid von rund 518.000 Euro für die Sanierung der Hofanlage Wegener überreichte, war die Freude beim Heimatvereinsvorsitzenden Lars Wunderlich groß. Die 1886 erbaute Hofanlage, zu der auch noch ein Wohnhaus gehört, zählt zu den bedeutendsten alten Anwesen des Ortes und soll nun saniert und dann als Museum des dörflichen Alltags und kulturelle Begegnungsstätte vom Heimatverein genutzt werden. Doch die Freude über das ambitionierte Vorhaben teilen offenbar nicht alle Mitglieder des Vereins. Das zumindest geht aus einem offenen Brief des früheren Vereinsvorsitzenden und Gründungsmitglied Hans-Jürgen Sundermeier hervor, der den Brief auch an den aktuellen Vereinsvorstand sowie an die Rahdener Landtagsabgeordnete Bianca Winkelmann (CDU) geschickt hat. Wie Sundermeier schreibt, ist der von ihm unterzeichnete Brief von &bdquo;einigen engagierten Heimatfreunden“ verfasst worden. Wie er im Gespräch mit der NW sagt, hätten Mitglieder des Heimatvereins erst über den Pressebericht vom März dieses Jahres von dem Förderantrag erfahren. Da die Förderung die Sanierungskosten lediglich zu 90 Prozent abdeckt, ist unter anderem vorgesehen, dass der Heimatverein über eine Rückstellung aus einer früheren Förderung einen finanziellen Eigenanteil erbringt sowie eine Eigenleistung beispielsweise bei den Aufräum- und Abrissarbeiten. In einem Pachtvertrag über 20 Jahre ist dann die Nutzung des Anwesens als Museum geregelt, in dem geschichtliche Kulturgüter ausgestellt, gelagert und archiviert werden sollen, um dörfliche Kultur auch für Kindergärten und Schulen erlebbar zu machen. Eigentümer des denkmalgeschützten Gebäudes ist seit einigen Jahren der Vorsitzende des Heimatvereins, Lars Wunderlich, der über seine Frau familiär mit den Vorbesitzern des Anwesens verbunden ist. In dem offenen Brief wird dem Vorsitzenden unter anderem vorgeworfen, dass er fundamental gegen die Vereinssatzung verstoße. In der heißt es: &bdquo;Der Vorstand leitet die Geschäfte, insbesondere führt er die Beschlüsse der Mitgliederversammlung aus.“ Für den Förderantrag wie für die Sanierung des Fachwerkhauses gebe es aber gar kein Votum der Vereinsmitglieder, heißt es weiter in dem Brief. &bdquo;Hauptfrage wurde nicht beantwortet“ Damit nicht genug: Des Weiteren seien Vereinsmitgliedern bauliche Planungsänderungen, Konzepte und Nutzungsvertrag vorenthalten worden, die Dokumente seien auch in der jüngsten Jahreshauptversammlung (JHV) nicht einzusehen gewesen. Den Mitgliedern sei nur beim Vorsitzenden ein lesender Einblick in Aussicht gestellt worden. Auch die Hauptfrage sei in der JHV nicht beantwortet worden: &bdquo;Wer will und kann in einem überalterten Verein mit noch ca. 80 Mitgliedern, außerdem in einem gespaltenen Verein, ein Museum des dörflichen Alltags und eine Begegnungsstätte aufbauen und betreuen?“ Bei realistischer Betrachtung sei der Heimatverein nicht in der Lage, dieses Projekt auch nur ansatzweise umzusetzen. Schon 2019 habe sich der damalige Vorstand gegen die Übernahme der Immobilie wegen Überforderung (auch ohne Museum und Begegnungsstätte) ausgesprochen. Wenn die Rücklagen des Heimatvereins abgeflossen seien, bleibe in absehbarer Zeit nur noch die Auflösung des Vereins. &bdquo;Wir vertrauen aber den Mechanismen unseres demokratischen Rechtsstaates“, schließt der Brief. Unter anderem hat Hans-Jürgen Sundermeier auch Zweifel daran, dass es dem Verein gelingen könne, über die Mitgliedsbeiträge die laufende Unterhaltung des Objektes finanziell zu stemmen. Was sich durch den Verkauf des Hauses änderte nw.de liegt ein Protokoll der Jahreshauptversammlung aus 2019 vor, aus dem hervorgeht, dass der Besitzer der Immoblie, Lars Wunderlich, 2017 dem Heimatverein das Angebot gemacht hat, in das Objekt einzusteigen, sich der Vorstand aber bereits zum damaligen Zeitpunkt dagegen entschieden hat. Zur Vorgeschichte: Noch 2014 hatte der Heimatverein unter seinem damaligen Vorsitzenden Hartmut Maschmeier mit dem Gedanken gespielt, das seit den 90er Jahren leerstehende landwirtschaftliche Anwesen für 25 Jahre anzumieten oder vom damaligen Besitzer aus Blasheim gleich in Erbpacht für 99 Jahre zu übernehmen. Es sollte behutsam saniert und dann als Treffpunkt, aber auch für Ausstellungen genutzt werden. Erste Architektenpläne gab es bereits ebenso später Schriftwechsel mit dem damaligen Regionalbotschafter der NRW-Stiftung, Karl-Heinz Haseloh, sowie dem damaligen MdL Ernst-Wilhelm Rahe, in denen es um Fördermöglichkeiten für die Ideen des Heimatvereins ging. Mit dem plötzlichen Verkauf des Hauses sei dann alles anders gekommen, sagt Hartmut Maschmeier, der als Nachfolger von Hans-Jürgen Sundermeier den Heimatverein von 2012 bis 2019 leitete, bis 2021 noch im Vorstand war und dann austrat. &bdquo;Die Luft für das Projekt war raus mit dem Verkauf des Hauses.“ Zumal mittlerweile bereits fünf Jahre ins Land gegangen waren und Vorstand und Mitglieder damit fünf Jahre älter waren. Der Vorstand habe daraufhin 2019 beschlossen, dass das Vorhaben nicht mehr weiter verfolgt werden soll. Wie der Vorsitzende das Projekt bewertet Wie der aktuelle Vorsitzende des Heimatvereins und Besitzer der Immobile, Lars Wunderlich, sagt, wisse er nichts von einem Beschluss. Er habe den Förderantrag, der über den Heimatverein läuft, mit dem aktuellen Vorstand abgestimmt und dazu gebe es auch einen satzungskonformen Vorstandsbeschluss. Auch die Mitglieder seien zu jeder Zeit eingebunden gewesen, erst beim Jahresauftakt am Hof sei über den Sachstand informiert worden. &bdquo;Ich habe mit jedem offen darüber gesprochen“. Bei der JHV sei auch eine Tischvorlage zur Einsicht zur Verfügung gestellt worden. Zur Übergabe des Förderbescheides seien alle Mitglieder schriftlich eingeladen worden. Vom Förderantrag bis zum auf 20 Jahre angelegten Nutzungskonzept als dörfliches Museum sei alles &bdquo;geprüft und einwandfrei“. Was mit Auslaufen des Nutzungskonzeptes in 20 Jahren sei, könne er jetzt noch nicht sagen, fährt Wunderlich fort. Die beim Kreis vorliegende Nutzungsänderung sehe ein Museum vor, wenn die Nutzung nach 20 Jahren aufgehoben werde, gelte eben wieder die vorherige Nutzung als landwirtschaftliches Anwesen. Den offenen Brief wertet Wunderlich als &bdquo;Unzufriedenheit mit meiner Person“. Er spricht von regelrecht &bdquo;vereinsschädigendem Verhalten“. Der frühere Vorsitzende Hans-Jürgen Sundermeier versuche bereits seit Jahren Strohfeuer zu zünden und Unzufriedenheit herzustellen, so Wunderlich in einer aktuellen privaten Stellungnahme. Er persönlich, der Vorstand und die beteiligten Mitglieder seien sicher, &bdquo;dass das Projekt das richtige für den Verein ist“. Es werde anstrengend aber auch ein zukunftsweisendes Projekt für die Gemeinde, den Ort und den Heimatverein. Verständlicherweise gebe es auch Bedenken, &bdquo;aber wer sich von Bedenken leiten lässt, der wird nie etwas Großes und Zukunftstragendes schaffen“, schließt die persönliche Stellungnahme des Vorsitzenden.

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