Wie Hüllhorsts Bürgermeister die Krise meistern will

Hüllhorst. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus im Land steht auch in der Gemeinde Hüllhorst das öffentliche Leben derzeit still. Im Interview spricht Bürgermeister Bernd Rührup über seine Eindrücke und Einschätzungen. Herr Rührup, wie erleben Sie als Bürgermeister die Situation vor Ort? Bernd Rührup:Die Corona-Pandemie stellt unser Leben komplett auf den Kopf. Eingriffe in unseren Alltag, wie wir sie derzeit erleben, waren für mich vorher nicht vorstellbar. Nichtsdestotrotz sind sie unvermeidbar. Der große Anteil unserer Bevölkerung geht vorbildlich mit den Regelungen um. Ich bin überzeugt davon, dass diese Situation unsere Gesellschaft und unser Verständnis für Werte in vielen Bereichen verändern wird. Daraus werden sich aber auch große Chancen für die Zukunft ergeben. Fantastisch ist es, zu beobachten, wie sich die Hüllhorsterinnen und Hüllhorster gegenseitig helfen, unterstützen und Mut machen. Daher bin ich fest überzeugt, dass wir gemeinsam auch diese Krise meistern werden, wenn sich alle an die bestehenden Regeln halten. Wie ist die Stimmung unter der Mitarbeiterschaft im Rathaus? Ist normales Arbeiten unter den gegebenen Bedingungen überhaupt möglich? Rührup: Im Rathaus wurden und werden kontinuierlich alle Verwaltungsabläufe, Kommunikationsstrukturen, Ressourcen und technischen Erfordernisse den aktuellen Entwicklungen angepasst. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben daran mit großem Engagement und viel Kreativität mitgewirkt. Jeden Morgen tagt der Krisenstab der Gemeinde mit den Fachbereichsleitern unter Ihrer Führung. Was wird dort besprochen? Rührup: Seit der erstmaligen Zusammenkunft unseres Stabes für außergewöhnliche Ereignisse im Rathaus vor gut zwei Wochen erfolgt fast täglich eine neue Bewertung von Sachverhalten und Anpassung von Handlungsweisen und Verfügungen. Zur Erinnerung: Wir sprachen anfangs nur über die Absage von Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern und sind jetzt bei zwei Personen angekommen. Wie kontrolliert die Kommune die Umsetzung der Allgemeinverfügungen wie der Schließung von Geschäften oder des Kontaktverbots? Rührup: Das Ordnungsamt fährt verstärkt und zum Teil gemeinsam mit der Polizei Streife in der Gemeinde Hüllhorst, um die Vorgaben der Coronaschutzverordnung umzusetzen. Mussten schon Verstöße festgestellt werden? Rührup: Bisher mussten nur einige Hinweise gegeben werden. Die Hüllhorster Bürger verhalten sich insgesamt sehr verantwortungsvoll. Gibt es irgendwelche Formen der interkommunalen Zusammenarbeit in der Krise? Rührup: Wir stehen im ständigen Austausch mit dem Krisenstab des Kreises Minden-Lübbecke und dem Kreisgesundheitsamt. Auch mit meinen Bürgermeisterkollegen stimme ich mich ab. Erreichen Sie als Bürgermeister derzeit Anrufe von besorgten Bürgern, die beispielsweise keine Kinderbetreuung haben oder wegen der Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten geraten? Rührup: Mich persönlich bisher nicht. Nach meiner Kenntnis gibt es aktuell keine Fälle, die nicht mit den bestehenden Regelungen und Instrumenten zur Betreuung und Unterstützung geklärt werden konnten. Viele Menschen arbeiten jetzt im Homeoffice. Geht das ohne Probleme mit der digitalen Infrastruktur in der Gemeinde? Rührup: Das ist bei uns in der Gemeindeverwaltung vor allem aus Datenschutzgründen derzeit nur in Ausnahmefällen möglich. Bis zur Kommunalwahl sind es nur noch rund sechs Monate. Es können ja derzeit keine Wahlkampfveranstaltungen stattfinden. Glauben Sie, dass sich der Wahltermin in NRW halten lässt? Rührup: Ehrlich gesagt, daran habe ich in den letzten Wochen keinen Gedanken verschwendet. Das wird wohl vor allem davon abhängen, ob die gesetzlichen Fristen eingehalten werden können. Wegen des Bayrischen Abends im Gasthaus Rose mussten Sie und Ihre Familie auch ein paar Tage in häusliche Isolation. Wie haben Sie die Situation erlebt? Rührup:Die Aufforderung zur häuslichen Quarantäne hat uns doch sehr überraschend getroffen. Erfreulicherweise hatte und hat niemand aus meiner Familie Symptome oder Beschwerden. Wir haben tolle Nachbarn und Freunde. Die haben uns mit allem Notwendigen versorgt. Was geben Sie ganz persönlich den Hüllhorstern in dieser für alle schwierigen Zeit mit auf den Weg? Rührup: Bitte bleiben Sie nach Möglichkeit zu Hause und achten Sie in den nächsten Wochen und Monaten vor allen Dingen auf Ihre Gesundheit und auf Ihre Mitmenschen. Wem würden Sie gerne Ihren besonderen Dank aussprechen? Rührup: Mein großer Dank gilt all denjenigen, die sich im Handel, Dienstleistungsbereich und in medizinischen Einrichtungen darum kümmern, dass wir uns keine Sorgen um unsere Versorgung und Betreuung machen müssen. Ich danke weiterhin allen privaten Initiativen, die sich um Hilfebedürftige und Betroffene kümmern.

Meistgelesen