Alarmierender Trend in Espelkamper Kriminalstatistik: Schockanrufe nehmen zu

Espelkamp. Einen Einblick in die neue Polizeiwache erhielten kürzlich die Mitglieder des Ausschusses für Sicherheit, Ordnung und Feuerschutz bei einer Besichtigung der neuen Räume an der Trakehner Straße. &bdquo;Wir sind sehr zufrieden mit der neuen Wache“, betonte Wachleiterin Ilka Hahler, die die Mitglieder durch das Haus führte. Einziges Manko: &bdquo;Wir hätten gern mehr Personal.“ Diesen Wunsch aber hätten alle Behörden. Erschwerend im Mühlenkreis komme hinzu, dass derzeit alle Polizeiwachen Beamte abstellen müssten, um die Synagoge in Minden rund um die Uhr zu bewachen. Anschließend stellte Hahler die aktuelle Verkehrs- und Kriminalitätsstatistik der Kreispolizeibehörde für Espelkamp vor. Im Zeitraum von Januar bis September dieses Jahres seien im Vergleich zum Vorjahr die Straftaten insgesamt um 180 Taten gestiegen – von 1.357 auf 1.537. Die Aufklärungsquote, bezogen auf den gesamten Mühlenkreis, liege bei 57,12 Prozent und sei damit leicht gesunken. Den Schwerpunkt bildeten nach wie vor Diebstähle und Einbrüche. So seien die Wohnungseinbrüche um elf und die Einbruchsdiebstähle in Büros und Lagerräume um neun Taten gestiegen. Die Zahl der Tageswohnungseinbrüche sei aber um drei und die der Taschendiebstähle um fünf Taten gesunken. Die Täterschaft ausfindig zu machen sei sehr schwer, da es sich zum großen Teil um reisende Kriminelle handele, betonte Hahler. Mehr zum Thema: So können Sie sich vor Betrügern schützen Weniger Wertgegenstände im Auto? Die Zahl der Raubstraftaten sei um 15 gestiegen, von denen 13 aufgeklärt werden konnten. Bei Diebstahlsdelikten habe die Polizei einen Anstieg um 75 Taten verzeichnet. Dabei handelt es sich in 30 Fällen um einen &bdquo;einfachen Diebstahl“ und in 45 Fällen um einen &bdquo;schweren Diebstahl“. Diebstähle rund um Kraftfahrzeuge seien insgesamt rückläufig. Hier mache sich wohl bemerkbar, dass weniger Wertgegenstände im Auto gelassen werden würden, vermutete die Wachleiterin. 17 Betrugsstraftaten habe es mehr gegeben als im Vorjahr, hieß es. Dabei sei der Betrug durch EC-Karten mit PIN rückläufig. &bdquo;Anscheinend werden nicht mehr so viele PIN in der Geldbörse notiert“, vermutete die Wachleiterin. Dafür habe die Zahl der sogenannten Schockanrufe zugenommen. Auch in diesem Fall gestalte es ich schwierig, die Täter zu fassen, da die Anrufe zumeist aus dem Ausland erfolgen. Sie sei aber erstaunt, wie viel Bargeld manche Leute zu Hause hätten. Bei einem Schockanruf geben sich laut Polizei Betrüger am Telefon als Verwandte aus – meist als Tochter, Sohn oder Enkel – und auch als ein mit einem Vorgang betrauter Polizeibeamter oder Rechtsanwalt und täuschen eine Notsituation vor. Sie wollen die Angerufenen dazu bringen, Geld oder teuren Schmuck an sie zu übergeben. Die Anrufer berichten etwa von einem Verkehrsunfall oder dass ein Familienmitglied sofort operiert werden muss. Die Operation kann nur erfolgen, wenn sie vorher in bar bezahlt wird. Mehr Fälle von Vandalismus In anderen Szenarien soll der Angehörige einen Verkehrsunfall verursacht oder eine andere Straftat begangen haben. Um eine Gefängnisstrafe zu vermeiden, muss umgehend eine Kaution gestellt werden. Die Betrüger setzen bewusst auf einen Schockmoment und setzen ihre Opfer unter Zeitdruck, um sie zu schnellen sowie unüberlegten Entscheidungen zu drängen. Deutlich zugenommen haben Ilka Hahler zufolge auch Sachbeschädigungen, wie das Zerstören von Bushaltestellenhäusern und Fensterscheiben von Schulen oder auch Mülleimerbrände – insgesamt 20 Taten mehr als im Vorjahr. Ist die Aufklärungsquote bei Ladendiebstählen mit &bdquo;90 Prozent hoch“, wird sie bei Rauschgiftdelikten, die einen Anstieg von 49 Taten verzeichnen, &bdquo;mit 94 Prozent noch übertroffen“, berichtete die Wachleiterin. Größtenteils seien die Täter bei Verkehrskontrollen aufgefallen. Es sei immer noch strafbar, unter Einfluss von Cannabis Auto zu fahren. Mehr Unfälle durch Alkohol und Drogen Ebenfalls weit über dem Durchschnitt liegt mit 72 Prozent die Aufklärungsquote im Bereich Gewaltkriminalität – mit einem Plus von 19 Straftaten. Erfreulich sei, dass die Körperverletzungsdelikte stark gesunken seien. Im Bereich der Jugendkriminalität habe die Zahl der Tatverdächtigen zwischen 8 und 21 Jahren um elf zugenommen. Insgesamt zählte die Polizei 167 Tatverdächtige. Das Bild von Verkehrsunfällen habe sich insgesamt unauffällig entwickelt. Zurückgegangen sei die Zahl der verunglückten Pedelecfahrer. Dagegen seien die durch den Konsum von Alkohol und Drogen verursachten Unfälle angestiegen. Weitere Hauptunfallursachen seien Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren, während zu geringer Abstand als Hauptunfallursache deutlich zurückgegangen sei. Politisch motivierte Kriminaltaten habe es 2023 im gesamten Kreis 114 gegeben. Im rechten Spektrum 40 Verstöße, im linken Spektrum sei die Zahl von 54 auf 74 gestiegen. Zudem gebe es 77 Reichsbürger im Bereich der Kreispolizeibehörde.

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