
Espelkamp. Der Musikschulverband Espelkamp, Rahden, Stemwede wird ein Urteil umsetzen müssen, das die gesamte Struktur der Einrichtung verändern wird. Leiter Christian Wöbking gab jetzt vor den Mitgliedern des Espelkamper Hauptausschusses die Konsequenzen der höchstrichterlichen Entscheidung bekannt. Dies habe, so der Musikpädagoge, Auswirkungen auf alle Mitgliedskommunen, weil wohl auch die Verbandsumlage sich noch einmal erhöhen müsse.
Auch die Stadt Rahden hatte sich in der jüngsten Ratssitzung bereits damit auseinandergesetzt. Im Espelkamper Hauptausschuss stellte Wöbking jetzt die Folgen vor, die er den Parlamentariern in Form einer Expertise vorlegte. Denn der Verband beabsichtige, so Wöbking im Gespräch mit nw.de, diese Vorgaben des Gerichts auch möglichst bald umzusetzen.
Danach müssen die Honorarverträge hier beschäftigter Musikerzieher in feste Angestelltenverträge nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes (TVÖD) umgewandelt werden. Betroffen wären davon zehn Honorarkräfte.
Entlassung der Honorarkräfte existenzgefährdend

Wöbking, der diese Entscheidung im Sinne der Kollegen eigentlich gutheißt, sieht jedoch höhere Kosten, vor allem auch auf die Stadt Espelkamp zukommen, wenn das Angebot des Verbandes in der jetzigen Form beibehalten werden solle. „Das tut mir sehr leid angesichts der schlechten Haushaltslage der Stadt und kommt jetzt sicherlich zu einem sehr ungünstigen Zeitraum“, bedauert er.
Er hatte ausgiebig gerechnet und legte ein dreistufiges Modell vor. Die in seinen Augen existenzgefährdendste Alternative für die Musikschule ist die der Entlassung aller zehn Honorarkräfte. Dies würde zwar sofortige Einsparungen von jährlich 79.000 Euro bei den Honoraren und den Fahrtkostenzuschüssen mit sich bringen, gleichzeitig würden jedoch auch 296 Schüler nicht mehr unterrichtet werden können. Dadurch fielen 91.000 Euro an Gebühren weg. Und das wären noch nicht alle Konsequenzen, denn auch die Verträge beim „Jekits“-Programm (Jedes Kind Instrumente, Tanz, Singen) mit den entsprechenden Schulen könnten so nicht mehr erfüllt werden. Auch Fördermittel würden damit fortfallen. Eine Berechnung hatte er dazu noch nicht angestellt. Nur die Tatsache, dass allein in Espelkamp dann 95 Jungen und Mädchen nicht mehr am Jekits-Programm teilnehmen könnten.
Die für die Musikschule und für alle Beteiligten beste Lösung wäre es, wenn alle Honorarverträge zu festen Verträgen nach TVÖD umgewandelt würden. Dies verursache jedoch für den Musikschulverband insgesamt sofortige Mehrkosten in Höhe von 86.000 Euro. Es gebe zunächst keine Mehreinnahmen an Gebühren, es könnten auch alle Schüler weitermachen. Die Kooperationen mit dem Söderblom-Gymnasium sowie mit der Grundschule „Am Auewald“ könnten fortbestehen. Das würde bei der Verbandsumlage Mehrkosten für Espelkamp von fast 44.000 Euro verursachen.
Nochmalige Erhöhung der Gebühren notwendig
Doch gab es bei Christian Wöbking noch eine Variante, die er mit „Etwas dazwischen“ betitelte. Das würde eine maßvolle Erhöhung der Umlage bedeuten und schließlich alle an den Mehrkosten beteiligen. Er rechnete vor, dass dann die Gebühren noch einmal um viereinhalb Prozent erhöht werden müssen. Gleichzeitig sprach er von maßvollen Einsparungen von Unterrichtseinheiten sowie - als mittelfristige Lösung - vom frühzeitigen Renteneintritt langjährig beschäftigter Lehrkräfte.
Noch einmal an der Gebührenschraube zu drehen, erscheint auch Wöbking sehr gewagt, zumal die Gebühren insgesamt zum 1. August dieses Jahres um 20 Prozent erhöht werden. Somit kostet eine monatliche Unterrichtsstunde im Einzelunterricht inzwischen 108 Euro, zuvor lag der Satz noch bei 90 Euro. Weitere Gebührenerhöhungen sind bislang schon für die Jahre 2025 und 2026 von jeweils drei Prozent beschlossen worden.
Doch gibt es in Wöbkings Gesamtbericht auch zwei sehr positive Entwicklungen. So ist der Unterricht beim Musikschulverband insgesamt so beliebt wie nie. Wurden 2012 noch gerade einmal 522 Kinder unterrichtet, waren es 2023 mehr als 1.000 Schüler. Auch in diesem Jahr liegt man, auch dank des Jekits-Programms schon wieder über 1.000 Musikschüler. Die Zweckverbandsumlage ist von 2023, wo sie bei knapp 300.000 Euro lag, jetzt sprunghaft um 90.000 Euro gestiegen. Allein Espelkamp ist mit 200.000 Euro dabei, 50.000 Euro mehr als zum Vorjahr.
Auch wenn - was die finanzielle Seite angeht - sich im Augenblick kaum gute Nachrichten verkünden ließen, so Christian Wöbking, versöhne ihn eine Zahl ein wenig. So hatte er tief in den Unterlagen gegraben und folgende Entdeckung machen können: 2018 betrugen die Kosten pro Schüler noch 650 Euro, in diesem Jahr liegen sie bei 393 Euro. Wöbking: „Das hat einfach damit zu tun, weil wir so viele sind und sich die Angebote auf so viele Kinder und Jugendliche verteilen. Und damit verringern sich natürlich auch die Kosten.“ Er hofft, dass es weiterhin mit der Akzeptanz nach oben geht und die Politik die „Arbeit der öffentlichen Musikschule weiterhin unterstützt“.