Urgestein verlässt nach knapp 40 Jahren die kommunalpolitische Bühne

Espelkamp. &bdquo;Ja es ist eine schlimme Zeit, in der wir jetzt leben. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass auch die irgendwann vorbei sind. Und dann müssen wir uns so schnell als möglich unsere alten Rechte wiederholen", wird Gisela Vorwerg sehr deutlich. Sie liebt die Demokratie und das Grundgesetz Als Ur-Liberale weiß sie genau, wovon sie spricht. Sie liebt die Demokratie und das Grundgesetz und die erworbenen Rechte, die sich die Deutschen erkämpft haben, und ihre freiheitliche Grundordnung; gleichzeitig appelliert sie aber auch an die Selbstverantwortung jedes einzelnen. &bdquo;Frage nicht danach, was der Staat für dich tun kann, frage nach, was du für den Staat tun kannst", diesen Grundsatz von US-Präsident John F. Kennedy beherzigte sie ein ganzes Leben lang und er beherrschte auch ihr politisches Wirken. Sie hinterlässt eine große Erfahrungslücke Knapp 40 Jahre lang war Gisela Vorwerg kommunalpolitisch aktiv. In Espelkamp ist sie nach der letzten Kommunalwahl aufgrund der Altersgrenze nicht mehr angetreten. Sie hinterlässt eine große Erfahrungslücke. Mit ihr verbanden und verbinden die Menschen im gesamten Lübbecker Land Begriffe wie Liberalität und Einsatz für das Ehrenamt, was sie selbst immer vorgelebt hat. Als sachkundige Bürgerin arbeitete sie zunächst in Erkrath im Kulturausschuss mit, später auch in der Fraktion. Und kurz nach dem Umzug 1984 nach Espelkamp, weil ihr Ehemann Fritz Vorwerg Leiter der Architektenabteilung der Aufbaugemeinschaft wurde, ging es auch hier gleich kommunalpolitisch weiter. &bdquo;Wir sind sofort bereit gewesen, nach Espelkamp zu ziehen. Das war eine Stadt im Aufbau, alles war sehr spannend, was hier passierte", kann sie sich noch gut erinnern. Espelkamp war eine Stadt im Aufbruch Gisela Vorwerg fand auch sofort eine Stelle als Lehrerin. Da sie beim FDP-Verband gelistet gewesen sei, habe sie hier auch gleich Zugang zu den Fraktionssitzungen gefunden und dort &bdquo;mal hineingeschnuppert". Nach der Wahl habe sie im Kultur- und Sozialausschuss sofort mitgearbeitet, davor war sie jedoch von 1989 bis 1999 im Kreistag aktiv. &bdquo;Auch hier gab’s ganz viel zu tun, es war sehr spannend", erinnert sie sich. Die Pohlsche Heide wurde aufgebaut, ebenso die Kollegschule. In der Jugendhilfe und im Pflegebereich habe es sehr viele Neuerungen gegeben. Schließlich ging es auch in Espelkamp munter weiter. Der Verein &bdquo;Pro Waldfreibad wurde gegründet, um das &bdquo;wichtige innerstädtische Freizeitangebot vor allem auch für Familien mit Kindern zu sichern". 1999 kam sie in den Rat, wo sie zunächst mit den Grünen eine Fraktion bilden konnte. &bdquo;Es kommt darauf an, ob man sich persönlich gut versteht. Ich hatte da nie ein Problem, dann spielen auch Parteigrenzen keine so große Rolle", gibt sie zu verstehen. An der Entwicklung der Stadt mitgearbeitet Gustav Badzio und Horst Radtke kamen nach der nächsten Kommunalwahl für die FDP mit ihr in den Rat, allerdings war sie ab 2014 dann wieder einziges Mitglied ihrer Fraktion. Als kleine Fraktion mit nur einem einzigen FDP-Mitglied habe man zwar keine Macht, aber man könne doch gemeinsam mit den übrigen Fraktionen an der Entwicklung der Stadt mitarbeiten. Darauf komme es doch an, so die Liberale. Deshalb sei es wichtig, dass man sich gut kenne. In Espelkamp habe sie diese Grundeinstellung zur Kommunalpolitik immer gut verwirklichen können, denn &bdquo;fast alle Entscheidungen hier sind einstimmig erfolgt". Sie selbst sei ein Mensch, der die Kommunikation liebe. So schreibe sie auch gerne, habe auch in der Schreibwerkstatt in Bielefeld mitgearbeitet und dabei &bdquo;immer gegen den schlechten Ruf Espelkamps angekämpft". Ab 2014 stellvertretende Bürgermeisterin Ab 2003 wurde Gisela Vorwerg Vorsitzende des Waldfreibadvereins und ab 2014 repräsentierte sie Espelkamp als zweite stellvertretende Bürgermeisterin. &bdquo;Beim Verein mussten wir lange dafür arbeiten, bis sich die Bürgerinitiative und der Verein zusammengefunden hatten, um das Waldfreibad gemeinsam zu retten." Gerne habe sie im Ehrenamt gearbeitet. &bdquo;Schließlich sah man auch sofort, was man gearbeitet hatte." Viele Facetten des Ehrenamtes kennengelernt Als stellvertretende Bürgermeisterin werde man gerne als &bdquo;Grüßgott-Tante" abgestempelt. Dies sei aber überhaupt nicht so gewesen. Sie habe in der Zeit &bdquo;ganze Biografien erfahren". Dies sei höchst interessant, denn man bekomme schnell heraus, wo &bdquo;den Menschen der Schuh drückt". &bdquo;Diese Tätigkeit habe ich mit Begeisterung ausgeführt", macht sie deutlich. Außerdem habe sie dadurch viele Vereine kennengelernt, mit denen sie früher nichts zu tun hatte. Sowohl die Tätigkeit als Vorsitzende und jetzige Ehrenvorsitzende beim Waldfreibadverein wie auch als stellvertretende Bürgermeisterin habe ihr &bdquo;ganz viele Facetten der Ehrenamtsarbeit aufgezeigt". Dafür sei sie dankbar. Als sachkundige Bürgerin für die Kultur aktiv Trotz ihres Rückzuges bleibt sie der Politik und ihrem Lieblingsthema, der Kulturarbeit und -förderung, doch noch ein wenig erhalten. Als sachkundige Bürgerin will sich Gisela Vorwerg den Kulturprojekten der Stadt widmen.Insbesondere macht sie sich für das &bdquo;Haus der Geschichte" stark. &bdquo;Eine Stadt muss ihre Geschichte präsentieren können, Identität ist etwas sehr Wichtiges. Wir müssen schauen, dass wir uns etwas schaffen, das wir uns auch leisten können", wird sie deutlich. Ganz wichtig sei es, einen Kreis von ehrenamtlich tätigen Bürgern einzubinden. &bdquo;Erst die bringen ein solches Projekt richtig weiter." Jetzt sei es zunächst wichtig, dass das Projekt angeschoben werde. Dies müsse gemeinsam mit der Umgestaltung des Wilhelm-Kern-Platzes geschehen, und das alte Postgebäude sei für das Museum die beste Lösung. Für ihre eigene Partei wünscht sie sich, dass es bald wieder eine richtige Fraktion mit mindestens zwei Personen gebe. Und der größte Wunsch für die Zukunft sei die Zerstörung des Corona-Virus.

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