Espelkamp/Rahden

Neues touristisches Angebot: Eine Radtour über Grenzen hinweg

Bei der ersten interkommunalen Fahrradtour entlang der Kleinen Aue von Espelkamp nach Preußisch Ströhen erfuhren die Teilnehmer interessante Fakten über den Fluss.

Am Espelkamper Rathaus starteten die zwei Dutzend Teilnehmer der ersten städteübergreifenden Radtour ihre knapp achtstündige Ausfahrt. | © Klaus Frensing

19.10.2020 | 19.10.2020, 17:00

Espelkamp/Rahden. Die Teilnehmer, die sich zur ersten interkommunalen Radtour der Espelkamper Stadtführer angemeldet hatten, trafen pünktlich am Rathaus ein. Die Premiere einer geführten städteübergreifenden Radtour wollten sie sich nicht entgehen lassen.

„Es wird immer wichtiger, unsere Region als Einheit zu sehen und es ist unbedingt erforderlich, mit den Nachbarn etwas Gemeinsames zu unternehmen“, unterstrich Karl-Heinz Tiemeier, als er morgens um 10 Uhr zwei Dutzend unternehmungslustige Radler und Radlerinnen begrüßte.

Mit ihrem interkommunalen Angebot setzten die Espelkamper Stadtführer ein schönes Zeichen, dass Unternehmungen über Stadtgrenzen hinweg bestens funktionieren können. Der Rahdener Stadtheimatpfleger Claus-Dieter Brüning war bereits in Espelkamp vom Start an dabei. Unterwegs warteten Gerhard Franke vom Heimatverein Tonnenheide an der Hochzeitsmühle, Friedrich Schepsmeier an der Weher Bockwindmühle und in Preußisch Ströhen am Denkmal für den ehemaligen Landwirtschaftsminister Gustav Niermann am Zusammenfluss der Kleinen und der Großen Aue Ortsvorsteherin Bianca Winkelmann und Ortsheimatpfleger Friedrich Sander mit vielen Informationen auf die Gruppe. Auf dem Rückweg empfing noch Thorsten Klein von den Kleinendorfer Heimatfreunden die Tourenradler an „Schlumps Backs“.

Stopp an "Schlumps Backs"

Der erste Stopp erfolgte jedoch noch auf Espelkamper Gebiet. Stadtführer Gerd Kleinehollenhorst erläuterte an verschiedenen Punkten das Renaturierungsgebiet „Kleine Aue“ und stellte in Schmalge die Planungen vor, das Bett des Flusses auf einer Länge von etwa 1,4 Kilometer bis zur Rahdener Grenze ein Stück weit nach Westen zu verlegen.

Eine Renaturierung der Kleinen Aue in ihrem Verlauf sei hier nicht möglich, da in den Dämmen Versorgungsleitungen für Strom, Gas und Telekom liegen, erläuterte Gerd Kleinehollenhorst. Die Probebohrungen sind gerade abgeschlossen worden, im kommenden Jahr soll mit den Arbeiten begonnen werden.

Weiter ging es über Tonnenheide und Wehe nach Preußisch Ströhen, dem nördlichsten Ort Nordrhein-Westfalens. Unterwegs kamen ihnen schon die zwei- und vierrädigen Oldtimer der Veteranenausfahrt des ADAC Stemweder Berg entgegen, ein echter Hingucker. Am Gedenkstein für Gustav Niermann (1919 – 1989), wo sich die Kleine mit der Großen Aue verbindet, wurde die Gruppe von Bianca Winkelmann und Friedrich Sander willkommen geheißen.

Der ehemalige Landwirtschaftsminister im Kabinett Franz Meyers der 1950er- und 60er-Jahre hatte nach den „erheblichen Überschwemmungen“ der Aue Mitte der 1950er-Jahre für eine Regulierung des Flusses in Preußisch Ströhen gesorgt, berichtete Friedrich Sander.

Überschwemmungen hatten die Böden übersäuert

Bereits vorher hatte es mehrfach Versuche gegeben, den Fluss zu regulieren, die aber nicht dauerhaft erfolgreich waren. Auch nachdem 1855 die Rahdener Sozietät zur Regulierung der Aue gegründet wurde, blieb der Fluss ein „Pflegefall“, der den Landwirten arg zu schaffen machte. Auf Grund der regelmäßigen Überschwemmungen waren die Böden übersäuert.

Nach dem Mittagessen im Gasthaus Buschendorf und einer Besichtigung der Immanuel-Kirche ging es wieder Richtung Süden. Auf der Rückfahrt legte die Gruppe noch einmal eine Rast in „Schlumps Backs“ ein. Mit vielen Informationen gespickt kehrten die Radler am frühen Abend wieder auf den Wilhelm-Kern-Platz zurück. „Eine tolle Tour“, waren sich alle einig.

Die Stadtführer bieten diese geführte Fahrradtour auch individuell für Fahrradgruppen von Vereinen, Firmen und Institutionen an und setzen darauf, auch überregional auf sich aufmerksam zu machen.

Erfahrungen für neuen Tourismusverband

„Wir alle, die an der Tour beteiligt waren, hoffen, dass der neue Tourismusverband ,Sieben’ die hier gemachten Erfahrungen aufnimmt. Die Kleine Aue dient sozusagen als ,Reiseführer’, der Espelkamp mit Rahden und den Ortschaften Frotheim, Schmalge, Tonnenheide, Stelle, Wehe und Preußisch Ströhen verbindet, wo sie dann mit der Großen Aue zusammen fließt.

„Diese Fahrradtour führt durch eine landschaftlich schöne und reizvolle Region mit weitestgehend gut ausgebauten und verkehrsarmen Wegen und vielen interessanten und sehenswerten Stationen. Zudem spricht sie auch touristisch sehr an, weil an der Strecke auch noch gastronomisch Angebote und Hotels zu finden sind“, sagt Karl-Heinz Tiemeier.