"Haus der Geschichte" soll Espelkamps Anfänge als Munitionsanstalt zeigen

Espelkamp. Die Geschichte Espelkamps ist einzigartig. Aus der Ende der 1930er Jahre in Mittwald mitten im Wald gebauten Heeresmunitionsanstalt entwickelte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine Heimstatt für die Menschen, die ihre Heimat in den früheren deutschen Ostgebieten verloren hatten. Aus einer Fabrik des Todes entwickelte sich ein neues Gemeinwesen. Aus der Muna entwickelte sich die Flüchtlingssiedlung Espelkamp-Mittwald. Der schwedische Pfarrer Birger Forell oder US-amerikanische Mennoniten gehörten zu denen, die sich dafür engagierten, dass Vertriebene aus den früheren deutschen Ostgebieten im Mittwald eine neue Bleibe fanden. Eindrucksvoll wird dieser Anfang der heutigen Stadt Espelkamp etwa durch das sogenannte Vertreibungsfenster in der Thomaskirche erzählt. Auch in der Urkunde zur Grundsteinlegung des Gotteshauses wird auf die besondere Entwicklung Espelkamps hingewiesen. Alte Post als Standort auserkoren Diese in der Bundesrepublik fast einzigartige Geschichte einer Stadt möchte die Stadt Espelkamp gern präsentieren. Als möglicher Standort für ein "Haus der Geschichte" ist die alte Post am Wilhelm-Kern-Platz im Herzen Espelkamps angedacht. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht getroffen. Und sie dürfte noch ein bisschen auf sich warten lassen, denn Verwaltung und Politik warten noch auf ein weiteres Gutachten. Aus der Politik waren bekanntlich Anregungen gekommen, neben einer multimedialen Dauerausstellung zur Geschichte Espelkamps und damit der Bundesrepublik auch wechselnde Ausstellungen zu zeigen. Gastronomie war ebenfalls ins Gespräch gebracht worden. Welche Kosten für Abriss und Neubau genannt sind Ein Wissenschaftler nahm alle Wünsche vor Ort aufgenommen, hatte geplant und gerechnet. Der Abriss der alten Post und ein Museumsneubau würden nach den bisher vorliegenden Planungen rund sieben bis acht Millionen Euro kosten. Die Baukosten hält Torsten Siemon von der Stadtverwaltung für stemmbar. Sollte die Förderung optimal sein, dann könnte die Stadt Espelkamp für den Bau des Hauses der Geschichte bis zu 80 Prozent Fördergeld bekommen. Diese Förderung aber bezieht sich auf den Bau und nicht auf die Betriebskosten etwa für das Personal. Diese Betriebskosten würden komplett bei der Stadt bleiben. Was die Stadt nicht alleine stemmen kann Soweit, so gut. Das Problem aber seien die Folgekosten, machte Siemon im Gespräch mit nw.de deutlich. Würde ein Haus der Geschichte in der großen Variante umgesetzt, würde das nach den bislang vorliegenden Kostenschätzungen pro Jahr rund 750.000 Euro an Kosten verursachen – für Personal, aber auch für Abschreibungen. Das könne die Stadt allein nicht stemmen und darauf hatte die Stadt auch im Frühjahr gegenüber der Politik hingewiesen. Nun stellt sich nach Angaben Siemons die Frage, ob es eine abgespeckte Variante gibt. Auch hier spielen die Betriebskosten eine Rolle. Antworten auf die noch offenen Fragen erhoffen sich Rat und Verwaltung von einem zweiten Gutachten, das derzeit erarbeitet wird. Der Gutachter befasst sich mit der Frage, was im alten Postgebäude im vorhandenen Bestand machen lässt. "Inhaltlich wären Wechselausstellungen gut" Der als Gutachter tätige Experte für Museumskonzeption beauftragte einen Architekten, der sich mit den baulichen Möglichkeiten befasst. Torsten Siemon geht davon aus, dass das Gutachten noch im Herbst fertig ist und beraten werden kann. "Die ständige Ausstellung zur Stadtgeschichte ist gesetzt und unser Hauptanliegen", sagt Siemon. Museumsexperten würden sagen, dass es Wechselausstellungen brauche, um dauerhaft Besucher zu haben. "Inhaltlich wären Wechselausstellungen gut." Aber dafür brauche man auch Personal, eine wissenschaftliche Leitung und Museumspädagogik. "Und das macht es teurer." Man müsse schauen, was für die Stadt Espelkamp darstellbar sei. Wichtig sei auch die Frage, ob eine mögliche Gastronomie im "Haus der Geschichte" rentabel sei oder ein Zuschussbetrieb wäre.

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