Espelkamp

Espelkamper zeigen klare Kante gegen AfD-Kundgebung und Klimawandel-Leugner

250 Kundgebungsteilnehmer versammelten sich Mittwochabend vor dem Rathaus. Meteorologe Friedrich Föst überzeugte

Gut 200 fröhliche Teilnehmer einer Kundgebung versammelten gestern Abend sich vor dem Rathaus, um gegen die Klimawandel-Leugner von der AfD im benachbarten Bürgerhaus zu demonstrieren . ?Foto: Michael Grundmeier | © Karsten Schulz

04.09.2019 | 06.09.2019, 18:09

Espelkamp. Kluge Argumente statt plumper Parolen: so hätte das Motto der Kundgebung vor dem Bürgerhaus auch lauten können. Während drinnen die AfD dem "Klimawahn" nachging, lieferte der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst Fakten. Schon lange vor Beginn waren gut 250 Menschen auf dem
Wilhelm-Kern-Platz zusammengekommen und - trotz Regens: es wurden
immer mehr.

"Man kann mit Populisten nicht diskutieren"

In seiner Begrüßung sprach Hartmut Stickan von einer "populistischen" Veranstaltung der AfD. Es gebe keinen Klimawahn, stattdessen einen
"Wahnsinn" wenn Leute sich weigern, die Fakten wahrzunehmen.
Dass es kein Gespräch mit der AfD gebe, erklärt Stickan so: "Die
Fakten werden für falsch gehalten, deshalb macht eine Diskussion
keinen Sinn. Man kann mit Populisten nicht diskutieren".

Dafür gab es von den Teilnehmern Beifall und aufmunternde Pfiffe. Paul
Schilling (Fridays for Future, Minden) stieß ins gleiche Horn. Er könne nicht nachvollziehen, dass Menschen wissenschaftliche Erkenntnisse nicht anerkennen würden. Die Erde sei nur geliehen, sagte Schilling und bezeichnete die AfD als
"menschenverachtend". Er werde seinen Kindern später in die Augen gucken können. "Ich kann ihnen sagen, dass ich es versucht habe, wenn das Klima kippt und Rechtsextreme wie vor 86 Jahren die Macht übernehmen".

"Bei uns häufen sich die Wetterereignisse"

Ins Detail ging dann eine Fragerunde mit Meteorologe Föst. Reinhard Steinmann las Argumente der AfD/Klimaleugner vor, die Föst genüsslich zerpflückte. Föst erläuterte, dass die zehn wärmsten Jahre im Kreis alle in den 2000ern gewesen seien und das im Jahr 2018 die zwei wärmsten Monate im ganzen Jahrhundert aufgezeichnet wurden. Für Föst steht fest: "Bei uns häufen sich die Wetterereignisse. Wenn sich das Wetter trendmäßig verändert, sprechen wir vom Klimawandel". Es sei wissenschaftlicher Konsens,dass der Klimawandel einen Einfluss auf die veränderte Wetterlage habe. Stichwort Kohlendioxid. Natürlich gebe es auch natürliche Faktoren- die aber könnten den rasanten Anstieg in den vergangenen 20/30 Jahren nicht erklären. "Es geht ja nicht darum, was die Erde aushält - die Erde kann auch 100 Grad Erwärmung aushalten- es geht darum, was für den Menschen erträglich ist".

"Wir überlassen Euch Espelkamp nicht"

Die Menschen hätten eine "ethische Verpflichtung, die Erde in einem am besten noch saubereren Zustand zu hinterlassen". Wichtig sei jetzt von den fossilen Energieträgern wegzukommen, das sei alternativlos. Reinhard Steinmann sekundierte: "Umso schwieriger ist es nachzuvollziehen, warum die AfD bei ihrer
klimaleugnerischen Meinung bleibt. Diese Partei leidet unter Zentralverriegelung". Hartmut Stickans zufriedenes Fazit: "Ich bin glücklich, dass trotz des schlechten Wetters so viele Menschen erschienen sind. Wir sind mit 250 Leuten hier mehr als die paar der AfD im Saal. Wir überlassen euch Espelkamp nicht."