Bürgermeisterwahl: Espelkamper SPD setzt auf Hartmut Stickan

Espelkamp. Der SPD-Ortsverein Espelkamp sieht sich für den Kommunalwahlkampf gut aufgestellt. &bdquo;Wir haben tolle Kandidaten“, sagte Ortsvereinsvorsitzender Fabian Golanowsky in der jüngsten Mitgliederversammlung. Er erwartet zudem einen spannenden Wahlkampf. Denn die Sozialdemokraten schicken mit Hartmut Stickan aus Espelkamp-Schmalge einen eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen. Mit der Kandidatenkür stellten die Espelkamper Sozialdemokraten im Restaurant Santorini am Dienstagabend die Weichen für den Wahlkampf. &bdquo;Wir wollen nicht nur mitreden, sondern auch gestalten – mit Verantwortung und Augenmaß“, erklärte Golanowsky. Er befand zudem: Espelkamp brauche dringend einen Wechsel. &bdquo;Bürgermeister Henning Vieker ist der Schlechteste, den die Stadt je hatte“, meinte Golanowsky. Freiwillige Aufgaben seien nur noch durch Spenden finanzierbar, die Haushaltslage desaströs, die niedrig gehaltene Grundsteuer ein Wahlgeschenk ohne Verantwortung. Gleichzeitig werde bei Sport, Kultur und sozialen Projekten gekürzt. Ortsvereinsvorsitzender: &bdquo;Veränderung fällt nicht vom Himmel“ Mit der Nominierung von Hartmut Stickan will die SPD dem amtierenden Verwaltungschef der CDU ein bekanntes Gesicht entgegensetzen. Der Ortsvereinsvorsitzende machte es vor der Wahl des SPD-Bürgermeisterkandidaten während der Aufstellungsversammlung ein bisschen spannend: &bdquo;Veränderung fällt nicht vom Himmel. Veränderung braucht Menschen, die Haltung zeigen, auch wenn der Gegenwind stark ist. Heute stellen wir euch einen Bürgermeisterkandidaten vor, der lieber macht, als redet, der kein lauter Ankündiger ist, sondern ein hartnäckiger Umsetzer.“ Spätestens als Golanowsky auf die Bürgermeisterkandidatur 2009 zu sprechen kam, dürfte allen 29 stimmberechtigten Mitgliedern klar gewesen sein, wenn sich der Vorstand auserkoren hatte. Hartmut Sticken. &bdquo;Er ist hart in der Sache. Mutig im Machen.“ Doch ohne Rückenwind aus dem Ortsverein geht es nicht in den Wahlkampf. In seiner Bewerbungsrede ließ Stickan die Mitglieder wissen, warum er es sich mit einer erneuten Kandidatur nicht einfach gemacht habe, ihm aber letztlich keine andere Wahl geblieben sei. Zu alt, 2009 schon gescheitert, keine Verwaltungserfahrung? Kann der das überhaupt? Wer sich jetzt diese Frage stelle, dem könne er sagen, dass er sich genau diese Fragen auch selbst gestellt habe, bekannte der 64-Jährige. Was der SPD-Bürgermeisterkandidat kritisiert 2025 sei nicht mit 2009 vergleichbar. 2009 sei der damalige Bürgermeister Heinrich Vieker (CDU) auf dem Zenit seines Schaffens angekommen, durch die Stadt sei mit immer neuen Projekten auch von Stadtmarketing und Aufbau ein Ruck gegangen. &bdquo;Es herrschte Aufbruchstimmung“. Für die SPD habe zu diesem Zeitpunkt keine reale Chance bestanden, den CDU-Bürgermeister vom Thron zu stoßen. Heute sehe das anders aus. Der Glaube, dass der Sohn es ähnlich richten würde wie der Vater, habe Henning Vieker ins Amt getragen. Gefolgt sei Ernüchterung, so Stickan. Statt der Suche nach Konsens in kommunalpolitischen Debatten bestimme heute die Positionierung der CDU die Handlungsrichtung des Bürgermeisters: &bdquo;Das Wohl der Stadt wird hinten angestellt.“ Die Konfrontationslinie im Rat – Bürgermeister und CDU gegen alle anderen – ziehe sich wie ein roter Faden durch die Amtszeit von Henning Vieker, kritisierte der langjährige SPD-Ratsherr und stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Er nannte Beispiele: Die Änderung des einstimmigen Ratsbeschlusses gegen eine Klärschlammvererdungsanlage im Wasserschutzgebiet, das Fehlen von Zielen und Kennzahlen für die Haushaltsführung bei der Aufstellung des Haushaltssicherungskonzeptes, der geplante Bau eines Krankenhauses im Gabelhorst Wald, ein angedachter Rathaus-Neubau ohne Finanzierungskonzept, fehlende Prioritäten bei der Instandhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt der Beschluss zu den unveränderten Grundsteuerhebesätzen, welcher diese in den Folgejahren überproportional steigen lassen würde. Stickan: &bdquo;Projekt Bürgermeistersohn ist gescheitert“ Auch die Verwaltung arbeite wenig effektiv, kritisierte Stickan weiter. Beispiel: Das Rathaus – eigentlich ein Dienstleistungsbetrieb – sei auch nach Corona nur noch über Terminvereinbarung zu erreichen. Der amtierende Bürgermeister poste zwar viel auf Social Media, spalte aber Rat und Verwaltung und das zum Schaden von Stadt und Bürgern. Stickan: &bdquo;Das Projekt Bürgermeistersohn muss heute als gescheitert angesehen werden.“ Auch er habe sich gewünscht, dass sich ein jüngerer SPD-Bürgermeisterkandidat finden lasse. Etliche Personen seien angesprochen worden. &bdquo;Doch der Blick auf die letzten Wahlergebnisse in unserer Stadt hat alle abwinken lassen.“ Mit 64 Jahren könne er jetzt eigentlich gut den Ruhestand genießen, meinte Stickan weiter. Doch angesichts des dramatischen Zustandes der städtischen Finanzen, des desolaten Zustandes der Gebäude, einer führungslosen Verwaltung und dem Zerfall der Stadtgesellschaft in viele Parallelgesellschaften, die Stickan sieht, brauche es dringend eine Veränderung. Dieser Verantwortung wolle er sich stellen. Was sein Alter angehe: Es solle ja gerade erst in der Republik ein 69-Jähriger zum Bundeskanzler gewählt werden. Die Stadt müsse sich wieder auf ihre Stärken konzentrieren: Industrie, Kultur, Sport, Kinder, Zukunft. Unterstützung von anderen Fraktionen? Gerade auch beim Thema Wirtschaft bringe er viel Know-how mit. Beruflichen Erfahrungen in Industrie und Handwerk folgten Tätigkeiten für die früheren SPD-Abgeordneten Ernst-Wilhelm Rahe und Achim Post. &bdquo;Von daher kenne ich die heimischen Wirtschaftsbetriebe und die Sorgen der Unternehmer.“ Mit 27 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme konnte sich Hartmut Stickan nach geheimer Wahl der großen Unterstützung (93 Prozent) des SPD-Ortsvereins bei seiner Kandidatur gewiss sein. Was die Unterstützung von Grünen, FDP und Unabhängigen für Hartmut Stickan angehe, seien bereits die Gespräche aufgenommen worden, so Fabian Golanowsky. &bdquo;Die Fraktionen müssen das noch besprechen, aber es gab positive Signale“. Mit breiter Mehrheit wurden in der Mitgliederversammlung zudem die Wahlbezirkskandidaten sowie die Kandidaten und Kandidatinnen für die Reserveliste gekürt. Der Ortsvereinsvorsitzende dankte allen, die sich zur Wahl gestellt hätten. &bdquo;Wir stellen uns stark auf – mit erfahrenen Kräften und mit neuen, engagierten Gesichtern. Das freut mich persönlich besonders.“

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