25 Jahre Fennel-Stiftung Bad Oeynhausen: Eine Erfolgsgeschichte mit Problemzonen

Bad Oeynhausen. Stolz zu sein, so überlegt Anna Katharina Bölling, sei ja eigentlich &bdquo;etwas unostwestfälisch“. In diesem Fall aber dürfe man schon stolz sein auf das, was hier in Bad Oeynhausen mit der Fennel-Stiftung geschaffen worden sei, sagt die Regierungspräsidentin am Freitag beim Jubiläumsfest im Innovationszentrum Fennel (IZF) an der Buddestraße. &bdquo;Das waren 25 Jahre Wirken für eine bessere und solidarische Gemeinschaft“, lobt Bölling. Grundgedanke der Stifter Doris und Bernd Fennel sei es im Mai 2020 gewesen, jungen Menschen eine Ausbildung zu ermöglichen, die sonst wenig Chancen auf einen Ausbildungsplatz gehabt hätten: So beschreibt der heutige Stiftungsvorstand Berndt Kriete den Stiftungszweck. Doch es gab in dieser Erfolgsgeschichte auch schwierige Jahre, wie Kriete berichtet. Die Jahrtausendwende war die Hochphase für den Handyschalen-Hersteller Balda. Bernd Fennel, der im Dezember 2021 verstorbene Unternehmer, hatte aus dem maroden Kamera-Hersteller eine der dynamischsten Unternehmungen im boomenden Mobilfunk-Markt gemacht. Vor allem in den ersten Jahren nach Baldas Börsengang im November 1999 wuchs das Unternehmen in Wulferdingsen rasant. &bdquo;Wir brauchen mehr Auszubildende“, habe Bernd Fennel damals erkannt, so berichtet Berndt Kriete. Es war also nicht gänzlich uneigennützig, als das Ehepaar Fennel dann im Jahr 2000 die Stiftung gründete. Denn für Baldas Wachstum brauchte es qualifizierte Mitarbeiter. 11 Millionen Euro in Stiftung und IZF investiert Fennel stattete die Stiftung zunächst mit einem Anfangsvermögen von 1 Million D-Mark (rund 500.000 Euro) aus. Und er stockte das Vermögen rasch auf 5 Millionen D-Mark auf. &bdquo;Heute beträgt das Vermögen der Fennel-Stiftung 3,3 Millionen Euro“, verrät Kriete. Nur zwei Jahre nach Gründung der Stiftung war das in Beton, Holz, Stahl und Glas gegossene Herzstück der Stiftung eröffnet: das IZF. 7,5 Millionen Euro habe Fennel in den Bau des über 200 Meter langen Gebäudes mit gut 5.000 Quadratmetern Nutzfläche investiert, so Kriete. &bdquo;Bernd Fennel hat hier inklusive des Gebäudes und des Grundstücks rund 11 Millionen Euro investiert“, so Kriete. Mit dem Neubau begann auch die Ausbildungsphase. Zwischen 120 und 150 junge Menschen seien hier am stiftungseigenen Berufskolleg in sechs Klassen zu Industriemechanikern und Maschinen- und Anlagenführern ausgebildet worden. &bdquo;Jedes Jahr konnte das Kolleg 50 Abgänger mit kompletter Berufsausbildung entlassen“, berichtet Kriete. Vor allem seien das junge Menschen gewesen, deren Stärke eher im Handwerklichen als in der Theorie gelegen habe. &bdquo;Um die Schüler zu fördern, gab es zum Beispiel Zusatzkurse in Mathe oder Englisch und eine breite praktische Ausbildung, und das alles unter einem Dach“, erläutert Kriete. Lesen Sie auch: Stadtwerke Bad Oeynhausen reorganisieren Fernwärme-Vertrieb (2023) Vor 12 Jahren drohte die Insolvenz An die 700 Fachkräfte seien so bis 2016 ausgebildet worden. Dazu kamen stetig zwei bis drei Klassen mit Umschülern, die hier eine Ausbildung machten. &bdquo;Das ist schon eine stolze Bilanz“, findet Kriete. &bdquo;Nur wirtschaftlich hat das nicht funktioniert.“ Denn die Fennel-Stiftung geriet zunehmend in Schieflage. &bdquo;Mit bis zu 28 Mitarbeitern und dem Gebäude hier gab es einen enormen Kostenapparat, den die Stiftung nicht stemmen konnte.“ Als Berndt Kriete zusammen mit Christian Grube 2013 von Bernd Fennel in den Vorstand geholt wurde, habe die Fennel-Stiftung kurz vor der Insolvenz gestanden. &bdquo;Das aber wollten alle Beteiligte unbedingt verhindern“, berichtet Kriete. 4,5 Millionen Euro Schulden habe die Stiftung gehabt. Weshalb die folgenden Jahre im Zeichen der Sanierung standen. &bdquo;Wir haben dann beschlossen, mit anderen Bildungseinrichtungen zu kooperieren“, führt Kriete aus. &bdquo;Die Wahl fiel auf die Deutsche Angestellten Akademie (DAA), die 2016 das gesamte IZF-Gebäude mietete.“ Und die die Bildungsarbeit ganz im Sinne der Fennel-Stiftung fortgeführt habe. Um das Jahr 2020 aber seien die Schülerzahlen zurückgegangen, so berichtet Kriete im Gespräch mit der NW. Die DAA kündigte an, das Berufskolleg zu schließen und deutlich weniger Raum zu benötigen. Anfang 2023 wurde bekannt, dass sich die Stadtwerke Bad Oeynhausen mit dem Gedanken beschäftigte, das IZF zu kaufen. &bdquo;Ein Verkauf hätte der Stiftung neue finanzielle Spielräume gegeben“, erklärt Kriete. Doch der Verwaltungsrat der Stadtwerke lehnte den Kauf ab. Dafür kam ein anderer Großmieter: Im Oktober 2023 zog Balda Medical mit einem kleinen Teil seiner Produktion an der Buddestraße ein. Für Kriete so etwas wie Baldas Rückkehr zu den Wurzeln. 1.800 Quadratmeter Fläche habe Balda Medical im IZF angemietet, so Kriete. Auch die Akademie ist nach wie vor ein wichtiger Mieter im IZF. Weiterhin gibt es hier Ausbildungsprogramme für technische Berufe. Dazu hat die DAA im Frühjahr 2024 eine Pflegeschule im IZF eröffnet. Außerdem sind die Stadtwerke, die Westfälische Gesellschaft für Weiterbildung, das Verkehrssicherheitszentrum Walther und das IT-Unternehmen Backs im IZF vertreten. Von den knapp 5.000 Quadratmetern Nutzfläche im IZF seien aktuell 4.200 Quadratmeter vermietet, berichtet Kriete. Und die Schulden seien bis Ende des Jahres auf 400.000 Euro abgebaut, sagt Kriete. &bdquo;Manchmal war die Stiftung auch ein Rettungsanker“ &bdquo;Doris und Bernd Fennel haben vor 25 Jahren mit ihrer Stiftung vielen jungen Menschen die Chance eröffnet, ihren Horizont zu erweitern“, sagt Bürgermeister Lars Bökenkröger. &bdquo;Und manchmal war die Ausbildung durch die Stiftung auch ein Rettungsanker.“ Denn: &bdquo;Die Ausbildung hier war nicht nur ein Schlüssel, der den Weg in den Arbeitsmarkt öffnete, sondern auch zu einem selbstbestimmten Leben“, so Bökenkröger. Berndt Kriete geht davon aus, dass die Stiftung diese Aufgabe auch weiterhin erfüllen kann. &bdquo;Wir sind ja eine Ewigkeitsstiftung“, erklärt der Kuratoriums-vorsitzende. Das heißt: Das Stiftungsvermögen darf nicht verbraucht werden, die Aufwendungen sind allein aus den Erträgen zu finanzieren. Zu den bereits bewährten Bildungsangeboten, auch in Schulen und in Kooperation mit privaten Bildungseinrichtungen, kann sich Kriete in Zukunft auch vorstellen, auf dem Feld der Gesundheitsförderung tätig zu werden. &bdquo;Wir wollen den Breitensport und Bewegung vor allem für Jugendliche unterstützen“, stellt Kriete in Aussicht. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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