Neuer Dokumentarfilm: Regisseur vom Bad Oeynhausen-Film kehrt ins UCI zurück

Bad Oeynhausen. Ein Dokumentarfilm erfordert Zeit und oft auch unkonventionelle Methoden. Über Jahre hat Daniel Abma eine Wohngruppe für Jugendliche und deren Mitarbeiter begleitet, hat dort ein Praktikum gemacht und letztlich die Protagonisten seines Films ein Jahr lang mit der Kamera begleitet. &bdquo;Im Prinzip Familie“ heißt das neue Werk des niederländischen Regisseurs, der auch für den Bad Oeynhausener Dokumentarfilm &bdquo;Autobahn“ verantwortlich zeichnete. Am Samstag, 14. Juni, ist Abma bei der Premiere von &bdquo;Im Prinzip Familie“ - der jüngst in Erfurt den &bdquo;Goldenen Spatz“ als bester Dokumentarfilm gewann - zu Gast im UCI. Bad Oeynhausen, das ist für Daniel Abma immer noch ein ganz besonderer Ort. Hier hat er zusammen mit seinem Team acht Jahre lang immer wieder in Sachen Stadtautobahn und Nordumgehung gedreht, hat viele Freundschaften geschlossen und schließlich nach einem Jahr Arbeit das Film-Ergebnis im Januar 2020 im UCI Bad Oeynhausen präsentiert. Über Wochen sorgte &bdquo;Autobahn“ kurz vor Corona für ausverkaufte Kinosäle. Auch ein Grund, warum sich Abma nun zusammen mit dem Filmverleih Camino dafür stark gemacht hat, das neue preisgekrönte Werk auch in der Kurstadt zu zeigen. &bdquo;Ich freue mich so sehr auf das Bad Oeynhausener Publikum“, sagt er strahlend. &bdquo;Die kenne ich ja gefühlt alle.“ Abmas vierter Langfilm sorgte bereits bei seiner Weltpremiere auf der DOK Leipzig für große Aufmerksamkeit und wurde dort gleich dreifach ausgezeichnet. Seitdem lief &bdquo;Im Prinzip Familie“ auf zahlreichen renommierten Festivals. Das Filmteam freut sich zudem über eine besondere Auszeichnung: Kameramann Johannes Praus ist für den Deutschen Kamerapreis nominiert. Fast wie Familie, aber immer auf Zeit: Zwischen Elternliebe, Bürokratie und Jugendamt geben drei Erzieherinnen und Erzieher alles, um für Kinder ein Zuhause zu schaffen. &bdquo;Im Prinzip Familie“ ist ein Film über die Superkraft, ein Kind großzuziehen und Familie in all ihren Facetten. &bdquo;Bevor es mich zum Filmemachen zog, wollte ich selbst einmal als Pädagoge arbeiten und habe Soziale Arbeit und Grundschullehramt studiert. Was mich letztlich davon abhielt: die große Verantwortung“, erinnert sich Abma. Umso mehr bewundere er Menschen, die dies täglich tun, die die Verantwortung nicht scheuen, sondern sich für andere einsetzen, mit viel Herzblut, Liebe und Energie für das Wohl von anderen. Lesen Sie auch: Das sind die Männer hinter der Autobahn-Dokumentation Fünf Jahre Recherche vor den Dreharbeiten &bdquo;Die Großen fehlen, um die Kleinen zu versorgen“, las der Niederländer, der in Berlin lebt, 2017 in einem Zeitungsartikel. &bdquo;Ich realisierte erstmals den massiven Mangel an Erzieherinnen und Erziehern und die Konsequenzen, die der Fachkräftemangel für die Kinder- und Jugendhilfe haben kann. Je mehr ich mich mit dem Thema befasst habe, desto klarer wurde mir, dass ich einen Film machen wollte, der Mut macht, und bei allen Missständen im System, die ich nicht außen vorlassen will, ein positives Beispiel zeigt. 2018 habe ich dann das erste Mal die Wohngruppe im Haus am See besucht.“ Es war der Auftakt zu einer fünfjährigen Recherche: &bdquo;Im Zuge derer ich zu den Menschen, die auf dem Gelände leben und arbeiten, eine enge Beziehung aufbauen konnte – die Grundvoraussetzung für die filmische Arbeit an diesem besonderen Ort, der Fremden in der Regel nicht zugänglich ist.“ Der Trailer zum Film Es geht um fünf Jungs zwischen 8 und 14 Jahren und fünf Erzieher - im Film kommen letztlich zwei Jungen (10 & 14) sowie drei Mitarbeiter vor. &bdquo;Es sind die Menschen, die in der Gesellschaft nicht sichtbar sind, die im Abseits arbeiten, aber extrem systemrelevant sind“, betont Daniel Abma. Würden die nicht mit den Kindern arbeiten, &bdquo;dann hätten die Kinder niemanden“. Vier Jahre hat Daniel Abma im Vorfeld recherchiert, hat als Praktikant in der intensivpädagogischen Wohngruppe gewohnt und mitgearbeitet: &bdquo;Ich habe Frühstück gemacht, die Kinder zur Schule gefahren, ihnen vorgelesen, bei den Hausaufgaben unterstützt und viele, viele Gespräche geführt.“ Durch all das habe er einen tiefen Einblick bekommen, &bdquo;Dabei stand und steht für mich der Schutz der Kinder, ihre Zustimmung und Unterstützung sowie ein Umgang auf Augenhöhe mit meinen Protagonisten, Kindern wie Erwachsenen, immer an erster Stelle.“ Im Sommer 2022 begannen dann die einjährigen Dreharbeiten. Lesen Sie auch: Schwärmerei in der Warteschlange: Ansturm auf Autobahn-DVD mit Widmung Wo diese Gruppe ist und wie die Nachnamen der Kinder und Mitarbeiter lauten, das erfährt der Zuschauer aus Datenschutzgründen nicht. &bdquo;Aber: &bdquo;Es könnte überall in Deutschland sein. Diese Menschen sind beispielhaft fürs ganze System“, sagt Abma. &bdquo;Mit dem Film möchten wir bewusst einen positiven, konstruktiven Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung der Kinder- und Jugendhilfe leisten. Wir bieten einen intimen Einblick in diesen komplexen Apparat und in den beruflichen Alltag von Erzieherinnen, in dem die Beziehungsarbeit an erster Stelle steht. Familie ist die kleinste Einheit der Gesellschaft, und damit auch ein Grundstein unseres Staates. Aber was, wenn diese Einheit nicht intakt ist? Wen kümmerts?“ Ein Film für alle Menschen, die mit Kindern zu tun haben Derzeit wachsen mehr als 200.000 junge Menschen in Deutschland außerhalb der eigenen Familie in Wohngruppen und Pflegefamilien auf. Die stationäre Kinder- und Jugendhilfe ist eine ganz andere Form des Familienbetriebs, ein komplexer Apparat, in dem an die Seite der Eltern ein Netz aus Sozialarbeitern, Jugendämtern, Erziehern und Psychologen tritt, die gemeinsam daran arbeiten, familiäre Defizite zu verwalten, und bestmöglich zu kompensieren. Abma: &bdquo;Was dabei oft in Vergessenheit gerät ist, dass die Kinder selbst die größte Leistung erbringen: fernab von zuhause aufzuwachsen.“ &bdquo;Es ist ein Film für alle Menschen mit Kindern“, sagt Abma über die Zielgruppe. &bdquo;Wir alle haben eine Meinung über Erziehung.“ Aber auch und gerade für das Fachpublikum sei der Film spannend. &bdquo;Wir möchten den Film in den Dienst der Sache stellen und durch eine breit angelegte Impact Kampagne mit unterschiedlichsten Partnerschaften aus dem pädagogischen und sozialpolitischen Bereich wirksam werden. Und unabhängig davon den Film in Zeiten eines sich wandelnden Familienbegriffs zum Anlass nehmen, um zu diskutieren, ob die klassische Kernfamilie das Nonplusultra des familiären Zusammenseins sein sollte.“ Für Schulen gibt es zum Film entsprechendes Bildungsmaterial, mit dem &bdquo;Im Prinzip Familie“ im Unterricht vor- und nachbereitet werden kann. Am Samstag, 14. Juni, flimmert die Dokumentation um 17.30 Uhr im UCI über die Leinwand. Mit dabei ist dann auch Daniel Abma, der sich nach dem Film den Fragen des Publikums stellt. &bdquo;Es ist kein Betroffenheitsfilm, niemand wird depressiv aus dem Kino gehen“, betont der Regisseur. Stattdessen biete der Film viele heitere Momente. &bdquo;Die Zuschauer werden hoffnungsvoll aus dem Kino gehen.“ Wer die Premiere verpasst, hat danach weiterhin Gelegenheit, den Film zu schauen, da er noch regulär im Programm des UCI gezeigt wird.

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