Eine Liebesgeschichte der besonderen Art wird in Bad Oeynhausen zum Publikumserfolg

Bad Oeynhausen. Was macht das mit einem Traumpaar wie Arthur und Jane, wenn plötzlich das Schreckgespenst Alzheimer in ihre Liebesbeziehung rauscht? Wenn Nebel und Niemandsland Stück für Stück die romantische Zweisamkeit zunichtemachen? Wenn das Leben und die Zukunft mit Macht aus ihrer Verankerung brechen? Eine berührende Innenansicht dieser emotionalen Flutkatastrophe zeigt das Kleine Theater Rehme in seiner neusten Inszenierung von Matthew Seagers &bdquo;In other Words“ - einer deutschen Erstaufführung in der Übersetzung von Alexandra Kamp, die jetzt in der Druckerei Premiere hatte. Und mit der das Ensemble nach dem &bdquo;Kunstseidenen Mädchen“ im vergangenen Jahr ein weiteres Mal einen großen Publikumserfolg landete. Alles fängt mit einem Glas Rotwein an, das Arthur Jane versehentlich über das Kleid gießt. Einen Moment später tanzt das Paar verliebt zu Frank Sinatras Hit &bdquo;Fly me to the Moon“. Der erste Kuss folgt auf dem Fuß. Dann ein jahrzehntelanges Leben in Harmonie. Es knistert immer noch ganz schön zwischen den beiden, die da auf der Bühne in der Druckerei in einem Rückblick ihre romantische Liebesgeschichte erzählen. Bis sich die nervigen, kleinen Vergeßlichkeiten häufen und eine beängstigende Verunsicherung wächst. Die Liebesmomente werden seltener und die Verunsicherung nimmt zu. Musik macht die eigentlich unerträgliche Geschichte erträglich Er, der eigentlich nur beim Krämer nebenan Milch und Briefmarken kaufen will und plötzlich einfach nicht mehr weiter weiß. &bdquo;Das ist, als ob ich mir selbst zuschaue. Das ging Jahre so weiter. Ich versuchte es zu vertuschen“, beschreibt Thorsten Wolfersdorf als Arthur den Beginn seines Martyriums. Oder: &bdquo;Du wachst jeden Morgen auf und weißt nicht, welche Version von dir du sein wirst oder ob ein anderer Teil von dir abgefallen ist“. Janes Ungeduld wächst mit Aggressionen, die wie giftige Pfeile in die Beziehung schießen. Das Paar verliert zunehmend den Boden unter den Füßen. Das geht dem Publikum spürbar unter die Haut. Lesen Sie auch: Von Bad Oeynhausen nach Löhne: Das könnte der Anfang einer besonderen Theaterkooperation sein Der rote Faden in der Inszenierung von Theaterchef Johannes Kindler ist die Musik: die großen Hits von Frank Sinatra von &bdquo;Fly me to the Moon“, das im Original &bdquo;In other Words“ hieß, bis hin zu &bdquo;That´s life“ - ein stimmungsvoller Kompass für ein &bdquo;Auf-Wolken-Schreiten-Gefühl“. Wie wärmende Sonnenstrahlen machen sie die eigentlich unerträgliche Geschichte erträglich. Da sind aber auch die gespenstischen Geräusche von zerriebenem Metall, von Hundegebell und zerspringendem Glas, die die Katastrophe hörbar machen. In feinen Nuancen lässt Kindler seine Protagonisten ihre Geschichte erzählen. Und macht nebenbei auch erlebbar, was die Diagnose Alzheimer für Angehörige bedeutet. Mandy Fuchs als Jane und Thorsten Wolfersdorf als Arthur sind eine Idealbesetzung für das Liebespaar, das in Schieflage gerät, sie machen die Seelenlage des Paares mit feinem Spiel erlebbar. Dass sie zur Vorbereitung auf die Inszenierung bei Alzheimerkranken hospitiert haben, macht ihre Umsetzung umso überzeugender. Das Publikum ist durchweg gefesselt. Im Zuschauerraum herrscht absolute Stille, in die am Ende der gigantische Applaus wie ein Orkan fährt. Wer die Premiere verpasst hat, kann die Inszenierung noch am Freitag, 16. Mai, und am Freitag, 23. Mai, jeweils um 19.30 Uhr in der Druckerei erleben. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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