Bad Oeynhausener soll Polizist auf Busbahnhof angegriffen haben

Bad Oeynhausen. Die tödlichen Schläge am Rande einer Abifeier im vergangenen Sommer haben das Sicherheitsgefühl in der Kurstadt nachhaltig gestört. Viele Politiker, darunter auch der Bad Oeynhausener Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU), forderten danach mehr Sicherheit in der Innenstadt. Der Stadtrat machte Haushaltsmittel für zusätzliche Stellen im Außendienst des Ordnungsamts locker. Und Landrat Ali Dogan (SPD) sagte bei einer Bürgerversammlung in der Kurstadt Polizeipräsenz zu. Beide verabredeten zudem die Intensivierung gemeinsamer Streifen von Polizei und Ordnungsamt, um das Sicherheitsgefühl zu verbessern. Was für Scherereien die Mitarbeiter der Polizei und des Ordnungsamts dabei erleben, lässt sich in einem Strafprozess vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen besichtigen. Ein 38 Jahre alter Bad Oeynhausener muss sich wegen tätlichen Angriffs am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) auf Vollstreckungsbeamte verantworten. Der Angeklagte hockte mit anderen auf Colakisten unter der Überdachung des Busbahnhofs und trank Bier, versperrte aber offenbar auch den Eingang zur Tiefgarage &bdquo;Salzhof“. Laut Staatsanwalt hielten sich am Mittwochnachmittag, 2. Oktober 2024, etwa zehn Personen dort auf. Zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts und ein Polizist, die gemeinsam auf Streife waren, gingen auf die Gruppe zu und forderten sie auf, den Platz zu räumen. Aufregung um eine angebliche Beleidigung Die meisten leisteten der Aufforderung Folge. Der Angeklagte aber soll laut Staatsanwalt einen Polizeibeamten bedrängt und geschlagen haben. Der Angeklagte selbst bestreitet das, die lautstarke Auseinandersetzung aber leugnet er nicht. Er habe sich bloß eingemischt, erklärt er vor Gericht, weil der Polizist seinen Bruder, der ebenfalls Teil der Gruppe war, beleidigt habe. Während alle anderen einfach weggingen, rasteten die Brüder völlig aus. Anlass war wohl ein falsch verstandener Satz des Polizisten. Laut Staatsanwalt soll er zu seinen Kollegen vom Ordnungsamt gesagt haben: &bdquo;Diskussionen mit den Typen haben keinen Zweck.“ Der Bruder des Angeklagten verstand aber statt &bdquo;Typen“ angeblich &bdquo;Tulpen“. Lautstark forderte er den Namen des Polizisten und dessen Dienstnummer und lief ihm hinterher. Der Verteidiger des Angeklagten findet: &bdquo;Die ganze Situation war nicht glücklich. Der Polizist hätte auch deeskalieren können.“ Das sieht der Staatsanwalt ganz anders. &bdquo;Die Szene am ZOB toleriert die Polizei nicht und provoziert, wo sie kann“, so der Staatsanwalt. Es sei der Angeklagte gewesen, der den Platz einfach hätte räumen sollen. Die Begegnung zwischen den Brüdern und dem Beamten eskalierte danach weiter. Beide Männer verfolgten den Polizisten bis zum Streifenwagen. Der Bruder des Angeklagten soll gerufen haben: &bdquo;Bei so was greift ihr ein und vor Clanmitgliedern habt ihr Angst!“ Feuchte Aussprache: War der Angeklagte infektiös? Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte dann handgreiflich geworden sein. Direkt vor dem Polizisten zückte er offenbar einen Gegenstand, den der Beamte reflexartig wegschlug. Wie sich später herausstelle, war das ein Mobiltelefon, das auf den Boden aufschlug. Der Angeklagte soll daraufhin den Polizisten mit der Faust gegen die Schulter geschlagen haben, was er vor Gericht bestreitet. Lesen Sie auch: Mehr Straßenkriminalität und Gewalt in Bad Oeynhausen Ein Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin des Ordnungsamts wurden Zeugen der Szene und schildern beide dem Gericht die Stöße des Angeklagten gegen die Schulter des Polizisten. &bdquo;Das war ein Gehangel“, sagt die Ordnungshüterin und erzählt, wie sie sich zwischen den Polizisten und den alkoholisierten Angeklagten stellte, um die Situation zu beruhigen. Der Angeklagte ließ sich aber nur mit Mühe beschwichtigen. &bdquo;Er hatte eine sehr feuchte Aussprache“, so die Ordnungshüterin. Das bestätigt ihr Kollege. Seine Spucke besudelte ihre Brille, spritzte ins Gesicht und auf die Uniform des Polizisten. Eine ekelhafte Erfahrung - mit erheblichen Auswirkungen. Wie sich herausstellte, war der Angeklagte nämlich als hochinfektiös in einer Datenbank registriert. Er soll damals unter einer meldepflichtigen Hepatitis-C-Infektion gelitten haben. Die Ordnungshüterin musste sich einem aufwendigen Gesundheitscheck unterziehen. Ein halbes Jahr nach dem Vorfall steht eine dritte Blutuntersuchung noch aus. Vor Gericht entschuldigt sich der Angeklagte bei der Ordnungshüterin und stellt klar, dass damals keine Ansteckungsgefahr von ihm ausgegangen sei: &bdquo;Ich bin komplett behandelt und geheilt.“ Rückzug in den Streifenwagen Nach der Spuckerfahrung zogen sich die drei Ordnungshüter in den Streifenwagen zurück und verriegelten die Türen. Der Angeklagte und sein Bruder aber stellten sich vor und hinter den Streifenwagen, so schildern es die Mitarbeiter des Ordnungsamts vor Gericht. Der Polizist zirkelte das Auto schließlich an den Männern vorbei rückwärts vom ZOB in die Kaiserstraße. Dort warteten die drei auf Verstärkung. Der Bruder des Angeklagten erzählt dem Gericht dagegen, er sei von dem Polizisten im Streifenwagen angefahren worden. Als der Staatsanwalt wissen will, warum er nicht einfach gegangen sei, verweist der Bruder des Angeklagten auf angebliche Provokationen durch den Beamten. Dieser Polizist sei derselbe gewesen, der kurz zuvor auch seiner Lebensgefährtin einen Strafzettel verpasst habe, weil sie zu laut im Auto Musik gehört habe. Das sei für ihn der Auslöser gewesen, sich nicht alles bieten zu lassen. Der Verteidiger regt schließlich an, das Verfahren gegen seinen Mandanten einzustellen, schließlich habe ein Teil der Auseinandersetzung mit dem Bruder stattgefunden und der Polizist nicht deeskaliert. Der Staatsanwalt widerspricht und verweist auf die Stöße gegen die Schulter des Polizisten. Der Richter sieht für eine Einstellung keinen Grund. Er vertagt den Prozess und will noch den betroffenen Polizisten hören. Die Verhandlung soll am Donnerstag, 24. April, fortgesetzt werden. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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